Stronach: "Ich habe niemanden gekauft"

Frank Stronach: "Wir sind im Parlament, das ist das Wichtigste."
Der Milliardär zeigt sich im ORF überraschend souverän. Seinen Ausflug in die Politik bereut er nicht: "Wer das System kritisiert, wird beschmutzt."

Weder ist er eine Mutter Teresa, noch in die Geschichte der Welt eingegangen: Dafür zeigte sich Frank Stronach am Sonntag in der ORF-Pressestunde ungewöhnlich ruhig, wenn auch ein wenig wehmütig. Der Parteigründer wirkte fast schon wie ausgewechselt: Kaum Schnitzer, keine wirren Sätze aus dem Mund des Austrokanadiers. Der Stress des Wahlkampfs dürfte wohl nachgelassen haben.

Viel Kritik

Bereuen würde er seinen Ausflug in die Politik nicht, betont Stronach. Auch wenn er viel Kritik einstecken musste: "Wer das System kritisiert, wird beschmutzt", so der Milliardär. "Hätte ich mein Geld besser für soziale Zwecke ausgeben sollen? Mein Gewissen hat mir gesagt, dass ich es tun soll. Ich bin schließlich Österreicher, meine Wurzeln sind hier", sagt er. Seine oftmals fragwürdigen Auftritte kommentiert Stronach so: "Ich habe vielleicht ein bisschen provoziert. Schließlich hab ich ein gewisses Alter und nicht mehr alle Jahre Zeit."

"Ich bin bedacht auf meinen Ruf. Der Name Stronach bürgt für Qualität."

Viel Geld hat der Milliardär in seine Partei investiert. War es ein gutes Geschäft? "Wir sind im Parlament, das ist das Wichtigste", antwortet Stronach. Und betont: "Ich habe niemanden gekauft." Weder die Medien noch Abgeordnete. Lediglich für Inserate und Gehälter sei Geld ausgegeben worden. "Ich bin bedacht auf meinen Ruf. Der Name Stronach bürgt für Qualität – weltweit", hält der Parteigründer fest. Und auch wenn er jetzt schon wieder das Parlament verlassen hat: "Ich habe den Wahlkampf sehr ernst genommen. Das war kein Spielzeug für mich."

Auf sein Steckenpferd Wirtschaft kommt er auch in diesem Interview gern zurück. Seine Pläne und Forderungen wiederholt er mehrmals: Auf die Realwirtschaft müsse man sich konzentrieren, weg von der Finanzwirtschaft. Auch die steigenden Staatsschulen und die Arbeitslosigkeit würden ihm Sorgen machen.

Weniger sattelfest und leicht angreifbar ist Stronach immer noch bei den Themen Abtreibung und Todesstrafe für Berufsmörder, wo er ja schon im Vorfeld aufhorchen ließ. Erst bei mehrmaligen Nachfragen bestätigt Stronach, dass er eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes nicht befürworten würde. Allerdings plädiere er dafür, Abtreibungen zu vermeiden und den Frauen mehr Unterstützung zukommen zu lassen. "Das Leben ist heilig", sagt Stronach.

"Ich bin über 80, ich habe sehr viel gearbeitet, ich möchte noch ein bisschen leben."

Was bleibt von Stronach, jetzt wo er weg? "Es wird ein bisschen fad werden", sagte er schon vergangene Woche. In der Pressestunde betont er, dass auch ohne ihn persönlich seine Werte fortgeführt würden. "Meine Abgeordneten werden immer erfahrener. Sie werden ihre Sache gut machen", ist Stronach überzeugt. Betrug am Wähler sei sein Abgang nicht: "Ich bin über 80, ich habe sehr viel gearbeitet, ich möchte noch ein bisschen leben."

Kommentare