Was für und was gegen Andreas Khol spricht

Andreas Khol soll für die Schwarzen die Hofburg zurückerobern.
Sein finaler Karriereschritt soll ihn in die Hofburg führen. Wie hoch stehen die Chancen des ÖVP-Kandidaten?

Nach der überraschenden Absage Erwin Prölls, zieht nun Andreas Khol für die ÖVP ins Rennen um die Hofburg. Das Manko, als zweite Wahl zu gelten, wird Khol nicht mehr los. Seine mantraartige Antwort darauf: "Bei meiner Frau bin ich erste Wahl, alles andere entscheiden die Wähler." Doch werden sich diese für ihn entscheiden?

Was für Andreas Khol spricht:

  • Khol ist politisch äußerst erfahren, verfügt über internationale Kontakte, war als Erster Nationalratspräsident von Dezember 2002 bis Oktober 2006 schon zweiter Mann im Staat. Als Verfassungsjurist bringt er fraglos das nötige juristische Rüstzeug für das Amt des Bundespräsidenten mit.
  • Khol, im Jahr 2000 Architekt der schwarz-blauen Wende, könnte freiheitliche Wähler anlocken – sofern die FPÖ nicht noch einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Doch selbst dann dürften einige, die sich sonst für Blau entscheiden, ihr Kreuz bei Khol machen. Außerdem hat dieser schon klargestellt, dass er Heinz-Christian Strache im Fall eines freiheitlichen Wahlsieges als Kanzler angeloben würde.
  • Khol gehört, wie Alexander van der Bellen, zu jenen Politikern, die aus der Masse herausstechen und auf Fragen nicht ausweichend und mit Leerformeln reagieren. Seine Scharfzüngigkeit und geschliffene Rhetorik können also durchaus für den Tiroler sprechen – wobei verbale Ausrutscher wie jener über die aus dem Fernseher blickenden "roten Gfrieser" anno 2001 nicht mehr passieren sollten.
  • Kommt es zu einer Stichwahl zwischen Khol und dem SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer, stehen die Chancen des Schwarzen tendenziell besser: Die Mehrheit ist in Österreich rechts der Mitte zu finden. Und das Kanzleramt ist ohnehin in roten Händen.
  • Zehn Jahre lang, von 2005 bis zur Verkündung seiner Hofburg-Kandidatur, war Khol Obmann des ÖVP-Seniorenbunds und vertrat die Anliegen der älteren Generation. Deren – möglicherweise parteiübergreifenden – Dank könnte er nun in Form eines Kreuzes neben seinem Namen ernten.
  • Es mag in Vergessenheit geraten sein, aber Khol verhinderte einst Karl-Heinz Grasser als Vizekanzler. Nicht nur die Volkspartei wird ihm rückblickend dankbar dafür sein.

Was gegen Andreas Khol spricht:

  • Die Schockstarre, in die die ÖVP nach der Absage Erwin Prölls verfiel, löste sich auch nach der Präsentation Khols nicht. Kein Wunder: Dass gerade der langjährige Seniorenbund-Chef den ersten Wahlsieg auf Bundesebene seit vielen Jahren einfahren soll, verwundert – in Beliebtheitsrankings fand man ihn früher verlässlich auf den hinteren Plätzen.
  • Der Start in den Wahlkampf verlief auch sonst eher unglücklich. Das offenbar innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampfte Antrittsvideo wirkt unprofessionell und altmodisch. Probleme gibt es auch sonst im Internet: Die Domain khol2016.at führt zur Initiative für die Aufhebung des Eheverbots für gleichgeschlechtliche Paare, unter kohl2016.at wiederum gelangt man zu einer Petition gegen das Staatsschutzgesetz.
  • Khol, einst als Zuchtmeister der Volkspartei bekannt, polarisiert mit einer scharfen Rhetorik – einige seiner Sprüche sind legendär. Zwar betont er, inzwischen altersmilde geworden zu sein, ob die Zurückhaltung aber den ganzen Wahlkampf hindurch währt, ist fraglich.
  • Khol ist mit 74 Jahren der älteste der Kandidaten. Das spricht per se freilich nicht gegen ihn – oder, um es mit ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner zu formulieren: "Mick Jagger ist auch 72 Jahre alt". Ein Signal an junge Wähler sieht aber anders aus.
  • Irmgard Griss wird kräftig im potenziellen Wählerpool Khols angeln. Die frühere Höchstrichterin dürfte sich für solche, denen Khol zu konservativ, beziehungsweise zu religiös ist – schließlich forderte der Schwarze einst, Gott in die Verfassung zu schreiben – als die wählbarere Alternative erweisen.

Kommentare