Warten auf den Plan K: Sebastian Kurz macht sich innenpolitisch rar

Neo-ÖVP-Chef Sebastian Kurz
Kurz gibt es nun primär wieder als Außenminister, Kanzler Kern hält in Ägypten und Russland dagegen.

Der frisch gekürte Frontmann der Volkspartei hat Justizminister Wolfgang Brandstätter gegen anfänglichen Widerstand als Vizekanzler der verhassten Koalition mit den Roten durchgebracht.

So kann sich Sebastian Kurz nach seiner Blitzübernahme der ÖVP wieder ganz auf seine Rolle als Außenminister zurückziehen. Zu wichtigen Themen und Entscheidungen – wie etwa der Bildungsreform – schweigt er. Den Fragen in der sonntäglichen ORF-Pressestunde stellt er sich vorläufig nicht. Auf dem innenpolitischen Parkett sucht man ihn nach ersten Pflichtauftritten im Parlament vergeblich.

Die Strategie klingt erfolgversprechend. Zumindest bis der Intensivwahlkampf beginnt, dürfte sie durchzuhalten sein: Kurz hält sich weitestgehend aus tagespolitischen Scharmützeln heraus und nimmt vor allem Wohlfühltermine wahr, wo schöne Fotos geschossen werden.

So geschehen etwa am Mittwoch beim Besuch des tunesischen Außenministers Kharmaies Jhinaoui oder bei der Verleihung des Europa-Staatspreises. "95 Prozent der Politik ist Inszenierung." Der Ausspruch von SPÖ-Kanzler Christian Kern könnte auch von dessen neuem Herausforderer stammen.

Einzig auf einem offenbar länger geplanten Parteitermin in der Steiermark war Kurz am Donnerstag auf Einladung von VP-Landesrat Christopher Drexler anzutreffen. Deshalb heißt es weiter warten auf "Plan K", auf das Programm des schwarzen Hoffnungsträgers.

Das Gerücht, wonach sich Kurz dabei von Siegfried Wolf beraten lässt, der mittlerweile in Russland werkt und enge Kontakte zu Wladimir Putin unterhält, bestreitet der frühere Magna-Boss und Stronach-Intimus.

"Positiver Instinkt"

Wolf sagte zum KURIER: "Sebastian Kurz ist von seinem jugendlichen und positiven Instinkt gut beraten. Das, was er macht, gefällt mir." Wolf ist voller Hoffnung: "Wir brauchen wieder Leute, die dem Bürger zuhören und sich nicht noch weiter vom Wähler entfernen. Man hat jetzt die Chance, die Verkrustungen, die es bei uns in der Politik gibt, aufzubrechen."

Dem Vernehmen nach gehören zu Kurz’ Beraterkreis Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Ex-Außenministerin Ursula Plassnik. Als Ideenspender fungieren auch einzelne Industrielle, genannt wird etwa die "Tiroler Adler Runde" von 42 Unternehmern (Handl, Recheis etc.).

Zum inneren Kreis im Außenamt gehört etwa Sektionschef Stefan Steiner, der früher im Innenressort werkte. Dazu kommt Gerald Fleischmann, der nach seinen Sprecherjobs in der VP-Niederösterreich und der Bundespartei 2011 zu Kurz stieß und seither als sein Sprachrohr fungiert. Zum Team Kurz zählt auch Philipp Maderthaner mit seinem Campaigning Bureau. Maderthaner hat 2013 Kurz’ Vorzugsstimmenwahlkampf gemanagt und soll nun den Weg auf den Ballhausplatz ebnen. Das Social-Media-Know-how des Niederösterreichers, den seinerzeit Josef Pröll in die Bundes-ÖVP holte, ist dabei zentral.

Kanzler Kern scheint zu ahnen, dass sich Kurz rar macht, um seine Batterien für den heißen Herbst aufzufüllen. Das Feld der Außenpolitik überlässt er ihm aber nicht kampflos. Der Kanzler reist kommende Woche nach Ägypten und trifft dort Staatspräsident Al-Sisi. Danach geht es Anfang Juni zu einem Wirtschaftsforum nach St. Petersburg. Höhepunkt: Ein Treffen mit Wladimir Putin.

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