Van der Bellen: Gefahr, dass EU zerbricht bei 30 zu 70

Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Für den Bundespräsidenten gibt es keine Alternative zur EU, trotz aller Kritik.

In einem Gespräch mit der ORF-Sendung ZiB2-History, erklärte der neue Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Sicht der EU - 60 Jahre nach der Ratifizierung der Römischen Verträge. Bei aller Kritik an der EU würde Van der Bellen bestreiten, dass sich die Menschen in die Kleinstaatlichkeit zurücksehnen. "Vor allem junge Leute sind sich bewusst, dass sich für sie ein Raum der Freiheit geöffnet hat", sagt Van der Bellen.

Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann vor allem im Europäischen Rat, wo man eher die nationalen Interessen vertritt als die europäischen.

Für den Bundepräsidenten steht aber außer Frage, dass "wir die großen Herausforderungen nur gemeinsam lösen können - oder gar nicht". Dem "Geschwafel" von der nationalen Identität kann der Bundespräsident nichts abgewinnen. "Man kann ein guter Österreicher sein und ein guter Europäer", so Van der Bellen. "Nicht das Entweder-Oder, sondern das Und macht Europa aus".

Aber "wenn wir schlampig sind, zerrinnt uns das Gebilde unter den Händen". Die Möglichkeit, dass die EU zerbricht, beziffert Van der Bellen seinem Gefühl nach mit 30 zu 70.

Der Bundespräsident wünscht sich mehr Geschichtsbewusstsein und mehr Erinnerung, wie viele Arbeitsplätze durch die EU entstanden sind. "Wir haben einen Wohlstand erreicht, der beispiellos ist", so Van der Bellen. Und der Bundespräsident weiter: "Von außen wird Europa wunderbar gesehen, wir vergessen, dass sonst auf der Welt Probleme mit Gewalt gelöst werden. Wir haben die Probleme mit Verhandlungen gelöst."

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