Die roten Linien der grünen Bildung

Der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, bescheibt die roten Linien für die Verhandlungen über eine Bildungsreform
Bildungssprecher Walser nennt im KURIER-Interview die unverzichtbaren Eckpunkte für die Grünen.

Vergangene Woche hat die Regierung bestätigt, dass bis November die Bildungsreform ausverhandelt – und auch mit der Opposition akkordiert wird. Doch für die nötige Zweidrittelmehrheit ist die Zustimmung der Grünen nötig. Sie werden zum Zünglein an der Waage.

KURIER: Was sind für die Grünen die wichtigsten Punkte der Reform?

Harald Walser:Punkt eins: Die finanzielle Basis muss garantiert werden. Zweitens: ein konsequenter Einstieg in die gemeinsame Schule, drittens die Aufwertung der Elementarpädagogik: Kindergartenpädagogen müssen endlich auf tertiärem Niveau ausgebildet werden.

Damit auch besser bezahlt?

Ja, auch das, keine Frage.

Einstieg in die gemeinsame Schule heißt auch das Ende für die AHS-Unterstufe?

Und zwar je rascher, desto besser. Denn das jetzige System ist nicht nur ineffizient, sondern auch sehr teuer.

Zum Thema ganztägige Schulen, da ist doch die Nachfrage gar nicht so groß.

Die Nachfrage wird dann steigen, wenn das Angebot entsprechend da ist. Auf Englisch oder Französisch gibt’s das Wort gar nicht, weil völlig klar, dass Schule eine ganztägige Angelegenheit ist. Nur in Österreich glauben manche, dass Schule halbtägig funktionieren kann. Sie bedenken nicht, dass das enorm viel Stress bedeutet – sowohl für Kinder als auch für Lehrer und Eltern.

Ein wesentlicher Punkt der aktuellen Streitereien rund um die Bildungsreform ist die Frage der Macht.

Diese Diskussion ist zum Kotzen, um den damaligen Bildungsminister Helmut Zilk zu zitieren. Es geht nicht um die Macht der Landeshauptleute oder jene am Wiener Minoritenplatz, sondern um ein effizientes, vernünftiges System. Und hier ist der Königsweg eine Stärkung der Standorte. Unser Weg ist eine entparteipolitisierte Bildungsdirektion in den Ländern und viel Autonomie in den Schulen. Die Aufgabe der Behörden ist es nur, die finanziellen Mittel bereitzustellen und den Output zu kontrollieren.

Es ist aber auch ein Durchgriffsrecht notwendig, oder?

Ja, natürlich. Wir wollen dafür eine externe Evaluierungsinstanz schaffen, statt der jetzigen Schulinspektionen. Also unabhängige Einrichtungen, die ähnlich agieren wie der Rechnungshof.

Unter dem Strich bedeutet das: Ihre Schule von morgen braucht deutlich mehr Geld.

Wir werden uns dazu bekennen müssen, dass wir mit Sparprogrammen keine besseren Ergebnisse an unseren Schulen erzielen. Wir müssen überlegen: Wollen wir die Kinder in der Schule fördern? Oder später für die Reparatur zahlen? Es gilt, langfristig zu denken – und nicht nur immer von einem Bildungsbudget zum anderen.

Das sind grundsätzlich die roten Linien der Grünen für eine Bildungsreform?

Ja, es muss eindeutige Schritte hin zu einer Gesamtschule bis 14 Jahre und zur Ganztagesschule geben. Und die Bildungsverwaltung muss dringend entparteipolitisiert werden. Und wir müssen den Schulen einen Freiraum geben, mehr Autonomie. Basis muss das Reformpapier "Freiraum für die Schulen" sein.

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