Facebook als "Drehscheibe" der blauen Strategie

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
Der Parteichef der Freiheitlichen erreicht im Netz Millionen Sympathisanten.

Plakate: Kosten hoch, Nutzen ungewiss.

TV-Spots: Ebenfalls teuer, und dazu nicht nach Wunsch unterzubringen.

Zeitungsinterviews: Mit dem Risiko lästiger Zwischenfragen behaftet.

Der eigene Internet-Auftritt hingegen: Billig, schnell – und vor allem nach Lust und Laune gestaltbar.

So ist es logisch, dass die Facebook-Seite von Parteichef Heinz-Christian Strache "die Drehscheibe unserer Kommunikation" ist, wie Alexander Höferl, Leiter des FPÖ-Kommunikationsbüros in der Bundespartei, zum KURIER sagt.

Es gibt für die FPÖ viele gute Gründe, ihre Wahlwerbung zunehmend ins Netz zu verlagern. Der gewichtigste ist wohl die Unmittelbarkeit: "Die Mainstream-Medien", sagt Höferl, "berichten kaum mehr, sondern sie kommentieren und analysieren. Wir sind der Meinung, der Bürger sollte unsere Botschaften unverfälscht und unkommentiert aufnehmen können."

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Tatsächlich findet vieles, was auf Straches Facebook-Pinnwand zu lesen ist, keinen Platz in der klassischen Berichterstattung. Oder zumindest nicht in dieser, der ungefilterten Form: Dinge werden überprüft, hinterfragt, widerlegt und eingeordnet. Bis hierhin trifft all das auch auf alle Parteien zu. Der große Unterschied ist der Erfolg der Freiheitlichen im Netz.

Millionen-Reichweite

Straches Facebook-Seite hat knapp 275.000 Likes. Die Zahlen aus der FPÖ-Zentrale sind beeindruckend: Die Reichweite im Wahlkampf-Endspurt liege bei 7,9 Millionen Nutzern pro Woche; in den letzten sieben Tagen hätten 630.000 Menschen bei Straches Beiträgen auf "Gefällt mir" geklickt, 115.000 hätten sie geteilt.

Dass Beiträge, wie jener, in dem Sänger Andreas Gabalier Strache nach der TV-Elefantenrunde verteidigt, knapp 2000 Mal geteilt und von 15.000 Menschen mit einem "Gefällt mir" versehen werden, ist keine Seltenheit.

Während in manch anderen Wahlkämpfen das Internet noch immer wie ein Beiwagerl wirkt, von dem alle wissen, dass man es braucht, aber keiner, wie es funktioniert, verstehen die Blauen das Netz zu nutzen. Straches Facebook-Seite wird laufend aktualisiert, wer will, kann sich hier den ganzen Tag über informiert und bestätigt fühlen. Geboten wird ein Mix aus Artikeln von Zeitungen, Magazinen und Blogs, dazwischen Presse-Aussendungen der Freiheitlichen, garniert mit einzelnen (Schreckens-)Meldungen "besorgter Bürger". Und natürlich vielen, vielen Bildern und Videos des Parteichefs.

Heinz im Bild

Heinz im Bild zeigt Strache auf der Wahlkampf-Bühne, beim Bad in der Menge, es gibt Ausschnitte aus TV-Interviews und -Debatten, Videos von Reden, Pressekonferenzen oder Events, die mitunter live übertragen werden.

Der Aufwand dahinter ist offenbar relativ bescheiden: Den Großteil der Facebook-Postings kommt laut blauer Zentrale von Strache selbst, der Rest von zwei Mitarbeitern des Kommunikationsteams. Von früh bis spät sei außerdem immer mindestens ein Kollege für die Kontrolle der Facebook-Kommentare zuständig; bis zu 120.000 pro Woche seien es im Wahlkampf gewesen. Zum Vergleich: Die SPÖ Wien hat aktuell 23.000 Facebook-Fans. Und Michael Häupl nicht einmal eine eigene Seite.

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