Was für und was gegen Hundstorfer spricht

Rudolf Hundstorfer am Ball der Wiener Philharmoniker 2014.
Wie hoch stehen die Chancen des SPÖ-Kandidaten?

Mit Rudolf Hundstorfer steht nun auch der Kandidat der größten Parlamentspartei fest – und im Gegensatz zur ÖVP gab es keine Überraschungen: Es ist genau der geworden, mit dem alle gerechnet hatten. Aber wie stehen seine Chancen, tatsächlich in die Hofburg einzuziehen? Eine Analyse.

Was für Rudolf Hundstorfer spricht

  • Hundstorfer ist beliebt, jedenfalls für einen Minister. Im OGM-Vertrauensindex vom Dezember 2015 lag Hundstorfer mit 14 Punkten im Plus und damit hinter Amtsinhaber Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz an dritter Stelle aller abgefragten Politiker. Allerdings: Alle anderen Hofburg-Kandidaten wurden nicht abgefragt, es gibt also keine Vergleichswerte.
  • Hundstorfer ist Gewerkschafter. Der ÖGB hat rund 1,2 Millionen Mitglieder und die Funktionäre könnten sich im Wahlkampf mehr ins Zeug legen als wenn die SPÖ sich für einen anderen Kandidaten entschieden hätte.
  • Dass er ein bisschen unterschätzt wird. Andreas Khol träumte schon von einer Stichwahl gegen Alexander Van der Bellen, da war die Kandidatur Hundstorfers noch nicht einmal verkündet.
  • Dass die FPÖ (noch) keinen Kandidaten aufgestellt hat. Weder Andreas Khol noch Alexander Van der Bellen noch Irmgard Griss werden bei den Arbeitern und Gemeindebaubewohnern punkten können, die die SPÖ immer mehr an die Freiheitlichen verliert. Sollte die FPÖ tatsächlich niemanden nominieren, könnte das Hundstorfer nutzen – es sei denn, Andreas Khol positioniert sich konsequent als Anti-Flüchtlingskandidat.

Was gegen Rudolf Hundstorfer spricht

  • Unter Werner Faymann gewinnt die SPÖ keine Wahlen. Bei 18 der 20 Urnengänge der Ära Faymann verlor die SPÖ. Die beiden Siege: Die EU-Wahl 2014, wo sie gerade einmal um 0,4 Prozentpunkte zulegte, und die Wahl in Kärnten 2013, wo der BZÖ-Landeshauptmann Dörfler abgewählt wurde. Allerdings: Bei der Bundespräsidentschaftswahl werden Personen und nicht Parteien gewählt.
  • Wie Andreas Khol ist Rudolf Hundstorfer nur zweite Wahl. Die logische Präsidentschaftskandidatin der Sozialdemokratie, die ehemalige Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, verstarb 2014 an Krebs.
  • Der Zustand der SPÖ insgesamt. Bei den jüngsten Umfragen im Dezember stand die Partei zwischen 22 und 26 Prozent. Auch personell schaut es in der SPÖ traurig aus und Hundstorfer ist ein gutes Beispiel dafür: Er wurde schon für fast alle Positionen gehandelt, ob Bundeskanzler oder Wiener Bürgermeister und nun eben Bundespräsident – er ist der Mann für alle Fälle in der SPÖ und wirkt damit ein bisschen beliebig.
  • Hundstorfer war bis vor kurzem als Sozialminister tief in die Tagespolitik verstrickt und da – Stichwort Arbeitslosenzahlen – hatte er nicht unbedingt die angenehmste Themen zu beackern. Er bietet mehr Angriffsfläche als alle anderen Kandidaten.
  • Derzeit sieht es danach aus, als würde sich der Wahlkampf um das Asylthema drehen – da ringt die SPÖ gerade um eine Linie und wirkt eher hilflos.

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