Wie den Kindern die Flügel gehoben werden sollen

Wie den Kindern die Flügel gehoben werden sollen
Grüne & Neos: Die Opposition will den Bildungsstreit im Parlament lösen.

Ich habe einen Traum: Jedem Kind die Flügel heben!“, rief Matthias Strolz, Chef der Neos, in der konstituierenden Sitzung dem Plenum zu.

Bildung sei ein zentrales Anliegen seiner Fraktion, wie auch bei den Grünen. Die beiden Oppositionsparteien haben angeboten, die Schulreform im koalitionsfreien Raum im Parlament verhandeln zu wollen, in einem Wettbewerb der besten Ideen. Wie aber sehen ihre Vorschläge aus?

Schulen im Wettbewerb

Strolz erklärt im KURIER-Gespräch seine Eckpunkte:

Direktoren werden künftig vom Schulgemeinschaftsausschuss, dem Schulträger und einer eigenen Qualitätsagentur des Bundes auf Zeit („auf fünf bis zehn Jahre“) gewählt, sie können auch wiederbestellt werden.

Vollautonomie der Schulen Schuldirektoren bekommen Personalhoheit über ihr Lehrpersonal. Sie können Lehrer gezielt anwerben, und wenn notwendig verabschieden.

Kollektivvertrag Statt eines Dienstrechts gibt es einen noch auszuhandelnden Kollektivvertrag. Wie auf jedem anderen Arbeitsmarkt können Lehrer je nach Leistung auch über Kollektivvertrag bezahlt werden.

Bildungsscheck Schulen erhalten nur mehr eine Basisförderung, dafür erhält jedes Kind einen Bildungsscheck, der an jeder Schule eingelöst werden kann. Damit müssen Schulen um jeden Schüler kämpfen, und kommen damit in einen Wettbewerb.

Schulen im Wettbewerb Wie sich Schulen organisieren, bleibt ihnen überlassen. Das betrifft pädagogische Konzepte als auch Öffnungszeiten. „Das führt zu einer Vielfalt der pädagogischen Konzepte“, sagt Strolz.

Bonus/Malus Um eine soziale Durchmischung der Schüler etwa für Schulen im „noblen“ Hietzing zu gewährleisten, müssen Schulen zum Beispiel Migranten gezielt anwerben, andernfalls werden sie finanziell schlechtergestellt. Entlegene Schulen werden höher dotiert, damit sie für Lehrer attraktiv sein können.

Mittlere Reife15-Jährige Schüler aller Schultypen müssen eine einheitliche „Mittlere Reifeprüfung“ absolvieren, in der die Grundfähigkeiten (Rechnen, Schreiben, Lesen) von externen Stellen abgeprüft werden.

Grüne: Lehrer stärken

Harald Walser, grüner Bildungssprecher im Parlament und wie Strolz aus Vorarlberg, hat im Vergleich zu den Neos etwas weniger radikale Vorschläge, mit der aktuellen Schulsituation ist er aber keineswegs zufrieden.

Sein grünes Konzept für die Schule von morgen stellt ebenfalls die Schulautonomie in den Vordergrund, er will vor allem die Lehrer in den Klassen stärken.

Schulautonomie als Schlüssel zur Schulreform. Sie soll den Lehrern pädagogische Unabhängigkeit bringen. „Absolute Freiheit, was und wie unterrichtet wird. Ohne Einschränkung von oben.“ Lehrer sollen ihre Rolle „radikal überdenken“ und ein Coach der Schüler werden.

Direktorenbestellung nicht mehr durch die Behörden, sondern durch Lehrer, Eltern, Schüler und den Schulerhalter. Generell sollen Schulen viel stärker in die Gemeinden eingebunden werden, „da die besser wissen, was es vor Ort braucht“.

Personalautonomie nicht allein durch den Direktor, sondern analog zur Bestellung der Direktoren. Schulen sollen gezielt Lehrer anwerben und kündigen können.

Dienstrecht Der Bund gibt generelle Richtlinien für ein einheitliches Dienstrecht. Über Bonifikationen soll die Schule entscheiden können.

Durchmischung Auflösung der Jahrgangsklassen – so können Jüngere von Älteren lernen. Für die Volksschulen haben die Grünen dazu ein Konzept vorgelegt, das die Vorschule ersetzen würde.

Gemeinsame Schule bis zum 14. Lebensjahr mit individueller Förderung, sodass Schwächere gefördert und Stärkere gefordert werden, zudem wird die Sozialkompetenz gestärkt.

Abschaffung der Noten Diese sind für den Grünen nur eine „Pseudo-Rückmeldung mit nichtssagenden Ziffernnoten“. Stattdessen ein Beurteilungssystem, das Schüler motiviert, ermutigt und zum weiteren Lernen anregt, etwa verbale Beurteilungen und Entwicklungsberichte.

Bildungsstandards statt Mittlerer Reife. Die Standards sollen regelmäßig von externen Stellen überprüft werden, wie gut die Schüler Grundkenntnisse erlernt haben.

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