Grünen fehlten 10.160 Stimmen

Grünen fehlten 10.160 Stimmen
Direktmandate weit außerhalb der Reichweite.

10.160 Wähler mehr hätten die Grünen gebraucht, um im Nationalrat zu bleiben. Mit 192.638 Stimmen bzw. 3,80 Prozent müssen sie den Abschied nehmen. Auch ein Direktmandat - das ihnen ebenfalls den Verbleib gesichert hätte - war für die Grünen bei dieser Wahl weit außer Reichweite.

Bei ihrer Rekordwahl 2013 hatten sie zwei davon erobert, in den Wahlkreisen Graz und Linz. In Graz brachten sie es diesmal nicht ganz auf die Hälfte der erforderlichen rund 28.000 Stimmen, in Linz ebenso wie in den Wiener Wahlkreisen (wo sie früher schon Wahlkreismandate hatten) holten sie sich - in den besseren Ergebnissen - gerade ein Drittel der nötigen Stimmen.

Bei den Briefwählern schnitten die Grünen zwar wie immer überdurchschnittlich ab. Mit den bei den 790.000 Wahlkarten erreichten 6,4 Prozent wären sie zwar im Nationalrat geblieben - aber auch das war nur ein wenig mehr als die Hälfte des 2013er-Rekordes von 12,4 Prozent (im Gesamtergebnis).

Einfluss von Liste Pilz fraglich

Fraglich ist, ob die Grünen ohne Abspaltung der Liste Pilz im Nationalrat geblieben wären. Den Ex-Grünen Peter Pilz haben 4,4 Prozent gewählt - wobei er seinen Einzug ins Hohe Haus vor allem Wien (wo ihn 7,5 Prozent wählten) und Niederösterreich (4,2 Prozent) verdankt.

Das waren die einzigen Bundesländer, wo er mehr als vier Prozent holte - aber das sind auch die beiden mit den meisten Wahlberechtigten. Die Grünen waren zwar in vier Ländern über der Vierer-Marke - aber abgesehen von Wien nur in den kleineren Ländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg. In Niederösterreich waren sie mit 2,7 Prozent sehr schwach, ebenso in der Steiermark mit 2,8 Prozent. Damit ging es sich österreichweit auch nach Auszählung aller Wahlkarten nicht für die nötigen vier Prozent aus.

Klar ist jedoch: Sieht man sich die absoluten Zahlen der Wählerstromanalyse an: Rund 67.000 ehemalige Grün-Wähler entschieden sich diesmal für die Liste Peter Pilz - das hätte gereicht, um zumindest die Vier-Prozent-Hürde zu nehmen.

*) Diese Meldung wurde korrigiert. In einer früheren Version wurden 12.000 Fehlstimmen ausgewiesen.

Das Ergebnis der Nationalratswahl ist komplett, alle Wahlkarten sind ausgezählt. Mit den insgesamt 795.763 abgegebenen Wahlkarten und Briefwahlstimmen stieg die Beteiligung auf genau 80 Prozent, das ist gegenüber 2013 ein Plus von 5,09 Prozentpunkte - der größte Zuwachs der Zweiten Republik. An den Stimmenanteilen änderten die rund 37.000 am Donnerstag ausgezählten Wahlkarten nicht viel.

Die Grünen blieben - auch inkl. Briefwahlstimmen - deutlich unter der Vier-Prozent-Hürde für den Verbleib im Nationalrat. Sie landeten bei 3,80 Prozent. Das ist ein Verlust von 8,62 Prozentpunkten gegenüber 2013 - und aller 24 Mandate, die sie damals geholt hatten.

Die ÖVP ist Erste mit 31,47 Prozent (plus 7,48) und 62 Mandaten. Die SPÖ wurde durch die Briefwahl-Auszählung am Montag Zweite - und liegt jetzt mit 26,86 Prozent (plus 0,04) und 52 Mandaten deutlich vor der FPÖ. Deren Stimmenanteil fiel mit den Donnerstags-Wahlkarten unter 26 Prozent, auf 25,97 Prozent (plus 5,46), sie stellt künftig 51 Abgeordnete. Die NEOS sind mit zehn Mandaten (5,30 Prozent), die Liste Pilz ist mit acht Mandaten (4,41 Prozent) im nächsten Nationalrat vertreten.

Nicht nur mit dem Zuwachs bei der Wahlbeteiligung, sondern auch bei der Briefwahl wurde bei dieser Nationalratswahl ein Rekord aufgestellt: 795.763 Stimmen wurden per Briefwahl oder Wahlkarte (in "fremden" Wahlkreisen) abgegeben, 790.606 davon waren gültig. 15,6 Prozent der gültigen Stimmen wurden auf anderem Weg als jenem der klassischen Urnenwahl im eigenen Wahllokal abgegeben.

Das Gesamtergebnis ist mit der Auszählung der Wahlkarten komplett - aber noch nicht amtlich. Das wird es erst, wenn es nach der Sitzung der Bundeswahlbehörde am 31. Oktober verlautbart wird. Danach können Kandidaten - binnen vier Wochen - beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) die Aufhebung bzw. Neuaustragung wegen Rechtswidrigkeiten im Wahlverfahren beantragen.

Außerdem bescherten die Donnerstags-Wahlkarten der Liste Pilz ein zweites Bundesländer-Ergebnis über vier Prozent neben Wien: In Niederösterreich - dem Land mit den meisten Wahlberechtigten - wählten 4,15 Prozent den Ex-Grünen. Seine frühere Partei kam zwar mit den Donnerstags-Wahlkarten in zwei weiteren Bundesländern - Salzburg und Tirol - über die Vier-Prozent-Marke, wie zuvor schon in Vorarlberg und Wien. Aber ihr Wiener Ergebnis war mit 5,90 Prozent deutlich geringer als das von Pilz - und im großen Niederösterreich waren sie mit 2,42 Prozent sehr schwach. Damit ging es sich österreichweit auch nach Auszählung aller Wahlkarten nicht für die nötigen vier Prozent aus.

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