Woche der Wahrheit im Telekom-Prozess

Die finale Prozesswoche startet mit der Absage von Rumpolds Ex-Frau Erika Daniel.

Der Prozess um die mutmaßliche illegale Parteien-Finanzierung der Haider-FPÖ durch Scheinaufträge der Telekom, abgewickelt über zwei Agenturen, soll einen Schlussstrich unter das schwärzeste Kapitel der Firmengeschichte setzen.

Dabei startete die vermeintlich letzte Prozesswoche gleich mit einer Absage. Erika Daniel, Ex-Frau des mutmaßlichen Spin Doctor Gernot Rumpold, musste ihre für Montag-Nachmittag geplante Befragung krankheitsbedingt absagen.

Vorab wurde spekuliert, ob Natascha R., ehemals Assistentin in den beiden Rumpoldschen Werbeagenturen, etwas mehr Klarheit ins Finanzierungs-Dickicht bringen könnte. Natascha R. hatte noch am Samstag angekündigt: "Ich werde vor Gericht erscheinen und die Fragen beantworten."

Konzept-Versand

Doch anders als vermutet, hat die frühere Sekretärin, die rund eine Stunde von Richter Michael Tolstiuk befragt wurde, Rumpold aber eher entlastet und gleichzeitig Kritik an der Einvernahme durch Beamte des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung (BAK) geäußert.

Demnach kannte R. die für die Telekom ausgearbeiteten "Präkonzepte" - die ja laut Staatsanwaltschaft wertlos sind - und habe diese auch ausgedruckt und verschickt. Ob es darüber hinaus noch Unterlagen gab, wisse sie nicht, sie könne sich nicht daran erinnern, oder wer die Präkonzepte selbst erstellt hatte, entzog sich ebenfalls ihrer Kenntnis. Frau Rumpold (heute Daniel) habe aber damals wegen ihrer Erkrankung viel von zuhause aus gearbeitet.

Von der Telekom geleistete Vorauszahlungen fand R. jedoch nicht ungewöhnlich: "Es ist für mich nicht unüblich gewesen, dass ich eine Rechnung geschrieben habe und es nur Präkonzepte gegeben hat." Schließlich habe man vermeiden wollen, auf bereits angefallenen Kosten sitzen zu bleiben.

Wertlose Konzepte

Woche der Wahrheit im Telekom-Prozess
APA13152192 - 10062013 - WIEN - ÖSTERREICH: Werber Gernot Rumpold am Montag, 10. Juni 2013, anl. des Telekom-Prozesses am Straflandesgericht Wien. In dem Prozess geht es um Parteienfinanzierung zur Zeit der schwarz-blauen Koalition 2004. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Bestellt wurde zum Auftakt des Prozesstages ein zusätzlicher Sachverständiger, neben dem bereits engagierten Buchsachverständigen Martin Geyer. Der Sachverständige für Medienwesen, Wirtschaftswerbung und Marketing, Georg Jeitler, soll insbesondere die Werthaltigkeit jener vier Marketingkonzepte beurteilen, die Rumpold im Jahr 2004 an die Telekom Austria verkauft hatte. Der Staatskonzern bezahlte dafür 600.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hält die Konzepte für wertlos und sieht den Deal als verdeckte Parteispende an die FPÖ, für die Rumpolds Agentur Wahlkämpfe organisierte.

Die Mitangeklagten ehemaligen Telekom-Manager Rudolf Fischer und Michael G. hatten am ersten Prozesstag im Mai gestanden, die Aufträge an den früheren FP-Geschäftsführer Rumpold nur erteilt zu haben, um dem damaligen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider einen Gefallen zu tun.

Die gelieferten Konzepte seien "etwas dünn" gewesen, hatte Michael G., der damals zuständige Prokurist, ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft hält die Papiere überhaupt für "vier wertlose Vorkonzepte".

Selbstverteidigung

Rumpold selbst bemühte sich am Montag aber nach Kräften, den Wert der Marketingkonzepte zu verteidigen. Sein Anwalt Singer legte eine Reihe von Rechnungen vor, die belegen sollen, dass andere Unternehmen eines der Konzepte erfolgreich umgesetzt hätten.

Dabei ging es um die Verwendung von öffentlichen Fahrradständern in Wien als Werbeträger. Verkauft wurde das von Rumpolds Partnerfirma TCI entwickelte Konzept ab 2003 an Wien Energie, die Wiener Städtische Versicherung sowie an den Telekom-Konkurrenten Telering - und zwar jeweils "branchenexklusiv", wie Rumpold Richter Tolstiuk erklärte.

Weil Rumpold das branchenexklusiv an Telering verkaufte Konzept schon im Jahr 2004 auch an die Telekom Austria verkaufte, belehrte Richter Tolstiuk den Angeklagten, dass ihm deshalb theoretisch auch der Vorwurf des Betruges treffen könnte. Rumpold argumentierte freilich, dass die Telekom erst nach Auslaufen des Vertrags mit Telering 2005 hätte starten sollen - dann aber nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich.

Erklärungsbedarf

Sowohl von Richter Tolstiuk als auch von Staatsanwalt Herbert Harammer und Telekom-Vertreter Norbert Wess wurden Rumpolds Ausführungen allerdings äußerst kritisch hinterfragt. So bezweifelte Wess, dass das ohnehin bereits bekannte Werbekonzept tatsächlich sein Geld wert war, zumal noch keine Vorarbeiten für den österreichweiten Start erfolgt waren.

Erklärungsbedarf hatte Rumpold auch, weil das Konzept an Telering von seiner Firma 100% Communications verkauft wurde, jenes an die Telekom aber von der Schwesterfirma mediaConnection. Es seien eben "zwei Firmen in einem Office" gewesen. "Im Innenverhältnis hast das immer austauschen können", so Rumpold.

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