SPÖ fühlt sich startklar, aber "Sand im Getriebe der Maschinerie"

Kanzler Kern in Wels am 11. Jänner
Wahlkampf: Die Kurz-Walze rollt derzeit über die SPÖ hinweg. Die Roten halten mit Plan A dagegen.

In fünf Monaten wird gewählt, alle Parteien stürzen sich in den Wahlkampf. Die Kampagnen müssten fixfertig in den Schubladen liegen, seit Monaten wird schließlich über vorgezogene Neuwahlen spekuliert.

Doch während momentan alle medialen Scheinwerfer auf den neuen starken Mann der ÖVP gerichtet sind, wirkt Kanzler Christian Kern seltsam bedrängt und im Hintertreffen. Ganz so, als ob ihn der Rücktritt von Reinhold Mitterlehner auf dem falschen Fuß erwischt hätte.

Der SPÖ-Chef brauchte vier Tage, um die Notwendigkeit der Neuwahl am Sonntag in der ORF-Pressestunde öffentlich einzugestehen ("Das Tischtuch ist zerschnitten"). Und auch was den Neuwahl-Termin angeht, nahmen ihm Opposition und ÖVP das Heft aus der Hand.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler bestreitet Starthemmungen seiner Partei: "Wir sind immer bereit für einen Wahlkampf und stets kampagnenfähig, das ist klar. Das beweist auch unsere Mittelschichtkampagne, die ein voller Erfolg, nicht nur auf Facebook war. Alleine mit dem Pizzavideo haben wir mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erreicht."

Zudem verweist Niedermühlbichler auf "die klaren Konzepte mit dem Plan A", den Kern schon im Jänner in Wels präsentiert hat.

Auch Meinungsforscher und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer erinnert im KURIER-Gespräch an Kerns "Plan A": "Das war der eigentliche Start des Wahlkampfes. Wels war die erste große Bühne für das rote Wahlprogramm. Man hätte daher glauben können, dass die SPÖ schon einen gehörigen Vorsprung hat und jetzt nur das Tempo erhöhen muss. Doch in Summe ist Sand ins Getriebe der roten Maschinerie geraten."

Die Kettenreaktion nach Mitterlehners-Rücktritt sei für die SPÖ möglicherweise zu schnell gewesen. Die "Krönungszeremonie" für Sebastian Kurz mitsamt seinen neuen Parteivollmachten in "überraschender Deutlichkeit" abgelaufen, sagt Bachmayer. So entstehe der Eindruck, hier komme keine alte Partei mit einem neuen Gesicht, sondern vielleicht etwas wirklich Neues, wo sich tatsächlich etwas ändern könnte. Im Gegensatz dazu frage man sich bei der SPÖ: "Was ist da los?".

Bachmayer betont, dass es sich beim Gesagten um eine Momentaufnahme handelt. Soll heißen: Bis zum 15. Oktober werden die Karten bestimmt noch mehrmals neu gemischt.

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