Unis bringen Wien 2,3 Mrd. Euro pro Jahr

APA1390079-2 - 13102009 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 192 II - Studenten sitzen am 13. Oktober 2003 waehrend einer Lehrveranstaltung im Audimax der Uni Wien am Boden der Gaenge des ueberfuellten Hoersaales. Nach Hochschülerschaft und Grünen sprechen sich nun auch Rektoren für Ausgleichszahlungen Deutschlands wegen des Ansturms deutscher Studenten auf österreichische Universitäten aus (Archiv). APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Jeder zehnte Wiener ist Student - das macht sich auch wirtschaftlich enorm bemerkbar, belegt eine Studie.

Wien und seine Studenten - eine fruchtbare Beziehung: Die Universitäten und Fachhochschulen in Wien bringen der Stadt eine direkte Wertschöpfung in der Höhe von 2,3 Mrd. Euro. Das zeigt eine vom Beauftragten der Stadt Wien für Universitäten und Forschung, Alexander Van der Bellen (Grüne), beauftragte Studie des Instituts für Stadt- und Regionalforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Konsumausgaben bringen am meisten

Den Löwenanteil mit rund 1,76 Mrd. Euro bringen dabei die Konsumausgaben der rund 186.000 Wiener Studenten. Die vergleichbaren Ausgaben der rund 31.400 Uni-Mitarbeiter liegen bei knapp 300 Mio. Euro, die Bau-, Sach- und Investitionsausgaben der Hochschulen, die an in Wien ansässige Unternehmen gehen, betragen rund 240 Mio. Euro, so Studienautor Robert Musil bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Dazu kommen noch indirekte Wertschöpfungseffekte, die durch diese Ausgaben hervorgerufen werden. Die Studie beziffert diese mit zusätzlich 13.000 Beschäftigten etwa in Handel und Gastronomie, die wiederum einen Einkommenseffekt von knapp 400 Mio. Euro haben.

Hohe Studentendichte

Mit seinen 186.000 Studenten hat Wien eine wesentlich höhere Studentendichte als etwa Berlin oder München. Jeder zehnte Wiener ist damit an einer Uni oder Fachhochschule inskribiert - in der Gruppe der 19- bis 26-Jährigen ist es sogar jeder zweite. Zum Vergleich: Berlin verfüge mit rund 3,3 Mio. Einwohnern über eine ca. 80 Prozent größere Bevölkerungszahl als Wien, habe aber nur rund 160.000 Studenten, so Van der Bellen.

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Die Studie reiht sich laut Musil in einen "Boom an Wertschöpfungsstudien" ein, der von den USA in den 1990er Jahren auch auf den deutschsprachigen Raum übergegriffen hat. Grund: "Die Hochschulen unterliegen immer mehr einem betriebswirtschaftlichen Rechtfertigungsdruck."

Bei der Erhebung sei es um sekundäre Effekte gegangen - also nicht um den Wissensoutput der Hochschulen, sondern um die regionalökonomischen Effekte, so Musil. Ausgewertet wurden unter anderem interne Daten der Hochschulen zu Investitions- und Sachausgaben, Gehaltsstruktur und Herkunft der Studenten sowie andere Untersuchungen wie die Studierendensozialerhebung, Analysen zu Kaufkraftströmen sowie Daten zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Van der Bellen will die Hochschulen aber nicht nur auf Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte reduziert wissen: "Bildung und Ausbildung hat einen qualitativen Wert, der sich quantitativ nicht messen lässt." Die Österreichische HochschülerInennschaft (ÖH) forderte in einer Aussendung einen Ausbau des Beihilfensystems und mehr Unterstützung durch den Staat. Daraus ergebe sich auch eine höhere Wertschöpfung für die Hochschulstandorte.

1,13 Milliarden Euro Wertschöpfung allein durch die Uni Wien plus 100.000 Angehörige Studierende und Mitarbeiter – die Universität Wien ist eine Stadt in der Stadt, auf die diese Stadt schon allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht verzichten kann.

Hinzu kommt: Die Uni verjüngt die Stadt. Das Wissen und Know-how, das durch wettbewerbsfähige Universitäten generiert wird, die daraus resultierende Innovationskraft in Form von jungen, gut ausgebildeten Mitarbeitern oder findigen Start-up-Initiativen, ist von uneinschätzbarem Wert.

Wien liegt im internationalen QS-Ranking der besten Uni-Städte an 15. Stelle. Die Lebensqualität, die relativ günstigen Mieten, die Sicherheit – sie machen Wien international attraktiv. Paris, London und Singapur führen das Ranking an – nicht uneinholbar. Wenn die Verantwortlichen hierzulande ein bisschen mehr erkennen, welchen Wert Bildung und Wissenschaft für die Gesellschaft – und die Wirtschaft – hat, Reformen nicht blockieren sondern zügig auf den Weg bringen, könnten wir wirklich top sein, nicht nur in der Uni-Welt. Die Basis ist gut und sie ist da.

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