Rumpold droht Betrugsurteil

APA7311156-2 - 22032012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Der frühere FP-Werber Gernot Rumpold am Donnerstag, 22. März 2012, anl. einer Sitzung des Korruptions-U-Ausschusses im Parlament in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Werbekonzept doppelt verkauft - Gernot Rumpold vor Gericht in Erklärungsnotstand.

Was macht man mit der vielen heißen Luft, die der einstige FPÖ-Werbestratege Gernot Rumpold als Angeklagter im Telekom-Prozess produziert? Die Fenster können immer nur kurz geöffnet werden, weil es sonst im Verhandlungssaal zu laut wird ...

Der PR-Zampano (diesmal mit Krawatte), die Ex-Telekom-Manager Rudolf Fischer und Michael G. sowie zwei ehemalige FPÖ-Funktionäre stehen wegen Untreue vor Gericht. Über Intervention von Jörg Haider soll Rumpold 2004 mit Scheinaufträgen versorgt worden sein und der Telekom vier aufgetakelte Werbekonzepte aus der Schreibtischlade geliefert haben. Die 600.000 Euro Honorar sollen eine verdeckte Parteienfinanzierung für die FPÖ gewesen sein.

Rumpold verteidigt den Gehalt seiner Konzepte. Schriftliche Belege bleibt er schuldig und will sich mit dem Satz aus der Affäre ziehen: „Die normative Kraft des Faktischen war eine andere.“

Noch Fragen? Ja, Staatsanwalt Herber Harammer hat eine. Nämlich: „Wo war die Leistung?“ Rumpold versucht es mit dem „fiktiven Gesamtumsetzungspotenzial“. Der neue Sachverständige für Medienwesen und Wirtschaftswerbung, Georg Jeitler, kann damit wenig anfangen. In den Konzepten seien nur „allgemeine Formulierungen“ zu finden.

Richter Michael Tolstiuk blättert unterdessen (geistig) im Strafgesetzbuch. Eine der Ideen, die Rumpold der Telekom für 600.000 Euro „branchenexklusiv“ verkaufte, war es, Fahrradständer als Werbeflächen zu nutzen. Ein direkter Konkurrent der Telekom, tele.ring, hatte Rumpold für die „branchenexklusive“ Umsetzung dieser Idee allerdings bereits 300.000 Euro gezahlt. „Ich muss Sie belehren, dass damit auch der Verdacht des Betruges im Raum steht“, mahnt Richter Tolstiuk.

Die Zeugin

Was macht man mit einer Kronzeugin der Anklage, die „face to face“ mit Gernot Rumpold (wie er sich ausdrückt) zur Zeugin der Verteidigung mutiert?

Entweder man lässt nur den beinahe rührenden Auftritt seiner ehemaligen Sekretärin Natascha R. auf sich wirken. Wie er ihr seine (schon halb ausgetrunkene) Mineralwasserflasche anbietet, als ihr Mund trocken wird. Wie sie das Diensthandy aus ihrer Tasche zieht, das ihr der Chef bei ihrem Ausscheiden aus der Werbeagentur großzügig überlassen hat. Wie sie erzählt, dass sie von Bekannten gefragt wird: „Was hat dir der Gernot getan?“, und sie darauf sagt: „Nix!“

Oder man hört sehr genau zu, wenn sie zum Beispiel über „Aufträge“ unter Anführungszeichen an die Agentur spricht, die nur ein sehr geringes Tätigwerden erfordern: „Ich hab’ mir oft gedacht, so viel tät’ ich nie dafür zahlen. Aber wenn ein Kunde bereit ist, so viel zu zahlen, dann haben wir so viel verlangt.“

Ein solcher Auftrag kam 2004 von der Telekom. Natascha R. druckte die Prä-Konzepte aus, „das sind nur Vorschläge, die wenig Kosten verursachen“. Von echten Konzepten weiß sie nichts. Dann schrieb sie die Rechnung an die Telekom, für eine Leistung, die sie „nicht nachvollziehen konnte“.

So formulierte die Zeugin das bei ihrer Einvernahme durch die Korruptionsermittler. Diese Aussage habe im Nachhinein „komisch“ ausgeschaut, sagt sie jetzt. Man habe sie damals überfallsartig daheim vernommen, fünf Stunden lang, „und auf einmal wurde ich als Belastungszeugin dargestellt“.

Sie sprach auch von Geldkuverts, die im Safe lagen und für Personen bestimmt waren, „über welche Interventionen vorgenommen wurden“. Heute sagt sie, das Bargeld habe zum Beispiel der Tischler bekommen, der Rumpolds Wohnung renoviert habe.

Also alles super sauber? „Mir ist nichts aufgefallen, wo ich sag: Oh Gott!“

Rumpolds Ex-Frau, einst Miteigentümerin der Agentur, fällt als Zeugin krankheitsbedingt aus. Aus ihrer Feder sollen die Werbekonzepte stammen. Ankläger und Verteidiger verzichten auf ihre Einvernahme, das für Freitag geplante Urteil verzögert sich dennoch.

Bis zehn Jahre Haft
Untreue Die Anklage legt Rumpold zur Last, sich an der Untreue der Telekom-Manager beteiligt zu haben. Diesen wird der Missbrauch der Befugnis vorgeworfen, über fremdes Vermögen (der Telekom) zu verfügen. Beiden droht, bei über 50.000 Euro Schaden, eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren Haft.

Betrug Hätte Rumpold die Telekom getäuscht und sich (oder die FPÖ) dadurch um mehr als 50.000 Euro bereichert, drohen ihm ebenfalls bis zehn Jahre Haft.

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