Spitzel-Verdächtiger bei AKP-Feier in Wien-Liesing

Der türkische Religionsattaché und Ex-ATIB-Präsident Fatih Mehmet Karadaş
Putsch-Gedenken: Karadaş unter den Gästen.

Als die AKP-nahe Lobby-Organisation UETD (Union der Europäisch-Türkischen Demokraten) Sonntagabend in ein Liesinger Veranstaltungszentrum lud, um dort im Sinne Ankaras des türkischen Putsches zu gedenken, da war eines eher ungewöhnlich: Journalisten und Kamerateams waren bei den Reden und der Veranstaltung explizit unerwünscht, die knapp 200 Gäste wollten unter sich bleiben (der KURIER berichtete).

Liegt es an der bisweilen Erdoğan-kritischen Haltung heimischer Medien?

Liegt es an der zuletzt kritischen Berichterstattung, was die islamischen Kindergärten angeht? Vielleicht spielt beides eine Rolle.

Durchaus plausibel ist allerdings, dass auch die Gästeliste der Veranstaltung eine Rolle gespielt hat. Denn wie ein dem KURIER vorliegendes Online-Video zeigt, war Fatih Mehmet Karadaş bei der Gedenkfeier zugegen. Als Religionsattaché der türkischen Botschaft stand Karadaş vor Monaten im Zentrum der sogenannten Spitzel-Affäre.

Gegen ihn hegten Verfassungsschützer und Grünen-Mandatar Peter Pilz einen schweren Verdacht: Karadaş soll die politischen Aktivitäten und Ansichten von in Österreich lebenden, Erdoğan-kritischen Türken nach Ankara gemeldet haben.

Karadaş selbst hat dies stets bestritten – er sei Theologe, kein Politiker oder gar Geheimdienstspitzel.

Nachdem der Verfassungsschutz hinter den Kulissen den Druck erhöhte, gab die Botschaft bekannt, Karadaş werde Österreich verlassen. Dem ist offenkundig nicht so, oder zumindest nicht dauerhaft, wie das Online-Video zeigt.

Warum bzw. seit wann er wieder in Österreich ist, konnte Karadaş noch nicht erklären – er ist für den KURIER nicht zu erreichen.

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