Telefon-Doktor statt Spitalsambulanz

Alexander Biach, Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger
Gesundheit. Wer nicht über "1450" eingewiesen wurde, könnte künftig Gebühr zahlen müssen.

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger ist die Dachorganisation der Kranken- und Pensionsversicherungsanstalten. Da die neue Bundesregierung die vielen Sozialversicherungsträger zusammenlegen möchte, leistet der Hauptverband Vorarbeiten.

Die Leistungen der neun Gebietskrankenkassen (GKK) für die Patienten werden gerade angeglichen. Die Versicherungen von Beamten und Bauern dürfen weiterhin höhere Leistungen bezahlen, können sie aber freiwillig auf GKK-Niveau senken. Als zweiter Schritt wird die Beitragszahlung vereinfacht. Menschen, die mehrfach versichert sind, brauchen dann nur mehr einmal zahlen. Als dritte Stufe müssten alle Sozialversicherungsträger (Kranken-, Pensions- und Unfallversicherungen) ihre Aufgaben bündeln (IT, Einkauf, Lohnverrechnung etc). Als vierte Stufe muss mit den Bundesländern über die Spitäler geredet werden, für die die Versicherungen 5,3 und die Länder 7 Milliarden Euro pro Jahr zahlen. "Der Hauptverband könnte beispielsweise auch für die Spitäler zentral die Medikamente kaufen", sagt Hauptverbands-Chef Alexander Biach.

Erst wenn diese vier Schritte erledigt sind könne die Regierung Sozialversicherungsträger zusammen legen, sagt Biach.

Großartige Spareffekte erwartet Biach durch das Zusammenlegen der Sozialversicherungsträger nicht, zumindest nicht kurzfristig. Die Fusion der Pensionsversicherungsanstalten von Arbeitern und Angestellten habe anfangs mehr gekostet, erst nach Jahren sei jetzt ein Spareffekt erkennbar.

Anreize

Bestehende Selbstbehalte will Biach in einem neuen, angeglichenen System nicht abschaffen, aber er will sie vermehrt als Anreiz für einen gesunden Lebensstil verwenden. Beispiel: Wer bei der Selbstständigenversicherung regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung geht, zahlt 10 statt 20 Prozent Selbstbehalt beim Arzt.

Massiv ausbauen will der Hauptverband das Telefon-Service über die Nummer 1450 und den Web-Doktor über medbusters.at Vor allem in Randzeiten sollen sich Patienten für eine Erstberatung an 1450 wenden. Das soll den immer noch viel zu großen Zulauf zu den Spitalsambulanzen drosseln.

Biach: "Ich bin gegen eine allgemeine Ambulanzgebühr. Aber künftig soll 1450 an die Ambulanz überweisen. Wenn jemand nicht überwiesen wird und trotzdem auf diese teuerste Versorgung besteht, dann soll er zahlen."

Biach formuliert auch Wünsche an die neue Bundesregierung. Er berichtet von einer "enormen Ärztenachfrage" nach Anstellungen in Gruppenpraxen. "Die Ärzte wollen sich abwechseln." Auf dem Land sollten sich zwei Ärzte eine Kassenstelle teilen dürfen. Auch dürfe der Zugang zum Medizinstudium "nicht zugemacht werden", sagt der Hauptverbandschef.

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