Lehrer sind stinksauer auf Kanzler

Stein des Anstoßes: Faymanns Rede beim Wiener SPÖ-Parteitag.
Fortbildung und Kuren nur mehr in den Ferien? Gewerkschaft tobt: "Mieser geht es nicht mehr."

Es geschah beim Wiener SPÖ-Parteitag: Bundeskanzler Werner Faymann griff eine Idee der Wiener Stadtschulratspräsidentin auf, wie man im Bildungsbereich ein wenig sparen könnte. Vorgeschlagen wurde, dass Lehrer künftig nur in der Ferienzeit Seminare und Kur-Aufenthalte absolvieren sollten. Denn für Fortbildungstage wie auch für Kuren würden Tausende Supplierstunden anfallen, die Millionen kosten würden. Für den Kanzler war das ein "wichtiger Vorschlag von unseren Wiener Freunden".

Stinksauer

Lehrer sind stinksauer auf Kanzler
APA13576426 - 05072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Chefverhandler Paul Kimberger (FCG) am Freitag, 05. Juli 2013, vor Beginn einer Verhandlungsrunde zum Lehrerdienstrecht in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Hörbar verärgert reagiert Paul Kimberger, oberster Gewerkschaftsboss der 126.000 Lehrer, im KURIER-Gespräch. Der sonst eher besonnene Standesvertreter ist sogar stinksauer: "Wenn wir jetzt im Bildungsbereich sparen wollen, indem wir etwa krebskranke Lehrer nicht mehr auf Kur schicken dürfen, damit diese sich von ihrer Krankheit erholen können, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Und die Welt unseres Bundeskanzlers schon gar nicht. Der weiß ja nicht, wovon er spricht", zürnt Kimberger dem SPÖ-Bundeskanzler. Grundsätzlich, erklärt er, gebe es längst eine Regelung, dass Lehrer nicht während der Unterrichtszeit auf Kur gehen. "Es sei denn, es wird medizinisch von einem Arzt angeordnet."

Aber auch den Vorwurf, Lehrer würden sich während der Unterrichtszeit, und nicht in ihren langen Ferien, weiterbilden und Seminare besuchen, lässt Gewerkschafter Kimberger nicht auf sich sitzen. "Allein bei uns in Oberösterreich gibt es mehr als 13.000 Pflichtschullehrer, die sich regelmäßig fortbilden müssen. Da ist es doch rein logistisch schon nicht möglich, das nur in den Ferien zu machen."

Die Masse der Veranstaltungen werde zudem ohnehin außerhalb der Unterrichtszeit durchgeführt, viele würden von Freitagnachmittag bis Sonntag in Kursen sitzen. "Da finde ich nichts Schlechtes dran."

Lehrer-Bashing

Was den Chefgewerkschafter an der Diskussion besonders ärgert, ist dass Faymann erneut "rein populistisch ein Thema" angreife. "Mieser geht es nicht, das ist ganz schlimm, was da von Seiten des Bundeskanzlers passiert." Faymann solle stattdessen sagen, dass die Lehrer eine hervorragende Arbeit leisten.

"Diesen Mut hat er noch nie gehabt, weil er sich damit mit den Boulevard-Medien anlegen müsste. Und das tut er nicht, weil er ohnehin dauernd nur den Boulevard bedient." Deswegen wundere es ihn auch nicht, dass Faymann das Thema bei einem SPÖ-Parteitag aufziehe. "Weil ihm der Applaus am Stammtisch lieber ist als eine wirklich faire Auseinandersetzung mit einer Berufsgruppe, die die Zukunft Österreichs mitgestaltet. Wir sind aber eh nichts anderes von ihm gewohnt."

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