ATV-Elefantenrunde zu "Schmutzkübelmethoden"
Die Facebook-Affäre der SPÖ hat erwartungsgemäß die "Elefantenrunde" des Privatsenders ATV am Sonntagabend dominiert. Wobei SP-Kanzler Christian Kern und sein VP-Herausforderer Sebastian Kurz bei dem Thema heftig aneinander gerieten. Auch sonst verlief die Diskussion der sechs Spitzenkandidaten - thematisch ging es um Steuern und Migration - durchaus untergriffig.
Kern hatte gleich eingangs den Fehler eingeräumt, Silberstein engagiert zu haben. Gleichzeitig betonte Kern neuerlich, dass das Material der fraglichen Facebook-Gruppen auch gegen die SPÖ gerichtet gewesen sei. Er finde den Inhalt "widerlich". Die "rassistische Beschleunigung" sei aber erst erfolgt, nachdem sich die SPÖ im August von Silberstein getrennt habe. Und dass die Geschichte nun 14 Tage vor der Wahl publik werde, "das sind schon sehr viele Zufälle".
"Massive Grenzüberschreitung" vs. "beachtliches Insiderwissen"
"Dicht wie ein Nudelsieb"
"Schmutzkübelmethoden"
Der Liveticker in der Nachlese:
ATV-Elefantenrunde zu "Schmutzkübelmethoden"
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Auch von unserer Seite, wir wünschen noch einen schönen Abend!
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Pilz will eine "exzellente Kontrolle" sein - wir dachten, das war es, aber Knapp hat noch eine Frage: Wen würden den Kandidaten im Taxi mitnehmen? Lunacek alle, Kern Strolz auf seinem Tretroller, der will Kern treten und Pilz in den Kofferraum verfrachten. Kurz nimmt alle im Bus mit, Strache fürchtet niemanden. Pilz nimmt Strache mit, damit der endlich den Gemeindebau kennenlernt. Das war es jetzt aber.
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Peter Pilz: "Die ÖVP wird Erster nach dieser Nationalratswahl. Mir ist wichtiger, dass es keine Koalition mit den Freiheitlichen gibt."
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Strolz hat vergessen zu erwähnen, dass er Schwarz-Blau auch nicht will, erinnert ihn Lunacek. "Das ist ein Elend, das brauch ich nicht", antwortet er. Die wichtigen Themen seien leider auch heute untergegangen, sagt sie - zum Beispiel der Klimawandel.
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Diese TV-Elefantenrunde dauert bereits zwei Stunden und fünfzehn Minuten.
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Strolz: Wollen Sie das Justiz- oder das Bildungsministerium? Also: Soll Griss Ministerin werden oder Strolz? "Es ist viel in Bewegung", sagt er. Die Neos hätten viele potenzielle Minister.
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Kern fragt Kurz, woher denn wisse, dass Tal Silberstein "zwölf Mitarbeiter" hatte. Kurz erklärt, er habe mit vielen Journalisten gesprochen, die zwölf Mitarbeiter sei eine der Zahlen, die eben kursiere.
Wir landen am Ende wieder bei der Causa Tal Silberstein. Hier nochmals die aktuellsten Entwicklungen zum Dirty Campaigning.
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Kurz nennt das eine Verschwörungstheorie, und fragt zurück, warum der SPÖ-Bundesgeschäftsführer zurückgetreten ist, wenn er damit nichts zu tun hatte.
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Kern wird konkret zu einer Koalition mit der FPÖ befragt. Er will seinen Plan A umsetzen, sagt er ausweichend. Er habe heute etwas dazugelernt: Kurz weiß, dass Silberstein ein Büro mit 12 Mitarbeitern betrieben hätte, diese Zahl sei aber nie publiziert worden. Woher weiß Kurz das?
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Frage an Kurz: Können Sie ausschließen, dass Sie hier niemanden ausschließen? Wird Kurz also mit allen Parteien Gespräche führen?
"Sollten wird die Wahl gewinnen und den Regierungsauftrag bekommen, werden wir mit allen Parteien Gespräche führen", sagt der VP-Parteichef. In allen Umfragen liegt die Volkspartei derzeit in Führung.
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Noch ein Nachtrag zur grünen Steuerentlastung: Parteichefin twitterte, dass man acht Milliarden Euro umverteilen möchte.
Wir wollen nicht 8 Mrd. Steuern senken, wir wollen 8 Mrd. umverteilen. Faire Umverteilung sichert sozialen Frieden. @ATV #meinewahl
— Ingrid Felipe (@dieingrid) October 1, 2017 -
Nach der Pause geht es ungeplant nochmal weiter, Überstunden für uns arme Tickeranten also.
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Nach der Pause kommt die alles entscheidende Frage: Wer kann noch mit wem?
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Lunacek und Pilz im Paarlauf gegen Sebastian Kurz, der versucht, dieses Duett zu beenden.
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Hier der erwähnte Fall zur Mindestsicherung: Pflegegeld der behinderten Tochter ist "Einkommen"
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Der Innenminister lässt den Verfassungsschutz im Stich, islamistische Kindergärten seien ein Problem. Nicht einmal 0.4 Prozent der Sozialleistungen würden für Flüchtlinge ausgegeben, sagt Pilz. Die Kürzungen bei der Mindestsicherung würden alleinerziehende österreichische Mütter treffen.
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Während die erste Hälfte der Diskussion mehreren Themen galt, kennt die zweite nur ein Thema: Zuwanderung.
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Strache fordert Sach- statt Geldleistungen bei der Mindestsicherung. "Das Anreizsystem muss weg", sagt der Freiheitliche. Im nächsten Moment sind wird beim "radikalen Islam" gelandet.
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Michael Häupl ist mit einem Einspieler vertreten: Dass Asylberechtigte und Österreicher bei der Mindestsicherung ungleich behandelt werden, hält er für verfassungswidrig.
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Kurz reagiert kurz auf die Aussage von Christian Kern: "Mittelmeerroutenschließung" und "Druck ausüben", dann wird die Zahl der Flüchtlinge sinken. Zur Mindestsicherung sagt der ÖVP-Chef, dass er bundesweit eine einheitliche Kürzung bevorzugt. Wie sie in Oberösterreich und Niederösterreich durchgefüht wurde.
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Christian Kern hält ein Plädoyer - obwohl es sicher nicht sein letztes Wort heute sein wird. "Wir dürfen nicht immer auf unsere Nachbarn schimpfen", sagt er. "Ohne Angela Merkel und das Abkommen mit der Türkei wäre ihre Balkanroutenschließung dicht wie ein Nudelsieb", erklärt der SPÖ-Chef Richtung Kurz.
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"Schwarz-Blau" sei ja eigentlich schon ausgemacht, sagt Lunacek. Einheitliche Mindestsicherung? "Wollen wir", sagt sie. Sie will über sinnvolle Integration reden, Deutschkurse gäbe es immer noch nicht flächendeckend.
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Matthias Strolz, Neos-Chef, dreht die Diskussion und kommt auf die Mindestsicherung zu sprechen. Er würde gerne das Vorarlberger-Modell bundesweit umsetzen. "Neos ist für eine Residenzpflicht. Ein Asylwerber muss auf eine Region gebunden sein", erklärt der Parteigründer. Durch die Binnenmigration würden sich nur Probleme ergeben.
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Das sei ja eigentlich ein "Grippemaskenverbot", sagt Pilz.
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Pilz sei gestern in Graz gewesen, da gäbe es acht salafistische Moscheen, der Verfassungsschutz sei überfordert, weil sie unter sinnlosen Maßnahmen wie dem Burkaverbot leiden würden.
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Kurz sei "der beste Strache-Imitator, den es je gab", sagt Pilz; und Strache lacht zufrieden.
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"Ich war sogar mit Fieber bei den Reden", sagt Kern.
"Aber Sie haben die falschen Positionen vertreten", sagt Kurz.
"Müssen wir uns alle ihre Trennungsgeschichte anhören?", sagt Pilz.
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Direkte Attacken müssen umgehend kommentiert werden. Das bedeutet natürlich auch, dass einige Kandidaten weniger Redezeit haben als andere. Es fällt auch auf, dass Kern und Kurz am öftesten attackiert werden. Leider stoppen wir hier nicht mit, aber vielleicht ja sie zu Hause.
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Es gab im Laufe des Wahlkampfes aber auch schon unhöflichere Momente.
Dieses ständige rein reden ist unerträglich.Jede Kindergarten-Gruppe ist höflicher und respektvoller im Umgang miteinander. #meinewahl #atv
— Christina Aumayr (@ChristinaAumayr) October 1, 2017 -
Die Genfer Konvention, sagt Strache, gilt nur im ersten sicheren Land, nicht wenn Flüchtlinge durch mehrere Länder reisen. Die Verantwortlichkeit dafür liege bei den Regierungsparteien.
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Strache stellt fest: "Manche sind Spätzünder und die anderen sind Blindgänger".
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Kurz befindet, dass das World-Food-Programm ein gutes Projekt sei, aber "nur eines von vielen". Der ÖVP-Chef möchte das Geld so einsetzen, damit es auch ankommt. "Es ist gescheit, dass wir das Budget der Entwicklungszusammenarbeit erhöht", sagt er.
Tatsächlich wurde der Katastrophenfond vervierfacht, das Budget für bilaterale Zusammenarbeit wird gerade verdoppelt - allerdings bis 2022.
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Diesmal keine Einigung.
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Pilz hat auch einen Vorschlag: Eine Soforthilfe von zehn Millionen für das World Food Program in Jordanien.
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Es sei "ein liebenswürdiger Vorschlag", sagt Strache.
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Strolz will den Pilz machen und eine All-Parteien-Lösung für eine Bürgermeisterkonferenz - es endet im Chaos.
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Neos-Chef möchte Bürgermeister einladen und eine "Bürgermeister-Konferenz" veranstalten. Und wie bei jeder TV-Konfrontation, fragt Strolz seine Gegenüber, ob sie dazu bereit sind.
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Strolz will - wie gewohnt - Lösungen. Er spricht seine Idee der tausend Städtepartnerschaften an.
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"Wir stehen vor einer extremen Herausforderung", sagt Kern und fordert eine "europäische Initiative". Die Bilanz der EU sei gar nicht so schlecht. Das Abkommen mit der Türkei habe zu eine drastischen Reduzierung der Flüchtlingszahlen geführt. Nun bedarf es, auch Abkommen mit den nordafrikanischen Ländern zu schließen.
Übrigens gab es, bevor das Abkommen mit der Türkei beschlosse wurde, Kritik, weil die Bedingungen im Land - salopp ausgedrückt - nicht die besten sind.
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Lunacek hat dazu mehrere Anmerkungen: Kurz sei seit Jahren Europaminister und mache jetzt die EU schlecht. Die legalen Zugänge: Es gehe darum, eine Ordnung ins System zu bringen. Und die Handelsbeziehungen müssten wieder fair werden.
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Kurz unterbricht ATV-Moderatorin Saringer, die den ÖVP-Chef (nach eigener Auffassung) falsch zusammengefasst hatte. Lunacek interveniert und sagt, dass es keine legalen Wege nach Europa gebe. Kurz ist still, er wartet und zeigt, dass er dran ist, etwas zu sagen.
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Kurz will, wie er es mehrmals betonte, die "illegale Migration stoppen".
ATV-Moderatorin Saringer erklärt, dass dies wohl ein Wunsch sei, wie: "Autounfälle auf Null bringen."
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Kurz hakt bei der angezeigten Infografik ein. Man solle doch das Verhältnis zeigen, nicht die absoluten Zahlen der Asylanträge.
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Jetzt kommt das Thema, auf das wir alle gewartet haben: Migration.
Wir sind gespannt, welch neue Erkenntnisse es geben wird.
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Ob die angekündigten Blitzduelle wohl noch kommen?
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In der ersten Stunde gab es keine wirklich neuen Erkenntnisse; niemand glänzte, niemand versagte.
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Kurze Verschnaufpause, es wurde gerade recht hitzig.
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Ungewollt kommen wir nun zum Thema "Migration". Lunacek wirft Kurz vor, er komme bei jeder Diskussion innerhalb von 30 Sekunden auf das Thema "Flüchtlinge". Der ÖVP-Chef unterbricht, Kern mischt sich ein: "Lassen Sie die Frau ausreden."
ATV-Moderatorin Saringer zieht den Schlussstrich. PAUSE.
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Christian Kern greift Sebastian Kurz an. Der Bundeskanzler glaube nicht daran, dass es eine "neue ÖVP" gebe. Bei Gesetzesbeschlüssen verhalte man sich immer noch wie die "alte Partei", erklärt Kern.
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Fünf Minuten später, wir sind bei den Flüchtlingen. Falls Sie gewettet haben: Es war Kurz, nicht Strache. "Schon wieder bei den Flüchtlingen", sagt Lunacek, "Spätzünder", sagt Strache. "Was Kurz verspreche, sei Milch und Honig in jeder Lebenslage", sagt Kern.
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