Wie Peter Hochegger Millionen jonglierte

Wie Peter Hochegger Millionen jonglierte
Der Lobbyist wurde von einem als seriös geltenden PR-Mann zum Buhmann der Branche. Was ist passiert?

In diesen Tagen sitzt Peter Hochegger gerne auf der Terrasse des Wiener Hotel Sacher, unweit der Staatsoper. Er war gerade auf Urlaub, in Brasilien, und seine mittlerweile auch auf Fotos dokumentierte Entspanntheit irritiert.
Denn Hochegger steht seit Monaten im Zentrum von Affären wie der BUWOG oder der Telekom - und gilt damit als Millionen-Jongleur bei den größten Korruptionsskandalen der jüngeren Zeitgeschichte.
Wer ist dieser Mann? Wie konnte er zur Drehscheibe zwischen finanziell potenten Unternehmen und Politik werden? Der KURIER beantwortet die wesentlichsten Fragen

Wie wurde aus Peter Hochegger ein mächtiger Lobbyist und Millionen-Jongleur?
Die Basis für Hocheggers politische Millionenaufträge - laut profil -Recherchen hat er allein unter Schwarz-Blau zwischen 2000 und 2006 mehr als 40 Millionen Euro umgesetzt - war die von ihm mit seinem Bruder Paul geführte, gleichnamige Werbe- und PR-Agentur.
"Hochegger galt als hoch seriös, und er hatte als zweitgrößte Agentur die besten Kontakte in die Privatwirtschaft", erzählt ein ehemaliger Mitarbeiter.
Während Bruder Paul nie ein Hehl aus der Nähe zur SPÖ machte, lässt sich Peter parteipolitisch kaum einordnen. Die Aufträge der Agentur kamen aus allen Lagern. Wegbegleiter meinen, er habe vieles der Nähe zum Freimaurertum zu verdanken - die Mitgliedschaft ist bis heute unbestätigt.

Wie hat Hochegger es angestellt, sein politisches Netzwerk zu bauen?
"Der Peter hatte eine gute Nase. Er hat beim Regierungseintritt der FPÖ als Erster begriffen, dass die Freiheitlichen weder im Finanz- noch im Infrastrukturministerium dem Apparat vertrauen können, weil sie in der Beamtenschaft nicht verankert sind", sagt ein Agentur-Kenner.
In einem sind sich Wegbegleiter und Konkurrenten einig: Hocheggers Fall, wenn man so will, begann mit Karl-Heinz Grasser. "Hochegger kannte Grasser noch von Magna, für die Hochegger einige Aufträge erledigt hat", erzählt ein Ex-Mitarbeiter. "Den Peter hat Grasser fasziniert. Wie viele andere hielt er ihn für den neuen Shooting-Star, vielleicht sogar den nächsten Kanzler."
Als Konsequenz habe Hochegger Kampagnen wie Grassers Roadshow geplant und mit seiner Agentur de facto politische Arbeit aus den Ressorts übernommen.
Den Blauen war das nur Recht - sie konnten in den Ressorts ohnehin nicht auf Loyalität bauen. Als Gegenleistung wurden Hochegger bei staatsnahen Betrieben lukrative Angebote gemacht. "Mathias Reichhold hat - erfolglos - versucht, ihm in der Asfinag einen Alleinvertreter-Anspruch zu verschaffen. Er hätte ausnahmslos alle Aufträge der Asfinag bekommen", sagt ein Branchen-Kenner.
Innerhalb der Agentur war Hocheggers Engagement umstritten. Es kam zum Bruch mit Bruder Paul - und Peter gründete eine separate Firma, die Valora.

Wie Peter Hochegger Millionen jonglierte

Warum ist Hochegger nicht in Untersuchungshaft?
Offiziell sagt die Staatsanwaltschaft: "Wen die Justiz in U-Haft nimmt, entscheidet die Justiz." Inoffiziell ist die Sache kompliziert: Ein Richter würde der Haft derzeit nicht zustimmen, weil sie kaum zu argumentieren ist. Die Haftgründe "Tatbegehung" oder "-wiederholung" scheiden aus - die "Taten" (wenn sie später als solche qualifiziert werden) liegen lange zurück. Akute Fluchtgefahr? Fehlanzeige. Hochegger kommt seit Monaten pünktlich zu jeder Einvernahme, er meldet Urlaube an, kooperiert. Und selbst Verdunkelungsgefahr gibt es nicht. "Wollte er etwas verschwinden lassen, hätte er es gemacht. Bei ihm wurden ja schon Hausdurchsuchungen durchgeführt", sagt ein Ermittler. Hinzu kommt, dass die U-Haft bei Verdunkelungsgefahr mit zwei Monaten begrenzt ist. Da die Ermittlungen sicher länger dauern, würde ein Richter die Haft nicht genehmigen. Eine Pass-Abnahme ist unmöglich. Denn sie bedingt, dass der Betroffene zuvor in U-Haft gesessen ist.

Was droht Hochegger?
Wird er wegen Untreue verurteilt, drohen Hochegger zehn Jahre Haft.

Weiterer Schmiergeld-Verdacht
Auch für den burgenländischen Stromversorger soll Hochegger aktiv gewesen sein. Wie der KURIER bereits Anfang Mai berichtet hat, wurden zwei Ex-Vorstände der Bewag fristlos entlassen, weil im Zusammenhang mit einem Projekt in Ungarn Schmiergeldzahlungen in Millionen-Höhe geflossen sein sollen - über eine Hochegger-Firma.
News bringt jetzt neue Details zur Affäre: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Ex-Vorstände Hans Lukits und Josef Münzrieder. Sie sollen gewusst haben, dass von einer Bewag-Tochter 1,2 Millionen an eine ungarische Hochegger-Firma geflossen sind - "als Schmiergeld für ungarische Amts- oder Entscheidungsträger", wie es in den Gerichtsakten heißt. Dem Leiter der Bewag-Rechtsabteilung soll mit Kündigung gedroht worden sein, weil er einen Vertrag zu diesem Deal nicht unterschreiben wollte.
Die Bewag hat eine Sonderprüfung veranlasst. Die Achse Hochegger/Lukits ist offenbar unzerstörbar: Der Ex-Bewag-Chef ist jetzt Vorstand der Sicon Unternehmensberatung und -beteiligungs AG. Haupteigentümer (zu 80 Prozent): Peter Hochegger.

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