Michael Häupl: Langzeitchef mit legendären Sprüchen

Häupl und die Wiener SPÖ versuchten gegenzusteuern. Vom Parteivorstand wurde etwa eine "Perspektivengruppe" eingesetzt. Eine angekündigte Umbildung der Stadtregierung fand ebenfalls statt. Und: Häupl kündigte schließlich an, "zeitnah" nach der Nationalratswahl den Hut zu nehmen.
Wort- und wirkungsmächtig lenkt er seit 21 Jahren die Geschicke Wiens. Wie lange noch, ist fraglich.

Seine Sprüche (und Launen) sind legendär, im April diesen Jahres lieferte er neue Munition: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig." Das war auf die Arbeitszeit der Lehrer gemünzt. Dabei stammt Michael Häupl selbst aus einer – VP-nahen – Lehrerfamilie. Inzwischen hat der gebürtige Altlengbacher und studierte Biologe knapp 21 Jahre als Bürgermeister der Stadt Wien auf dem Buckel.

Seine ersten politischen Schritte erfolgten als Mitglied der national-freiheitlichen, schlagenden Schülerverbindung "Jungmannschaft Rugia zu Krems". Nach einem "Damaskuserlebnis" trat er jedoch als 19-Jähriger aus der Verbindung aus und wandte sich dem Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) zu. Als dessen Bundesvorsitzender fungierte er von 1975 bis 1977.

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1983 zog er in den Wiener Gemeinderat ein. Am 29. Jänner 1988 wechselte er auf Wunsch seines politischen Ziehvaters Helmut Zilk als Umweltstadtrat in die Stadtregierung. 1993 trat er die Nachfolge Hans Mayrs als Vorsitzender der Wiener SPÖ an, die Wahl zum Stadtoberhaupt erfolgte am 7. November des Folgejahres.

Michael Häupl: Langzeitchef mit legendären Sprüchen

Bild: Die Amtsübergabe von Helmut Zilk an Michael Häupl

Absolute kam und ging

Gleich bei seiner ersten Wahl 1996 musste Häupl eine herbe Niederlage einstecken: Erstmals in der zweiten Republik verlor die SPÖ die absolute Mandatsmehrheit und musste eine Koalition mit der ÖVP eingehen. 2001 konnten die für die Wiener SPÖ gewohnten Verhältnisse jedoch wiederhergestellt werden, 2005 wurde die Absolute sogar wieder leicht ausgebaut. Fünf Jahre später setzte es aber deutliche Stimmen- und Mandatsverluste, Häupl war wieder gezwungen, eine Koalition einzugehen. Diesmal entschied er sich für einen Regierungspakt mit den Grünen, das Abkommen mit deren Landeschefin Maria Vassilakou besiegelt er mit den Worten "Man bringe den Spritzwein".

Michael Häupl: Langzeitchef mit legendären Sprüchen
Wiens Buergermeister Michael Haeupl (SPOe) und die designierte Vizebuergermeisterin der Gruenen, Maria Vassilakou, aufgenommen am Freitag (12.11.10) in Wien auf einer Pressekonferenz nach der Einigung beider Parteien fuer eine Koalition von SPOe und Gruene in der neuen Stadtregierung von Wien. Weitere Details der Koalitionsvereinbarung wollen SPOe und Gruene erst in der naechsten Woche bekannt geben. Foto: Hans Punz/dapd

Bild: Amtsantritt der Grünen Vassilakou und des Roten Häupl

Zum Feiern war den beiden Koalitionspartnern danach nicht immer, gerade gegen Ende hin kriselte es heftig – etwa rund um den fliegenden Wechsel des grünen Abgeordneten Senol Akkilic zur SPÖ, um ein neues Wahlrecht zu verhindern.

Nun hofft der 66-jährige Stadtchef auf ein Wiedererlangen der Absoluten: "Warum sollte ich die zweitbeste Lösung einer Koalition wählen, wenn man die beste Lösung einer Alleinregierung haben kann?" Glauben kann er diesem Szenario wohl selber nicht ganz schenken. Wie es mit ihm und seiner Partei nach dem 11. Oktober weitergeht, steht folglich in den Sternen. Der Schmäh, so viel ist sicher, wird dem Ottakringer nicht ausgehen – und mehr Zeit, seine geschätzte Austria Wien zu unterstützen, könnte ihm auch bleiben.

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