Steirischer Caritas-Chef: Mindestsicherung wieder erhöhen

Caritasdirektor Steiermark: Herbert Beiglböck
"Österreichs Sozialsystem ist etwas, auf das man stolz sein sollte", sagt der Küberl-Nachfolger in der Steiermark, Herbert Beiglböck.

Der steirische Caritas-Präsident Herbert Beiglböck, etwa ein Jahr im Amt, sieht in den Grundbedürfnissen Wohnen und Arbeit den Schlüssel für sozialen Ausgleich. Die bedarfsorientierte Mindestsicherung wünscht er sich bundesweit gleich und am ursprünglichen Niveau. Beim vielstrapazierten Begriff "soziale Hängematte" wird Beiglböck - Nachfolger von Franz Küberl - für seine Verhältnisse ärgerlich.

Beiglböck, früherer Wirtschaftsdirektor der Caritas der Diözese Graz-Seckau, und seit Mitte 2016 Nachfolger von Küberl als steirischer Caritas-Präsident, sieht die Aufgaben seiner Organisation im "hinschauen, eine Stimme geben, solidarisch sein, gesellschaftsbewusst agieren", wie er im APA-Gespräch sagte. Das wichtigste sei für den Menschen eine würdige Unterkunft, und eine Arbeit, von der man leben könne. Handlungsbedarf sieht er in der Schaffung von leistbarem Wohnraum. Eine Pflegeversicherung wäre für ihn die Lösung einer weiteren zentralen Frage.

Auf die Frage, ob der Befund täusche, dass die allgegenwärtige Forderung nach weniger Staat eher jene treffe, die der Unterstützung bedürfen, sagte Beiglböck: "Der Befund täuscht sicher nicht. Der Staat hat ein umfassendes Regelwerk, sicher zu viel in einigen Bereichen, aber nicht im Sozialbereich." Unabhängig von der Leistung habe jeder Mensch einen Anspruch auf Teilhabe, das sei ein Grundsatz der christlichen Soziallehre. Man habe zu helfen, unabhängig von Anschauung, Herkunft oder Religion. "Jeder hat den Anspruch abgesichert zu sein", hielt der Caritas-Chef fest. Es gebe eine Menge Mittel, mit denen die Politik manchmal sehr großzügig umgehe, etwa, um Banken und Fluglinien zu retten.

Ärger über Begriff "Soziale Hängematte"

Der Ausdruck "soziale Hängematte" ist für Beiglböck "ein großes Ärgernis, der auch den allermeisten Menschen, die zur Caritas kommen, nicht entspricht. Die meisten kostet es große Mühe, überhaupt zu uns zu kommen. Sie wollen sich selbst helfen und selbst einen Beitrag leisten". Dabei müsse man unterstützen, etwa bei der Beschäftigung.

"Gott sei Dank gibt es die Aktion 20.000. Allein in der Pilotregion Weststeiermark sehen wir, wie wichtig das ist, alleine in unserem Bereich haben wir dadurch schon 25 Menschen in Beschäftigung bringen können", sagte Beiglböck. Gesamt könne die Caritas in ihrem Bereich über die Aktion an die 200 Jobs schaffen. Es brauche aber weitere Maßnahmen, "denn leider muss man sagen, dass rund ein Drittel der Arbeitslosen in der Steiermark für den ersten Arbeitsmarkt nicht geeignet sind. Wir brauchen so eine Aktion dauerhaft".

Stolz auf Sozialsystem

Die Vorzüge der Republik seien besonders in Wahlkampfzeiten leider nicht allen Bürgern bewusst: "Eine Qualität Österreichs ist das Sozialsystem, in dem es Chancen für die gibt, die es nicht leicht haben. Das ist für viele andere Länder Vorbild und etwas, worauf man stolz sein kann", sagte Beiglböck.

Ein Loblied sang Beiglböck den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Caritas, ohne die die flächendeckende Arbeit in den Regionen und in manchen Einrichtungen wie etwa dem Grazer Marienstüberl beim Hauptbahnhof nicht möglich wäre. Wie unverzichtbar die Ehrenamtlichen seien, habe man auch in der Flüchtlingsarbeit gesehen. Im Schnitt arbeiten rund 5.000 Menschen freiwillig mit. "In der Flüchtlingshilfe 2015/16 hatten wir viele, die selbst nach Österreich geflohen sind, die geholfen haben. Wir haben natürlich gefragt, warum tut ihr das? Sie wollen helfen, wie ihnen geholfen wurde", sagte der Caritas-Chef. Es sei auch keine Frage, welcher Religionsgemeinschaft man angehöre. "Wir helfen unabhängig davon und das spüren die Menschen auch."

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