Strache will eine Wiedervereinigung Tirols

Heinz-Christian Strache bei seiner Rede zum 1.Mai.
Brenner-Debatte aufgeflammt. Merkel, Renzi und Juncker gegen Kontrollen.

FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache hat sich für die Wiedervereinigung Tirols ausgesprochen. "Ich will die bestehende Wunde heilen und Tirol die Möglichkeit geben, sich wieder zu vereinen", sagte Strache im Interview mit der römischen Tageszeitung La Repubblica. Südtirol solle die Möglichkeit zur Selbstbestimmung gegeben werden. Es solle frei über seine Zukunft entscheiden können.

Strache erklärte, dass Österreichs Grenzkontrollen am Brenner eine "Notstandslösung" seien. "Wenn man nicht angemessen die EU-Außengrenzen schützt, wenn ihr Italiener weiterhin Migranten einreisen lässt, als wärt ihr Staatsschlepper, ist das nicht in Ordnung. Österreich muss sich schützen. (Italiens Premier) Matteo Renzi tut nichts anderes, als die Migranten hierher einzuladen, nicht wahr? Genau wie (die deutsche Bundeskanzlerin) Angela Merkel. Wir müssen uns schützen", kritisierte Strache.

Der FPÖ-Chef warnte vor der "Sozialromantik der Willkommenspolitik". Die einreisende Flüchtlinge seien keine Akademiker, wie man oft erzähle, sondern unter ihnen würde es viele Analphabeten geben. "Und es gibt Terroristen, die sich unter die Flüchtlinge mischen, wie es die Anschläge in Europa bezeugen", sagte Strache. Seine Partei kämpfe gegen die "Islamisierung Europas".

Strache zeigte sich vom Sieg des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer bei der Bundespräsidenten-Stichwahl am 22. Mai überzeugt. "Wir stehen vor einer Wende, vor einer neuen politischen Ära. Dieses verkrustete System aus zwei Parteien ist zu Ende. Das verdanken wir der außerordentlichen Persönlichkeit unseres Kandidaten Hofer (...) Hofer wird der Verteidiger der Interessen des österreichischen Volks sein", so Strache.

Renzi: "Schandhaft"

Straches Tirade gegen den italienischen Premier zog am Donnerstag allerhand Reaktionen nach sich. Renzi und Merkel trafen einander am Donnerstag in Rom, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. "Ich kommentiere nicht den österreichischen Wahlkampf, ich reagiere aber vom institutionellen Standpunkt. Wer die Bilder der Kinder in den Lagerräumen der Flüchtlingsschiffe gesehen hat, begreift, wie schandhaft diese Worte sind. Sie sollten die vielen anständigen Menschen in Österreich zum Nachdenken bewegen", sagte Matteo Renzi. Die neuen Grenzkontrollen Österreichs seien zudem "unlogisch und anachronistisch", sagte Renzi.

Angela Merkel meinte, die EU müsse nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ihre Werte leben. Respekt für die Menschenwürde bedeute auch, Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. "Wie Europa sich der Herausforderung der Flüchtlingsproblematik stellt, entscheidet, wie uns die Welt schätzt", so Merkel.

Reaktion von Reinhold Messner

Auch die Aussagen zu Tirol und den Brenner-Kontrollen blieben nicht unkommentiert. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte am Donnerstag zu RAI1: "Ich mag die Idee von Brenner-Kontrollen nicht, doch das ist ein Beschluss Österreichs".

"In Europa wollen wir Grenzen abbauen, nicht umbauen", sagte die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Tirols Vize-Landeschefin Ingrid Felipe, in einer Aussendung. "Tirol ist eng zusammengewachsen, Straches Ideen würden es wieder auseinanderreißen." "Strache will wieder einmal die Bevölkerung spalten und Europa zerstören", meinte der Grüne Europa-Abgeordnete Michel Reimon.

"Bedeutungslos" ist für den berühmten Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner der jüngste Vorstoß von FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache für eine Wiedervereinigung Tirols.

Die Freiheitlichen nannte Messner gegenüber ANSA "Populisten, die den Frieden in Südtirol zerstören". "Wer heute so etwas vorschlägt, hat nichts aus 1937 und der Tragödie Südtirols gelernt."

Unterstützung von Lega Nord

Der Chef von Italiens Lega Nord, Matteo Salvini, hat am Donnerstag hingegen Partei für Strache ergriffen. "Renzi und Merkel sind Freunde der illegalen Migranten und Feinde ihrer Bürger. Statt Österreich und all jene Staaten zu beleidigen, die auf zivile Weise die Einwanderung regeln, sollte sich Renzi an Regierungen ein Beispiel nehmen, die seriöser als seine sind", sagte Salvini am Donnerstag in Bozen, wo er an einer Wahlveranstaltung seiner Partei im Vorfeld der Kommunalwahlen am Sonntag teilnahm.

In Bozen wolle er eine "Allianz europäischer Völker" lancieren, sagte der 43-jährige Salvini. Dabei gehe es um die "Verteidigung der Grenzen und unserer Zukunft". Salvini hatte zuletzt immer wieder Österreichs Brenner-Pläne vor Kritik aus Rom verteidigt.

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