Zugegeben, Österreichs Beziehungen zum Nachbarn Tschechien lassen schon lange zu wünschen übrig, manche meinen ja ein paar Jahrhunderte. Da ändern auch beste Wirtschaftsdaten – Österreich Exporte nach Tschechien steigen gerade tüchtig – wenig. Bei grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen kommt man seit Jahren nicht vom Fleck, und über Tschechiens AKW grobst man sich regelmäßig an.
Und seit der leidenschaftliche Grobian und Querdenker
Milos Zeman als Präsident in der Prager Burg sitzt, ist alles nur noch komplizierter geworden.
Österreichs Bundespräsident
Alexander Van der Bellen, der heute in
Prag zu Besuch bei
Zeman ist, hat da schon seine schlechten Erfahrungen gemacht, bevor er überhaupt in die Wiener Hofburg einzog. Denn
Zeman, der sich nicht nur in die tschechische, sondern auch in anderer Länder Politik gerne einmischt, lieferte ausgerechnet im ohnehin end- und oft ziemlich niveaulosen heimischen Präsidentschaftswahlkampf eines seiner Kabinettstückchen. Der tschechische Präsident bat FPÖ-Kandidat
Norbert
Hofer zu sich auf die Prager Burg. Dort traten die beiden Herren nicht nur quasi im Paarlauf mit Gehstock auf, was
Zeman zu ein paar launigen Randbemerkungen veranlasste, sondern zeigten sich auch in Fragen zur Aufnahme von Flüchtlingen oder dem Dichtmachen von Grenzen demonstrativ auf einer harten Linie. Auf die Frage, warum er im
Wahlkampf eines Nachbarlandes so klar Partei beziehe, gab
Zeman eine Antwort ganz nach seiner unverkennbaren Art: "Ich mag die Grünen eben nicht." Unnötig zu erwähnen, dass
Zeman innenpolitisch noch viel härter austeilt, etwa gegen seinen Intimfeind, den scheidenden Premierminister
Bohuslav Sobotka.
Ob Zeman den grünen Bundespräsidenten heute, ein Jahr später, mag oder ihm weiterhin die kalte Schulter zeigt, wird sich beim offiziellen Besuch auf der Prager Burg zeigen. Zeman jedenfalls erweist sich auch bei solchen offiziellen Anlässen gerne als unberechenbar. Als etwa Van der Bellens Vorgänger Heinz Fischer im Vorjahr zu Besuch war, ließ der tschechische Präsident ein ganzes Bataillon zum Empfang in historischen Uniformen aufmarschieren – und zwar in jenen der tschechischen Legion, ausgerechnet jener Miliz, die im Ersten Weltkrieg gegen die Monarchie gekämpft hatte.
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