Wahlen: Güssing und Oberwart als Trophäen

Wahlen: Güssing und Oberwart als Trophäen
Die ÖVP hat Güssing an die SPÖ verloren, in Oberwart hofft sie auf Revanche. Güssings Stadtchef Knor will Kassasturz.

Was Güssing für die Roten schon ist, soll Oberwart für die Schwarzen noch werden – die schillerndste Trophäe im Kampf um die 171 Bürgermeister im Land. Nach dem vergangenen Wahlsonntag hält die SPÖ 81 Ortschefs, die ÖVP 72. Bei der Stichwahl in 13 Gemeinden haben beide Parteien am 4. November die Chance, ihr Wahlziel noch zu erreichen – die SPÖ wollte einen Neuner vor dem Endergebnis, die Volkspartei einen Achter, beide Parteichefs gaben sich am Montag optimistisch.

SPÖ-Chef Hans Niessl glaubt, zumindest wieder die 88 Ortschefs von 2007 zu erobern. Der Erfolg von Vinzenz Knor, der die schwarze Hochburg Güssing nach Jahrzehnten gedreht hat, habe gezeigt, "was in der Kommunalpolitik möglich ist". Gerade im Bezirk Güssing hat die SPÖ auf Kooperationen mit Dorf-Listen gesetzt, ein "Weg der Öffnung", den Niessl fortsetzen will. Auch wenn es nicht überall Zuwächse gab.

Kassasturz

Als wichtigste Aufgabe sieht der 56-jährige Hauptschullehrer Knor einen Kassasturz. Inklusive Haftungen und Leasingraten habe Güssing rund 20 Millionen Euro Schulden. Ein unabhängiger Prüfer soll die Finanzen der Kommune durchleuchten, das Ergebnis noch heuer vorliegen. Dann will der Neo-Stadtchef, der 2013 sein 10-jähriges Jubiläum als Vizebürgermeister gefeiert hätte, entscheiden, wie es weitergeht. Für sich  fixiert hat er zwei Pläne: Die Achse Güssing-Stegersbach soll gestärkt werden, damit der Bezirksvorort von den Gästen der Tourismusgemeinde profitiert. Und jeder Stadtrat muss einen Aufgabenbereich erhalten. "Es bekommt ja auch jeder eine Entschädigung."

Schwarze Hoffnung

Während Güssing also für die ÖVP verloren ist,  setzt ÖVP-Chef Franz Steindl in Oberwart "große Hoffnungen", wo SP-Bürgermeister Gerhard Pongracz massiv verlor und in die Stichwahl gegen VP-Mann Georg Rosner muss. Sollte das Kunststück gelingen, die zehnjährige  rote Hochburg zu stürzen, dann wäre der  "Schmerz über den Verlust von Güssing" nicht so groß.

Bei der Landes-ÖVP schrillen nicht die Alarmglocken, wenn sie sich das Ergebnis von Eisenstadt und Neusiedl anschaut. Immerhin konnte die ÖVP in der Landeshauptstadt mit 50,2 Prozent die Absolute nur knapp halten. Und in Neusiedl  verloren die Konservativen mehr als acht Prozent und die Absolute, wobei Bürgermeister Kurt Lentsch, als Zweiter Landtagspräsident kein unwichtiges Parteimitglied, gleich 9,25 Prozent einbüßte. Steindl hat eine Erklärung parat: Es ist der Zuzug, statt Einfamilienhäuser werden in Städten vermehrt Wohnungen gebaut: "Man kommt wahlwerbend nicht mehr in die Wohnungen, in Häuser jedoch sehr wohl."

Bis 4. November werden"s die Parteien versuchen.

Wahl-Splitter

Für Nervenkitzel am Wahlabend sorgte die Erdbeergemeinde Wiesen. Sie war die allerletzte Kommune, die erst gegen 21.20 Uhr ihr Endergebnis an die Landeswahlzentrale übermittelte. "Wir haben nur einen einzigen Wahlsprengel. Das dauert, bis man die mehr als 2000 Stimmen ausgezählt hat. Wenn man sich verzählt, muss man alle nochmal auszählen", erklärt Amtmann Josef Soffried. "Wir werden künftig  um 16 und nicht erst um 17 Uhr schließen", zieht VP-Bürgermeister Matthias Weghofer eine Lehre. Er verteidigte trotz Verlusten Amt und Mehrheit.

Stolz sind die Granden der ÖVP auf sich selbst, denn in ihren Heimatorten – Purbach (Steindl), Donnerskirchen (Liegenfeld) oder Schachendorf (Resetar) – konnte die ÖVP zulegen. Auch in Großwarasdorf (Berlakovich) gewann die ÖVP knapp zwei Prozent dazu. Einzig und alleine in Pöttsching konnte VP-Geschäftsführer Christian Sagartz nicht zulegen: Hier verlor die ÖVP mehr als sieben Prozent.

Vergangene Woche war Gemüsebauer Erich Stekovics drei Tage im Ausland, obwohl er als Spitzenkandidat mit der Liste Nest in Frauenkirchen antrat. Es dürfte aber keine Rolle spielen, ob man im Land ist oder nicht, denn Nest bekam mehr Stimmen als die ÖVP.

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