Wien nach der Wahl: Die gespaltene Stadt

Wien nach der Wahl: Die gespaltene Stadt
Im einst Roten Wien dominierten bei der Hofburg-Wahl Grün und Blau.

Der Wahlsonntag hat die Bundeshauptstadt gespalten – und das schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate.

Waren die Bezirke bei der Wiener Gemeinderatswahl im Oktober des Vorjahres noch rot-blau eingefärbt, sind sie nach dem ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl nun grün-blau aufgeteilt (siehe Grafik). SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer kam im einst roten Wien gestern nur noch auf magere 12,3 Prozent.

Wien nach der Wahl: Die gespaltene Stadt
Wien nach der Wahl: Die gespaltene Stadt
Ein Blick auf die detaillierten Ergebnisse offenbart überraschende Einblicke.

Zum einen die Dominanz von Grün und Blau: Alexander Van der Bellen kam in allen Bezirken, die nicht er, sondern Norbert Hofer gewann, auf Platz zwei.

FPÖ blieb konstant

Zum anderen das Abschneiden der FPÖ in ihren stärksten Bezirken im Vergleich zur Gemeinderatswahl: In den blauen Hochburgen – das sind die sogenannten Flächenbezirke im Osten und Süden der Stadt – konnten die Freiheitlichen, obwohl sie im Gesamt-Ergebnis besser abschnitten, gegenüber Oktober nirgendwo zulegen.

In Floridsdorf, Donaustadt, Simmering, Favoriten und Liesing blieben FPÖ-Kandidat Hofer jeweils minimal unter dem blauen Ergebnis von der Gemeinderatswahl.

Das lässt zwei Schlüsse zu: Erstens dürften die Freiheitlichen schon im Oktober ihr Potenzial sehr gut abgerufen haben.

Zweitens ist die Stadt tief gespalten: In Befürworter und Gegner des FPÖ-Strache-Kurses. Letztere haben im Herbst SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl zu einem Wahlsieg verholfen – und an diesem Sonntag Ex-Grünen-Chef Van der Bellen mit Platz eins in Wien in die Stichwahl gebracht.

Richtungsstreit in SPÖ

Auf Landesebene dürfte die Hofburg-Wahl auch den Richtungsstreit unter den Wiener Sozialdemokraten neu befeuern.

Rote im Rathaus sehen sich durch den grünen Erfolg mehrheitlich bestätigt: Es habe sich – wie schon im Oktober – bewahrheitet, dass eine klare Abgrenzung von den Blauen von vielen Wählern goutiert werde, heißt es. Insofern sei der „weiche“ Kurs Häupls in der Flüchtlingskrise richtig gewesen und sollte fortgesetzt werden.

In den Flächenbezirken sehen viele Rote das aber anders: Sie wollen sich nicht weiter gegen die aufstrebenden Blauen stellen, sondern sich ihnen annähern, um so ein weiteres Abwandern von Stimmen bei der nächsten Wahl zu verhindern.

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