Strache will Mindestsicherung kürzen: "Dach überm Kopf und 40 € im Monat"

Heinz Christian Strache im Puls4-Sommergespräch mit Corinna Milborn
Erster Wahlkampf-Auftritt im TV: FPÖ-Chef Strache will Mindestsicherung kürzen, spricht über seine Krankheit und hält sich für attraktiver als Hofer.

Heinz-Christian Strache ist mit seinen 48 Jahren bereits ein Veteran. Der anlaufende Wahlkampf ist sein vierter Nationalratswahlkampf, seit er im April 2005 zum FPÖ-Obmann gekürt wurde.

Sechs ÖVP-Obmänner und drei SPÖ-Vorsitzende hat Strache bereits erlebt. Mit Eva Glawischnig kam ihm kürzlich auch sein Langzeit-Vis-a-vis bei den Grünen abhanden. Die langen Jahre in der Politik sind Strache anzumerken, zumindest am Montag beim Sommergespräch mit Corinna Milborn auf Puls 4.

Strache gibt sich ruhiger als gewohnt und weniger angriffig. Er erzählt, er habe im Präsidentschaftswahlkampf eine Lungenentzündung übergangen und deswegen alle Mühe, die Krankheit, als sie dann diagnostiziert war, wieder abzuschütteln. Den laufenden Wahlkampf wird Strache auf zwei Monate verkürzen (von Mitte August bis 15. Oktober), denn man müsse auch manchmal "eine Stopp-Taste drücken", das habe ihn seine Krankheit gelehrt. Zu seinem Bedauern hat er es nicht geschafft, sich das Rauchen abzugewöhnen.

Auf den Namen Sebastian Kurz reagiert Strache, seiner neuen Gelassenheit zum Trotz, gereizt. Kein Wunder, hat Kurz doch die FPÖ vom ersten Platz in den Umfragen verdrängt (siehe Grafik).

Strache will Mindestsicherung kürzen: "Dach überm Kopf und 40 € im Monat"
Kurier-Grafik
Kurz sei "eine Mogelpackung", ärgert sich Strache. Das Schließen der Balkanroute sei eigentlich dem ungarischen PremierVictor Orban und nicht Österreichs Außenminister zu verdanken. Aber radikale Töne gegen Flüchtlinge oder Ausländer schlägt Strache in dem TV-Interview nicht an. Er meint lediglich: "SPÖ und ÖVP reden nur, anstatt ihre Ankündigungen umzusetzen."

Beim Kapitel Soziales übertrumpft der FPÖ-Chef die anderen Parteien dann doch noch mit einer neuen Forderung: Strache will die Mindestsicherung für all jene Personen streichen, "die noch nie ins Sozialsystem eingezahlt haben". Für diese Menschen solle es "keine Geldleistungen, sondern nur Sachleistungen – Dach über dem Kopf, medizinische Versorgung" – und 40 Euro Taschengeld pro Monat geben. Dies solle für alle gelten, die noch nie ins System eingezahlt haben – wobei für Österreicher und EU-Bürger die Rechtslage noch zu klären wäre, ergänzt ein FPÖ-Sprecher auf KURIER-Nachfrage.

Als Wahlziel nennt Strache: "So stark werden, dass eine Fortsetzung von Rot-Schwarz verhindert wird."

SPÖ oder ÖVP? "Wir sind äquidistant"

Präferenzen, ob er lieber mit der SPÖ oder der ÖVP eine Koalition einginge, verweigert Strache: "Wir sind äquidistant."

Präferierte Regierungsämter: Er selbst wolle Kanzler werden, für die FPÖ fordert er das Innenministerium.

Milborns Fragen nach seiner Abgrenzung zum rechten Rand pariert Strache passabel. Beim Thema Frauen lässt er sich immerhin dazu hinreißen, die reine Männerbündelei bei den schlagenden Burschenschaften als "antiquiert" zu bezeichnen. Allerdings würden Frauen wahrscheinlich eh nicht so gern fechten.

Auf Milborns Vorhalt, die FPÖ würde viel stärker von Männern als von Frauen gewählt, sagt Strache: "Bei Norbert Hofer, bei der Präsidentschafts-Stichwahl, haben Sie recht. Aber bei anderen Wahlen im Bund und in Wien haben wir die Lücke zwischen Frauen und Männern geschlossen – offensichtlich auch dank des Spitzenkandidaten." (Anm.: Spitzenkandidat war er selbst).

Das Adoptionsrecht für Homosexuelle würde Strache im Falle einer Regierungsbeteiligung der FPÖ nicht abschaffen, bei Abtreibungen würde er eine verpflichtende psychologische Beratung einführen. Grundsätzlich müsse das aber jede Frau für sich entscheiden.

Als vordringliche Aufgaben nennt Strache: Die Abgabenquote (vor allem die Lohnnebenkosten) unter 40 Prozent senken. Die Vorschläge des Rechnungshofs zur Verwaltungsreform endlich umsetzen. Mehr Gerechtigkeit walten lassen. Strache: "Meine Mutter hat länger als 40 Jahre gearbeitet, war nie im Krankenstand und bekommt nur 1000 Euro Pension. Das ist nicht gerecht."

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