Tausende Türken bei Großdemos in Wien

türkendemo
Fans und Kritiker der türkischen Regierung Erdogan mobilisierten am Sonntag ihre Anhänger in der Bundeshauptstadt.

Tausende Menschen türkischer Herkunft zogen am Sonntag durch die Straßen Wiens. Die einen, um für die türkische Regierungspartei AKP unter Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu demonstrieren. Und die anderen, um sich mit den Demonstranten am Taksim-Platz in Istanbul zu solidarisieren. Zumindest in der Anzahl waren die Pro-Erdogan-Demonstranten den Gegnern überlegen. Begegnet sind einander die Gruppen nicht.

Lesen Sie in den unteren Textabschnitten, warum die Menschen für oder gegen Erdogan auf die Straße gingen.

Bilder von den Demos in Wien

Tausende Türken bei Großdemos in Wien

SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG FÜR TÜRKOSCHEN MINISTERPRÄS
Tausende Türken bei Großdemos in Wien

SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG FÜR DIE DEMONSTRATIONEN VOM
Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG FÜR DIE DEMONSTRATIONEN VOM
Tausende Türken bei Großdemos in Wien

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SOLIDARITÄTSKUNDGEBUNG FÜR DIE DEMONSTRATIONEN VOM
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Grün-Politiker sorgten vorab für Aufregung

Tausende Türken bei Großdemos in Wien
APAHEF03 - 02042008 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA225 II - Efgani Doenmez (Gruene) anl. einer Pressekonferenz am Mittwoch, 02. April 2008, in Wien. Doenmez wurde von seiner Partei, den Gruenen, als erster tuerkischstaemmiger Bundesrat vorgestellt. APA-FOTO: GRUENER PARLAMENTSKLUB
Im Vorfeld sorgten ausgerechnet zwei Grün-Politiker für Verstimmung in der türkischen Gemeinde.

Wie berichtet, hatte Bundesrat Efgani Dönmez gemeint, Austrotürken, die Erdogan unterstützen, hätten in Österreich nichts zu suchen (davon distanzierte er sich nach parteiinternem Druck)

Peter Pilz regte zudem an, vor der Verleihung von Staatsbürgerschaften an türkische Immigranten deren politische Einstellung zu prüfen.

Tausende rot-weiße Halbmond-Fahnen, „Türkiye“-Shirts und Pro-Erdogan-Plakate prägten am Sonntag das Bild am Columbusplatz in Wien-Favoriten. Von dort startete am frühen Nachmittag die zwar laute, aber friedliche Demonstration der AKP-Anhänger, die über Getreidemarkt und Mariahilfer Straße bis zum Westbahnhof führte. Die Polizei schätzte die Anzahl der Teilnehmer auf rund 8000. Die Veranstalter sprechen dagegen von bis zu 11.000.

Darunter fanden sich Demonstranten jeden Alters, Familien mit Kinderwagen, junge Frauen ohne und ältere mit Kopftuch. Leute wie Familie K. aus Wien, die stolz die türkischen Nationalfarben tragen. „Wir sind hier, weil es längst nicht mehr um ein paar Grünflächen geht, sondern um den Sturz der Regierung“, sagt R. K. (20). „Die Opposition ist auf die Gezi-Park-Proteste bloß aufgesprungen. Wir sind hier, um unseren Premier zu unterstützen.“

Unter die Menge mischte sich auch der türkische AKP-Mandatar Metin Külünk. Gegenüber dem KURIER war er aber zu keiner Stellungnahme bereit.

„Vorurteile“

Zu der Demo war über Facebook aufgerufen worden. Die beiden Frauen, die die Veranstaltung anmeldeten, wollen anonym bleiben. In einer Pressemitteilung heißt es, man verurteile die „falsch verbreiteten Informationen in den Medien“ und wolle „den daraus resultierenden Vorurteilen mit Fakten begegnen“.

Die Teilnehmer betonten, für Demokratie und Meinungsfreiheit zu sein. Man respektiere die wohlwollende Absicht der Naturschützer (im Gezi-Park; Anm.) und stehe für das Demonstrationsrecht – sofern dabei nicht „gesetzliche Schranken“ überschritten werden. Andererseits verurteile man „die gewaltbereiten Provokateure, die in sozialen Medien mit Falschberichten und Hetze beinahe eine Katastrophe ausgelöst hätten“.

Zudem fordern die Erdogan-Anhänger die Rücktritte der Grünen Efgani Dönmez und Peter Pilz und sammeln dafür Unterschriften.

Unterstützt wurde die Demo, die die Organisatoren als Friedenskundgebung verstanden wissen wollten, unter anderem von der AKP-nahen „Union of European Turkish Democrats“, kurz UETD. Sprecher Ercan Karaduman war „irrsinnig stolz auf die Menge. Sie zeugt von der Solidarität unter den Türken – sie sind nicht teilbar.“

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) distanziert sich dagegen von der Pro-Erdogan-Demo.

Fatih Köse, Sprecher der „New Vienna Turks“, plädierte für den Dialog mit den AKP-Gegnern und kündigte Sonntagmittag an, am Abend zu einer Contra-Erdogan-Kundgebung gehen zu wollen. „Das Thema Erdogan wurde von den Medien aufgeschaukelt. Aber wir sollten uns nicht zu zwei Parteien entwickeln. Wir sind ein Volk.“

„Ja, natürlich wäre auch ich am Taksim-Platz demonstrieren.“ Cem, 21, antwortet wie aus der Pistole geschossen. Sein um fünf Jahre jüngerer Bruder nickt ihm entschlossen zu. Wären da nicht tausende Kilometer, die die beiden von dem Istanbuler Platz, dem Epizentrum der Protestwelle gegen den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, trennen.

Cem steht nämlich mitten in Wien, vor der Staatsoper. Es ist Samstagmittag. Geschätzte 600 Menschen finden sich hier ein, um ihre Solidarität mit den „Unterdrückten vom Taksim-Platz“ zu bekunden. „Ich stehe hier, damit sie wissen, dass sie nicht alleine sind“, erklärt Optiker-Lehrling Cem, kurz bevor er in die aufbrandenden Sprechchöre einstimmt: „Der Taksim-Platz und der Widerstand sind überall.“

Die Kundgebung war am Sonntag erst der Anfang der Anti-Erdogan-Proteste in Wien. Auch am Neuen Markt und vor der Karlskirche sammelten sich Erdogan-Gegner.

Gegen 13.30 Uhr setzt sich Cem mit dem überschaubaren Protestzug in Bewegung. Die Route führt in die Nähe der türkischen Botschaft, die vorsorglich mit Absperrungen und Polizisten gesichert wurde. Zeitgleich marschieren in Favoriten Erdogan-Fans auf. Dass es 8000 sind, weiß hier niemand.

Vieles erinnert an die Istanbuler Proteste. Die Herkunft der Teilnehmer ist so bunt wie das Fahnenmeer vor der Staatsoper. Junge Menschen sind in der Überzahl. Die Kleidung ist leger. Es scheint so, als stünden auch hier viele Aufgeklärte und Gebildete. Das glaubt zumindest Can, 16, ein HAK-Schüler: „Auch am Taksim-Platz stehen viele Studenten. Alle, die die Bevormundung Erdogans satt haben.“

„Im Koma“

Nicht nur der Solidaritätsgedanke verbindet viele Teilnehmer mit den Demonstranten in der Türkei. Manche zählen Verletzte oder Inhaftierte zu ihren Bekannten oder Verwandten. Sandra Bakutz von der „Front des Volkes“ erzählt von einem „Freund, der im Koma liegt“.

Es ertönen nicht nur Anti-Erdogan-Rufe. Auch klassenkämpferische Töne werden angeschlagen.

An den Erdogan-Fans in Wien lässt kaum jemand ein gutes Haar. Ein Gerücht wie es auch immer wieder aus der Türkei zu hören ist, macht die Runde. Die Erdogan-Fans seien von der konservativen AKP, der Partei Erdogans, gekauft. Can: „Busweise werden sie in der Türkei angekarrt.“ Auch in Wien stecke die AKP dahinter, glaubt er.

Ismail Barış, 48, war stolz und verärgert zugleich. Immerhin 600 Menschen folgten seinem Protestaufruf für die „Taksim-Demonstranten“. „Es ist aber obszön“, schimpft er. Ausgerechnet die Anhänger jener Partei (AKP), die in der Türkei Demonstranten niederknüppeln lasse, gehen in Wien auf die Straße. „Die sollten eigentlich mit uns mitmarschieren.“

Der Taksim-Platz war am Sonntag zunächst wieder für Autos erreichbar, nachdem die erste Großdemo seit knapp einer Woche in der Nacht von der Polizei aufgelöst worden war. Nach dem Einsatz von Wasserwerfern klagten Demonstranten über Reizungen von Atemwegen und Augen und verdächtigten die Polizei, dem Wasser Chemikalien beizumischen.

Auch am Sonntagabend wurden Proteste erwartet. Über Twitter riefen junge Menschen die Demonstranten dazu auf, Nelken mitzubringen, die als Symbol der Arbeiterbewegung gelten.

Insgesamt sollen seit Beginn der Proteste mindestens 88 Regierungsgegner inhaftiert worden sein. Erdogan warf ihnen via Medien „böse Absichten“ vor.

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