Wieder Wirbel um angeblichen "Kühnen-Gruß"

Strache und Weixelbaum
FPÖ-Geschäftsführer Hans Weixelbaum spreizt auf einem Foto drei Finger - laut FPÖ ein "Victory-Zeichen". Schelte kommt von ÖVP, SPÖ und Grünen.

Es sind wieder die drei gespreizten Finger, die die FPÖ kurz vor der Wahl in die Kritik bringen: Die Tageszeitung Österreich druckte ein Foto ab, das den freiheitlichen Geschäftsführer Hans Weixelbaum mit dieser Geste zeigt, die als der umstrittene "Kühnen-Gruß" interpretiert werden kann. Das Bild stammt von der FPÖ-Homepage und wurde am Rande der TV-Konfrontation im ORF am Dienstag aufgenommen.

Der Kühnen-Gruß ist eine Abwandlung des Hitlergrußes, benannt nach dem ehemaligen, in den 90er-Jahren verstorbenen deutschen Neonazi-Führer Michael Kühnen. Der rechte Arm wird gestreckt, der Daumen, der Zeigefinger und der Mittelfinger werden abgespreizt, die anderen Finger bleiben abgewinkelt. Auf dem Foto ist zu sehen, wie Weixelbaum drei Finger seiner linken Hand abspreizt. Der Kühnen-Gruß hatte 2007 breite Prominenz erlangt, als alte Fotos von Heinz-Christian Strache auftauchten, in denen dieser die Geste auszuüben schien. Der FP-Chef selbst erklärte freilich, er habe lediglich "drei Bier" bestellen wollen.

"Victory-Zeichen"

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl wies prompt in einer Aussendung die "Anschüttung" zurück, dass es sich hier um eine Neonazi-Geste handle. Man mache "aus einem harmlosen Victory-Zeichen eine nationalsozialistische Wiederbetätigung", attackierte Kickl die Tageszeitung. Dieser werde man überdies eine Rechnung für den Foto-Abdruck schicken.

Auf der FPÖ-Homepage wurde am Donnerstag in Reaktion auch eine Foto-Collage online gestellt, die beweisen soll, wie harmlos die Geste ist: Prominente beim Spreizen von drei Fingern werden gezeigt, etwa Angela Merkel, Udo Lindenberg oder Sebastian Vettel.

SPÖ-Geschäftsführer Norbert Darabos indes findet das "ständige Kokettieren von FP-Vertretern mit dem rechten Rand oder rechtsextremen Symbolen" schlicht "unerträglich", wie er in einer Aussendung schrieb. Er forderte von Strache "Konsequenzen für diese verwerfliche Provokation" und verlangte von ÖVP-Chef Michael Spindelegger, "endlich eine Koalitionsoption mit den Recken der FPÖ dezidiert auszuschließen".

Auch ÖVP und Grüne üben Kritik: ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch sah "einen weiteren Beleg für die fehlende Distanz der FPÖ zum rechtsextremen Gedankengut", wie er in einer Aussendung erklärte. Rauch sah Strache gefordert, "klar Stellung zu beziehen und Konsequenzen zu ziehen", denn "in Österreich hat das Gedankengut dieser Ewiggetrigen keinen Platz". Der Aufforderung der SPÖ, die Volkspartei möge einer möglichen Koalition mit den Blauen eine klare Absage erteilen, kam Rauch nicht nach. Diese "billige Wahlkampfrhetorik" entlarve sich von selbst, die ÖVP koaliere in keinem Bundesland mit der FP.

Der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger rief dazu auf, die FPÖ "an den Wahlurnen" zu bestrafen. Öllinger hält nichts mehr davon, Strache zu Maßnahmen aufzurufen. "Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht irgendein FPÖ-Funktionär durch einschlägige rechtsextreme Äußerungen, Symbole oder Gesten auffällt", meinte er. "Ich halte Appelle an Strache, hier für Ordnung zu sorgen, für sinnlos." Die FPÖ habe eben "ein permanentes Problem mit ihrem rechten Rand".

Kommentare