So tickt Franks „Trümmerfrau“

Kathrin Nachbaur vor einem Plakat von ihrem Mentor Frank Stronach: „Er ist ein väterlicher Freund.“
Sie muss den Trümmerhaufen im Team Stronach aufräumen. Wer ist Franks Statthalterin?

Nach der ersten Krisensitzung letzten Mittwoch blieb ihr nur mehr die Flucht auf die Damentoilette im Klubhaus des Nobelgolfclubs Fontana. Kathrin Nachbaur (34) wollte kurz durchatmen, den Druck abbauen. Frank Stronachs rechte Hand hatte den Medienrummel, die Kameras, die sie auf Schritt und Tritt verfolgen, unterschätzt. Dass ausgerechnet Mentor Frank ihr ein Polit-Trümmerfeld von dieser Dimension hinterlässt, stellt Newcomerin Nachbaur gleich vor die erste Bewährungsprobe.

Als seine Statthalterin, muss Nachbaur, deren Markenzeichen stahlblaue Augen sind, die Rebellen wieder beruhigen. Ein schwerer Spagat zwischen frustrierten Landeskaisern und einem steinreichen Alphatier, selbst wenn man über einen entwaffnenden mädchenhaften Charme verfügt. „Ich wollte in die Politik, weil ich über Themen wie Steuerreform sprechen will, und nicht damit man Fotos als Narzissenkönigin hervorzerrt“, hadert Nachbaur mit dem Medienrummel.

Vorzugsschülerin

„Bis jetzt hat sie ein Leben geführt, das in Watte gehüllt war, nun lernt Kathrin, dass die Politik beinhart und auch sehr schmutzig sein kann“, so ein Team-Stronach- Parteimitglied, das anonym bleiben will. Viel Gegenwind spürte Franks Kronprinzessin in ihrem bisherigen Leben bis dato tatsächlich nicht. Die Grazerin ist Vorzugsschülerin. Mit 19 wird sie in Bad Aussee zur Narzissenkönigin gewählt. „Ich bin stolz auf diesen Titel. Ich liebe Dirndl, und das ist ein wunderschönes Blumenfest“, so Nachbaur, die fünf Dirndl in ihrem Kleiderschrank hängen hat. Ihr Jus-Studium absolviert sie unter der Mindeststudienzeit.

Scheidungskind

Das bisher einzige Tief in ihrem Leben: Als Nachbaur vier Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern. „Ich wollte meiner Mutter als Alleinerzieherin nicht zur Last fallen, deswegen habe ich in der Schule immer alles gegeben“, beschreibt Nachbaur den Grund für ihren Ehrgeiz.

Mit 21 begegnet Nachbaur zum ersten Mal Stronach: In der Grazer Oper sprach sie ihn gemeinsam mit ihrem Vater, einem Spitzenfunktionär der Wirtschaftskammer, an. „Frank fragte mich, was ich studiere. Ich antwortete: „Jus.“ Frank meinte: „Schade, dass du nicht fertig bist, denn meine Juristin ist gerade in Karenz gegangen.“

2001 ging es ab nach Kanada für ein Praktikum. „Anfangs hatte ich nichts mir Frank zu tun. Ich hatte meinen Schreibtisch in einem ganz anderen Gebäude. Ab und zu sah ich Frank in der Kantine.“

Erst als Stronach kurzfristig eine technische Übersetzung von Deutsch ins Englische benötigte, schlug Nachbaurs Sternstunde. „Es war gerade niemand anderer bei der Hand, also erledigte ich es.“ Und Frank hielt Nachbaur für talentiert: „Ich war beeindruckt von der Arbeit, ließ es mir aber nicht anmerken“, erzählt der Milliardär. 2009 übernahm sie Franks Büro. Nachbaur wurde „Special Project Assistant to the Chairman“ – so ihr Titel.

„Väterlicher Freund“

Und das blieb sie bis heute. Auch für das „Special Project“ namens Team Stronach. Im Wahlkampf betonte Stronach mehrmals, dass die Grazerin es war, die ihn inspirierte: „Als ich sah, wie Kathrin bei der Politik aufblüht, habe ich gesagt, wir gehen los.“ Und wie beschreibt Nachbaur das Verhältnis zu ihrem Mentor? „Er ist ein väterlicher Freund. Da ich ganz alleine in Kanada war, wurde ich in die Familie aufgenommen. Ich war oft bei Frieda Stronach zu Besuch.“

Die Rückkehr nach Österreich passte Nachbaur ins Lebenskonzept, weil sie sich in einen Banker aus Wien verliebte. Jetzt muss sie nur noch die Launen ihres Mentors in den Griff bekommen. „Ich weiß, Frank ist ein sehr dominantes Alphatier, aber ich bin auch nicht auf den Mund gefallen, und ich kann kämpfen.“ Nachbaur hat noch Hoffnung, denn „auch Magna hat Frank nicht alleine aufgebaut. Er hat immer gute Leute um sich gehabt und ist für Ideen offen.“

Ihr Wort in Franks Ohr.

KURIER: Frau Nachbaur, fühlen Sie sich nach den Chaostagen als Frank Stronachs Trümmerfrau?

Kathrin Nachbaur: (lacht) Ja genau. Es ist eine gewisse Herausforderung, nach diesen Tagen die Bausteine wieder zusammenzufügen.

Warum konnten Sie Frank Stronach bei den Absetzung der Landeschefs nicht stoppen?

Wenn Frank zutiefst von etwas überzeugt ist, dann macht er das. Aber darf ich eine Gegenfrage stellen? Ist es nicht überall so, dass man für Personen, mit denen man in einer gewissen Position nicht so gut zusammenarbeitet, eine andere Rolle findet. Ich finde das eher normal.

Wie wollen Sie Stronachs eigenmächtige Entscheidungen in Zukunft in den Griff bekommen?

Wir haben es nun so ausgemacht: Wenn ich jemanden für eine Position vorschlage, dann hat Frank ein Vetorecht. Legt er kein Veto ein, dann kann Frank im Nachhinein diese Person auch nicht mehr eigenmächtig absetzen.

Wie wollen Sie die Kärntner Rebellen wieder ins Team Stronach integrieren?

Ich bin ein sehr verbindender Mensch und hoffe natürlich, dass wir alle wieder gut zusammenarbeiten können. Aber wenn gewisse Brüche passieren, ist es auch verständlich, wenn sich manche lieber trennen. Das würde mir für die Bewegung leid tun. Aber was nicht zusammenpasst, soll nicht zusammenbleiben. Aber so weit sind wir zum Glück noch nicht. Eine Chance gibt es immer noch.

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