Vienna Insurance Group: Faymann als Berater?

Vorgänger Gusenbauer macht vor, wie man erfolgreich politische Netzwerke nutzt.

Ex-Bundeskanzler Werner Faymann könnte bei der Vienna Insurance Group (VIG) andocken, wird seit Montag in Wirtschafts- und SPÖ-Kreisen spekuliert. Zusätzlichen Auftrieb erhielten die Gerüchte, als Faymann am Mittwoch den Aufsichtsrats-Chef der VIG, Günter Geyer, besuchte. Geyer ist einer der einflussreichsten Finanzmanager im Land und zählte zum engsten Beraterkreis von Faymann. Beide kennen einander bereits aus der Zeit, als Faymann Wohnbaustadtrat in Wien war.

Der Termin in der VIG-Zentrale im Wiener Ringturm war allerdings schon vor Faymanns Rücktritt vereinbart worden. Faymann werde keine Organfunktion im Konzern übernehmen, stellt Geyer im Gespräch mit dem KURIER klar. Das heißt, der Ex-Kanzler wird weder als Vorstand noch als Aufsichtsrat an Bord gehen.

Faymann sei, "bei aller persönlichen Wertschätzung, kein Versicherungsspezialist", sagt Geyer. Vorstände in Versicherungsunternehmen müssen einen aufwendigen "Fit & Proper"-Test absolvieren. Und in den Aufsichtsräten der börsenotierten VIG sitzen längst keine Ex-Politiker mehr.

Eine andere Sache wäre ein Mandat als Konsulent. Das lässt Geyer offen. "Es ist nicht auszuschließen, dass ich Leute, von denen ich glaube, dass sie uns helfen können, um Hilfe und Beratung ersuche. Das gilt auch für Herrn Faymann", sagt Geyer.

Als ehemaliger Bundeskanzler ist Faymann international gut vernetzt. Ein Konzern wie die VIG kann solche Qualitäten immer brauchen.

Die Gruppe (neun Milliarden Euro Prämieneinnahmen) ist in 25 Ländern präsent und nicht nur in Österreich, sondern auch in Osteuropa die Nummer eins.

Sollte Faymann doch keine politische Top-Position in der EU bekommen, könnte er eine Karriere wie sein Vorgänger Alfred Gusenbauer starten. Der brillante Netzwerker Gusenbauer ist als Consulter und Privatunternehmer international höchst erfolgreich unterwegs. Der kumulierte Gewinn seiner GmbH beläuft sich auf mehr als 5,7 Millionen Euro. Gusenbauer berät von Kasachstan bis zum Novomatic-Konzern und dem Imperium von Immo-Krösus René Benko.

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