NR-Wahl: Hochburgen, Tiefpunkte und Erdrutsche

NR-Wahl: Hochburgen, Tiefpunkte und Erdrutsche
In welchen Gemeinden schlugen sich die Parteien bei der Nationalratswahl besonders gut und schlecht? Was waren die größten Abstürze und Zugewinne? Eine kurze Übersicht über das vorläufige Endergebnis pro Partei.
SPÖ

Die Sozialdemokraten feierten ihr bestes Ergebnis in Tschanigraben. Bei der Gemeinderatswahl noch mit 100 Prozent in der burgenländischen Gemeinde (als einzige kandidierende Partei) gesegnet, muss sie sich diesmal mit 67,6% zufrieden geben. Das schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten kam in zwei Gemeinden, in denen sie zumindest ohne Wahlkarten gleich gar keine Stimme bekam: Hinterhornbach und Schröcken. Die 1,9% in Blons sind der schlechteste Anteil, bei dem man immerhin noch auftaucht. Den größten Zugewinn verzeichnete die SPÖ in Wien Neubau, wo man mit +14,1 Prozentpunkten auf 36,1% kletterte. Die bitterste Niederlage setzte es hingegen in Inzenhof. Mit -32,6 Prozentpunkten landete man auf 36,9%.

ÖVP

Hinterhornbach weiß zwar gar nicht, wie Sozialdemokraten eigentlich aussehen, dafür aber liebt man die Volkspartei. Die 70 Wahlberechtigten kreuzten zu 83,3% die ÖVP an. Das ist türkiser Bestwert. In Golling an der Erlauf steht die ÖVP auf verlorenem Posten. Nur 10,3% der Stimmen gingen da an sie. Gersdorf an der Feistritz hat sein Herz für die Liste Kurz entdeckt, das Plus von 22,6 Prozentpunkten (auf 45,6%) war der größte Zugewinn. Überschattet wird der Wahlsieg vom Katastrophenergebnis in Spiss. Nachdem man dort 19,5 Prozentpunkte verloren hat, liegt die ÖVP nur noch bei einem Anteil von 45,3%. Die ÖVP ging in keiner Gemeinde leer aus.

FPÖ

Das beste FPÖ-Ergebnis gab es in Deutsch-Griffen (53,8%) in Kärnten. In Kaunertal, der Tiroler Heimat von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, hat man offenbar den Präsidentschaftswahlkampf noch nicht vergessen. Nur 7,2% wollten dort ihr Kreuz bei der Strache-Partei machen. Auch den Freiheitlichen bleibt ein Nuller erspart. Den größten Zugewinn gab es in Namlos, wo +28,1 Prozentpunkte nun ein Ergebnis von 30,2% ergeben. In St. Jakob in Defereggen hingegen stürzte man ab: -13,8 Prozentpunkte auf 18,6%.

Grüne

Auf der Suche nach ihrer Zukunft sollten die Grünen vielleicht nachforschen, was sie in Schnepfau richtig gemacht haben. Dort feierten sie mit ihrem größten Zugewinn (+4.4%) auch ihr bestes Ergebnis (13,1%). Bei der Ursachenforschung für den Absturz könnte man hingegen in der einstigen Hochburg Wien Neubau beginnen. 21% der Wähler dort haben sich von den Grünen wegverschoben (11,4% blieben ihnen aber immerhin dort auch treu). Während man ohne Wahlkarten in 17 Gemeinden ohne Stimme blieb, schrieb man in Breitenau am Hochlantsch zumindest an. Eine Stimme bedeutet dort 0,1%.

Neos

Matthias Strolz wird mit einem lachenden und weinenden Auge in seine Heimatgemeinde Dalaas blicken. Ja, mit 19,5% ist es das beste Neos-Ergebnis. Aber man hat dabei auch 20,5 Prozentpunkte verloren. Das 8,4 Prozentpunkte-Plus in Grän bedeutet hingegen nun ein Rekord-Wachstum (auf 8,9%). In nur sechs Gemeinden kam man zumindest ohne Wahlkarten auf gar keine Stimmen, in Rauchwart bedeutete eine Stimme das schlechteste Anschreib-Ergebnis: 0,3%.

Liste Pilz

Falls es tatsächlich einen Beweis brauchte, dass das Ergebnis von Peter Pilz und der Absturz der Grünen zusammenhängen, er ist vermutlich in Wien Neubau zu finden. Wo die Ex-Partei den Rekordverlust einfuhr und die SPÖ ihr Rekord-Plus, feiert die neue Liste von Pilz ihr Rekordergebnis (12,1%). In elf Gemeinden bleibt man ohne die Wahlkarten auch ohne Stimmen. Das schlechteste Anschreib-Ergebnis ist bei Pilz in Krispl zwar mit 0,2% doppelt so hoch, wie das der Grünen in Breitenau, aber auch dort war das nur eine Stimme.

Der Rest

In 83 Gemeinden blieb Roland Düringers GILT-Experiment ohne Ergebnis, aber in Kasten bei Böheimkirchen feierte er ein Top-Ergebnis von 7,1%. Davon kann die KPÖ nur träumen: Das Top-Ergebnis ist im steirischen Eisenerz mit 2,9%, eine Stimme in Längenfeld bedeutet dank mathematischem Rundungswunder trotzdem 0,0%, in 226 Gemeinden gab es gleich eine komplette Null. Die FLÖ blieb zwar wegen der 683 Gemeinden ohne Stimmen insgesamt hinter den Kommunisten, dafür dürfen sie sich in Saalbach-Hinterglemm gleich über 9,6% freuen. Dass Die Weißen einfach keine Positionen einnehmen wollten, hat in Aurach am Hongar 4,1% der Wähler überzeugt, in 530 anderen Gemeinden aber niemanden. Das Ergebnis der EU-Austrittspartei ist kein Plädoyer für einen Öxit: Die nur in Wien angetretene Liste feiert ihr Rekordergebnis von 0,1% in Simmering (39 Stimmen) und erleidet ein Debakel in Währing, wo 6 Stimmen gerundet und relativ immer noch ein schlechteres 0,0% sind, als die 0,0% mit 3 Stimmen in der Inneren Stadt. Bemerkenswert ist natürlich auch das Top-Ergebnis der Christlichen Partei: Trotz einem Rekord-Verlust von 3,6 Prozentpunkten holte man am Sonntag im vorarlbergerischen Sonntag 3%.

Die höchste Wahlbeteiligung des Landes gab es - abermals ohne Berücksichtigung der Wahlkarten - übrigens in Großhofen. 88,9% - also 56 der 63 Wahlberechtigten - gingen wählen. Ziemlich uninteressiert an den Ereignissen scheint man auf den ersten Blick im obersteirischen Niederwölz zu sein. 476 Menschen hätten wählen dürfen, nur 156 taten es auch (32,8%). Der Ruhm ist vielleicht ungerecht. In der Gemeinde meint man auf Nachfrage, dass man ungewöhnlich viele Briefwahlkarten ausgestellt hätte. 2013 gingen immerhin noch 74,8% der Berechtigten auch wirklich wählen.

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