„Ihre Ansage ist eine Ohrfeige für Ehrenamtliche“

Ex-ORFler Bergmann (li.) rät Lindner, ihre Gage zu spenden.
ÖVPler kritisieren die ehemalige ORF-Chefin Monika Lindner scharf.

Monika Lindner bringt sich immer mehr in die Bredouille. Nicht nur, dass sie das gut dotierte Nationalratsmandat nun doch annimmt, erregt Freund und Feind; auch ihre Begründung dafür empört. Auf die Gage verzichte sie nicht, weil „ehrenamtliche, unentgeltliche Tätigkeiten nicht ernst genommen“ würden.

Der ehemalige ÖVP-Abgeordnete Ferdinand Maier urteilt via KURIER: „Ihre Ansage ist eine Ohrfeige für alle ehrenamtlichen Helfer in diesem Land. Ich rate ihr, dass sie das Mandat aus Selbstschutz zurücklegt.“Kein Vorbild Lindner hat den Parlamentssitz Frank Stronach zu verdanken. Er hat sie auf die Wahlliste genommen; die Ex-ORF-Generalin sagte sich nach drei Tagen aber von ihm los – und beteuerte, nicht in den Nationalrat zu gehen. Nun tut sie es doch. Für Ex-ÖVP-Klubchef Heinrich Neisser ist das verwerflich.

Lindner habe nicht wahlgekämpft, die Stimmen habe nicht sie, sondern Stronach bekommen. Ihr Verhalten sei, „vornehm ausgedrückt“, demokratisch kein Vorbild. Kurt Bergmann, ehemals ÖVP-Abgeordneter, dann ORF-Generalsekretär, empfiehlt Lindner, ihr Nationalratssalär (rund 8300 Euro brutto im Monat) „Licht ins Dunkel“ zu spenden.Wie wird in Hilfsorganisationen Lindners Urteil über Ehrenamtliche gewertet? Sie ist immerhin Vizepräsidentin des „Roten Kreuzes“. „Ich habe mit ihr darüber gesprochen. Das Ganze war ein Missverständnis. Sie hat gemeint, dass die Arbeit von Ehrenamtlichen öffentlich nicht ernst genommen wird“, sagt „Rot Kreuz“-Präsident Gerald Schöpfer dem KURIER. Einstweilen behält Lindner ihre Funktion. Schöpfer geht aber davon aus, dass sie im Mai 2014 nicht erneut kandidiert – mangels Zeit.Ein anderes Ehrenamt hat sie zurückgelegt: die Präsidentschaft des Hilfswerks Austria International. Warum, erklärt sie so: „Ich möchte mich ganz meiner Tätigkeit als Abgeordnete widmen.“ Hilfswerk-Chef und ÖVP-EU-Mandatar Othmar Karas bedankt sich öffentlich zwar für ihr Engagement. Es ist wohl Pflicht-Lob. Tatsächlich zürnen die Schwarzen. Sie haben die Karriere der 69-Jährigen gefördert, unter Schwarz-Blau wurde sie gar Chefin des ORF.

Jetzt möchte kein ÖVPler mehr mit Lindner zu schaffen haben. „Ich habe null Kontakt zu ihr“, sagt etwa Klubchef Karlheinz Kopf. Im Parlament wolle er mit der „wilden“ Abgeordneten „normalen“ Umgang pflegen. Wie werden es die anderen halten? Kopfs SPÖ-Pendant Josef Cap bleibt vage: „Sollte sie ihr Mandat wirklich ausüben, wird sich alles andere weisen.“ FPÖ-Mandatar Harald Vilimsky befindet lediglich: „Der parlamentarische Knotenpunkt wird Frau Lindner nicht sein.“

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