"Müssen auch mit der FPÖ reden"

Harald Troch am 1. Mai 2015
Abgeordneter Harald Troch fordert die Öffnung zur FPÖ.

Wie zerrissen die Roten sind, zeigt sich exemplarisch am Simmeringer Nationalratsabgeordneten Harald Troch. Werner Faymann als Parteiobmann und Kanzler ablösen – dafür ist Troch absolut nicht zu gewinnen. "Faymann hat den Merkel-Kurs gebogen. Das muss ihm erst einmal ein Regierungschef nachmachen." Der SPÖ-intern kritisierte Faymann-Doskozil-Kurs in der Flüchtlingsfrage ist für Troch der richtige Weg.

Gar nicht auf Faymann Linie ist Querdenker Troch, wenn es um die FPÖ geht. Der Mandatar fordert, das Anti-FPÖ-Dogma endlich fallen zu lassen. "Wir müssen mit allen Parteien reden. Auch mit der FPÖ. Deswegen muss noch keine Koalition am Programm stehen." Troch sieht sich als Pragmatiker. "Mich interessieren Lösungen und auch Kreisky war ein Pragmatiker. Sein Wahlsieg 1971 entstand nur, weil er mit Unterstützung der FPÖ die Minderheitsregierung durchzog. Damals waren wirklich noch Nazis in der FPÖ." Troch weiß, dass er mit seinen Gedanken als Unbequemer in der Wiener SPÖ gilt. "Die Linken werfen mir soziale Kälte vor. Aber wir müssen zum Rechnen beginnen und fragen: Schaffen wir das? Ich möchte keine Parallelwelten wie in England, wo teilweise die Scharia anerkannt ist."

Kein Monopol

Simmering ist eine billige Wohngegend, das Bildungs- und Einkommensniveau der Bevölkerung gehört zu den niedrigsten in ganz Wien. Dadurch ist Simmering eine rot-blaue Kampfzone. Seit der Wien-Wahl im Herbst 2015 stellen die Blauen im Arbeiterbezirk erstmals den Bezirksvorsteher. Letzten Sonntag hat Norbert Hofer (FPÖ) 42 Prozent, Rudolf Hundstorfer (SPÖ) 16 Prozent der Stimmen bekommen. Trotz des schlechten Ergebnisses will Troch die Öffnung zu den Blauen. Und das aus zwei Gründen: Eine Gesprächsbasis mit den Blauen würde die SPÖ strategisch in eine bessere Position bringen. "Im Moment haben die ÖVP im Bund und die Grünen in Wien ein Monopol auf die Koalition. Die Bedingungen für die Koalition werden immer teurer für die SPÖ." Der zweite Punkt ist die Stimmung im Land. "Ich muss mich damit auseinandersetzen und mich nicht über die FPÖ-Wähler lustig machen, wie das viele meiner Genossen machen."

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