"Hoffe, der Staatsanwalt schaut da rein"

"Hoffe, der Staatsanwalt schaut da rein"
Frank Stronach "freut sich" über die Ermittlungen rund um seinen Erwerb von Schloss Reifnitz.

Eine Kostprobe davon, was Frank Stronach unter einem Interview versteht, bekam man am Donnerstag im Ö1-Mittagsjournal geliefert. Vorwürfe, er habe beim Kauf des Schlosses Reifnitz am Wörthersee vertragliche Voraussetzungen nicht erfüllt, wies der wahlwerbende Milliardär erbost zurück. Dass von Seiten der Staatsanwaltschaft der Vorwurf geprüft wird, bei dem Verkauf könnte öffentliches Gut verschleudert worden sein, kommentierte Stronach so: "Ich hoffe, die Staatsanwaltschaft schaut da rein, damit endlich einmal klar gestellt wird: Das Schloss wurde mehrere Jahre zum Verkauf angeboten und niemand hat es gekauft. Was wir damit machen, ist unsere Sache, da ist ja kein Staatsgeld drinnen gewesen."

"Das Schloss war immer nur vorgesehen für Management-Tagungen und so weiter", sagte Stronach. Für die Realisierung von touristischen Projekten brauche es "Genehmigungen", und "die haben wir noch nicht bekommen". Unterlagen (siehe Artikelende) besagen anderes - die Bewilligungen seien vielmehr schon wieder abgelaufen.

Einmal mehr wies Stronach gegenüber Ö1 die Vorwürfe zurück, die Liegenschaft 2005 für einen ungebührlich niedrigen Preis - er zahlte 6,4 Millionen Euro für Schloss und 6,4 Hektar Grund - erworben zu haben. Das Schloss sei jahrelang leer gestanden, "das hat niemand gekauft, weil es unter Denkmalschutz stand". Die Renovierung sei "sehr, sehr teuer gewesen": "Hätte ich gewusst, wie teuer die ("Reparaturen", Anm.) werden, hätte ich es vielleicht gar nicht gekauft."

"Unsere Werte sind nicht verkäuflich."

Als Populist würde sich Stronach nicht bezeichnen, auch wenn er sage, was die meisten Menschen denken würden. "Wir sind keine Protestpartei, wir wollen konstruktiv sein", sagt Stronach auf den Vorwurf, er weigere sich, Verantwortung zu übernehmen, indem er jegliche Koalition ausschließt. "Angenommen, andere Parteien hätten einen guten Vorschlag, der unseren Werten entspricht, dann würden wir zustimmen. Unsere Werte sind nicht verkäuflich."

Für verkäuflich hält der Austro-Kanadier dagegen einige staatliche Betriebe – die Eisenbahn, die Müllabfuhr und vor allem: den ORF.

Geredet wird in der Bevölkerung viel über das Schloss Reifnitz in der Gemeinde Maria Wörth, öffentlich dazu Stellung nehmen will freilich keiner. Nicht einmal Bürgermeister Adolf Stark, FPK: „Das ist ein laufendes Verfahren.“ Auch ein Fototermin vor dem Schloss käme ihm gar nicht gelegen.

Wobei dies ohnehin maximal vor dem Schlosstor möglich wäre, denn das Areal ist versperrt und videoüberwacht. Dabei hätte es ein touristisches Projekt mit Schloss-Zubau, Hotelneubau, Appartements und Villen mit insgesamt 181 Betten werden sollen – ein Erholungsdomizil für gestresste Magna-Manager. 80 Ganzjahresarbeitsplätze hätten dadurch geschaffen werden sollen.

Nun ist das schmuck sanierte Schlösschen Domizil für Frank Stronach und seinen früheren Magna-Manager Sigi Wolf, worauf auch das Türschild mit „Empfang, Lounge, Top 1, Top 2“ schließen lässt. Wolf war vergangenen Sommer häufig in der Residenz am Wörthersee. Seit Frank Stronach in Kärnten wahlkämpft, ist auch er des Öfteren Gast im Haus, das einst offiziell eine Magna-Gesellschaft gekauft hatte.

Großküche

Badezimmer mit Whirlpool gehören ebenso zur Ausstattung wie eine Großküche – für Partys. Da wird dann ein Koch samt Mitarbeitern geholt. Um das Objekt in Schuss zu halten, sind ein Hausmeister ganztägig und eine Hausangestellte halbtags das ganze Jahr über zugange. Ein riesiges Areal mit Rasenflächen, parkähnlicher Anlage, Badeplatz mit Bootshaus, Umkleiden, Poolbar und Swimmingpool ist zu betreuen, ebenso wie 80 Stufen, die direkt zum See führen. So gesehen wurden durch den Verkauf wenigstens eineinhalb Arbeitsplätze geschaffen.

Derzeit kann sich Stronach beruhigt zurücklehnen: Im Dezember 2011 hat er der Gemeinde um eine Million Euro das Recht auf Rückkauf des Schlosses abgekauft – zwei Jahre vor Ablauf der Frist. Mit dem Angebot eines – unbekannten – Investors, Magna das Schoss abzukaufen und der Gemeinde zwei Millionen für den Rückkaufsverzicht zu zahlen, hat sich der Bürgermeister angeblich nicht auseinandergesetzt.

Eile für Bautätigkeit besteht auch nicht: Die Bewilligungen für das Hotelprojekt sind im Dezember 2010 abgelaufen. „Ich habe im Gemeinderat vergeblich gewarnt, dass das überstürzte Abtreten des Rückkaufsrechts möglicherweise den Tatbestand der Untreue darstellt“, sagt dazu Vizebürgermeister Helmut Rothe von der Bürgerliste.

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