Vorarlberg: Ritsch tritt als SPÖ-Landesparteichef ab

Michael Ritsch tritt als SP-Vorarlberg-Chef ab.
Aus gesundheitlichen Gründen. Nachfolgerin steht bereits fest.

Vorarlbergs SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Ritsch (48) ist am Freitag als Chef der Ländle-"Roten" abgetreten.

Der langjährige SPÖ-Landesparteivorsitzende Michael Ritsch hat am Freitag seine Funktion mit sofortiger Wirkung zurückgelegt. Ritsch begründete diese Entscheidung mit seinem gesundheitlichen Zustand. Seine Nachfolge tritt die bisherige Stellvertreterin Gabi-Sprickler-Falschlunger an.

Zukunftshoffnung und Zwerge

Im November 2007 hatte er das Ruder der Partei als größte Zukunftshoffnung der SPÖ seit vielen Jahren übernommen. Ein politischer Höhenflug gelang Ritsch jedoch nicht, stattdessen setzte es bei Wahlen viele Ohrfeigen. In Erinnerung bleiben wird Ritsch für seine Zwergenkampagne.

Vorarlberg: Ritsch tritt als SPÖ-Landesparteichef ab
APA19912806-2_21082014 - DORNBIRN - ÖSTERREICH: (v.l.) SPÖ-Spitzenkandidat Michael Ritsch, Manuela Auer, Gabriele Sprickler-Falschlunger, Reinhold Einwallner am Donnerstag, 21. August 2014, anl. der PK der SPÖ Vorarlberg "Landtagswahlkampf 2014" in der Messe Dornbirn. FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Mit den als Wahlwerbefiguren verwendeten Gartenzwergen aus dem Landtagswahlkampf 2014 schaffte es Ritsch sogar ins internationale Rampenlicht, berichtete doch die Internet-Ausgabe der "Washington Post" unter dem Titel: "400 gnomes disappeared in Austria, and it's causing a political scandal". Erfolg brachte ihm die Kampagne keinen. Obwohl die Wahlkampfstrategie allseits sehr gelobt wurde, stürzte die Vorarlberger SPÖ in die Einstelligkeit ab - am Ende resultierten 8,77 Prozent Stimmenanteil (nach 10,02 Prozent im Jahr 2009).

Dabei hatte für Ritsch alles so gut begonnen. Als ausgebildeter Gendarm heuerte er schon früh bei der Gewerkschaft an, mit nur 22 Jahren wurde er Stadtvertreter in seiner Heimatstadt Bregenz. Fünf Jahre später stieg der mit Alfred Gusenbauer gut befreundete Ritsch in den Bregenzer Stadtrat auf, 2004 wurde er in den Landtag gewählt. Seine politische Sternstunde aber schlug 2005 bei den Vorarlberger Gemeindevertretungswahlen. Dort unterlag Ritsch bei der Bürgermeisterwahl letztlich nur hauchdünn dem Amtshinhaber Markus Linhart (ÖVP), der heute noch Stadtoberhaupt ist. Dennoch hatten die Ländle-Sozialdemokraten nach vielen Jahren des Darbens endlich wieder einen Top-Kandidaten in ihren Reihen gefunden.

Ritsch entpuppte sich über die Jahre hinweg als brillanter Rhetoriker und unerschrockener Kämpfer gegen die vermutete Allmacht der Vorarlberger ÖVP. Der nicht uneitle aber sehr umgängliche Ritsch beharrte auf seinen Themen, Soziales und Wohnbau standen im Mittelpunkt - und eilte von Misserfolg zu Misserfolg. Manche Beobachter stuften seine Politik als "zu links" ein, um damit in Vorarlberg reüssieren zu können. Andere merkten an, Ritsch sei einfach nur im falschen Bundesland geboren worden - und hätten ihm in anderen Bundesländern (mit größerer SPÖ-Tradition) Riesenerfolg zugetraut.

In Vorarlberg jedoch tickten die Uhren anders. Nach der Landtagswahl 2009 wäre Ritsch bereit gewesen, seinen Hut zu nehmen, aber es gab keinen Nachfolger. Trotz aller politischen Schwierigkeiten ließ Ritsch sich gute Laune und Humor aber nicht verderben. Vielmehr schärfte er seine Positionen und befreite sich von innerparteilichen Zwängen. So kümmerte er sich nicht um das Wohlbefinden der großen Koalition auf Bundesebene und sagte stattdessen seine Meinung. Letztlich trug er sehr zum Abgang von SPÖ-Chef Werner Faymann bei, mit dem er gar nicht konnte.

Obwohl Ritsch in der Vorarlberger SPÖ in den vergangenen Monaten mehr Gegenwind als zuvor zu spüren bekam, wollte er den Parteivorsitz zuletzt nicht abgeben. Besonders der kürzlich von ihm initiierte Untersuchungsausschuss zu den Offshore-Geschäften der Hypo Vorarlberg schien sich als schwere Hypothek für Ritsch zu erweisen - blieben schwerwiegende Ergebnisse doch bisher aus. In das zweite Glied der Politik zwang Ritsch letztlich aber seine Gesundheit. Nach einer schwierigen Bandscheibenoperation fehlt Ritsch zumindest über Monate hinweg die Fitness, die ein Parteichef braucht.

Zur Person

Michael Ritsch, geboren am 9. Juli 1968 in Bregenz. Gelernter Beruf: Gendarm. Seit 1995 Stadtrat in Bregenz, seit 2004 Abgeordneter zum Vorarlberger Landtag, ab 2007 Partei- und Klubchef der SPÖ. Ritsch ist wiederverheiratet und Vater von zwei Töchtern.

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