Spirituelles Frühstück im Hohen Haus

Parlament, Archivbild
Parlament. Nationalratsabgeordnete unterschiedlicher Parteien finden sich zum Tischgebet ein.

Neuerdings tut sich etwas im Parlament, von dem bisher nichts nach außen gedrungen ist. Nicht nur Abgeordnete eines Klubs treffen einander vor Nationalratssitzungen; das tun jetzt auch Mandatare verschiedener Couleur.

Sie frühstücken gemeinsam – und reden miteinander. Nicht Politisches steht auf der Agenda; über Privates wird parliert. FPÖ-Mandatar Andreas Karlsböck hat die Zusammenkunft initiiert – nach großem Vorbild. In den USA gibt es das "National Prayer Breakfast", ein jährliches Polit-Treffen von 3500 Leuten, das der einstige Präsident Dwight D. Eisenhower initiiert hat. 2015 waren der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und Karlsböck mit von der Frühstückspartie. In vielen anderen Ländern gibt es das auch, wenngleich in kleinerem Rahmen. So auch in Deutschland im Bundestag.

Spirituelles Frühstück im Hohen Haus
APA4672524 - 20072011 - WIEN - ÖSTERREICH: Nationalratsabgeordneter Andreas Karlsböck (FPÖ) am Donnerstag, 16. Juni 2011, im Rahmen eines Fototermins mit der Austria Presse Agentur (APA) im Parlament in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Überkonfessionell

Was hat man sich unter der heimischen Schmalspur-Variante vorzustellen? "Es geht um einen Gedankenaustausch", sagt Karlsböck dem KURIER. Über Persönliches werde gesprochen: "Wir versuchen, uns auf privater Ebene zu finden – im Geiste der Spiritualität. Die politische Kampfmontur wird abgelegt." Ziel sei, "bei Nationalratssitzungen respektvoller miteinander umzugehen".

Zu Beginn gebe es "so etwas wie ein überkonfessionelles Tischgebet", eine Art Tageslosung: "Das kann ein Spruch aus der Bibel, ein Zitat von Konfuzius oder eines römischen Philosophen sein", sagt der Blau-Abgeordnete. Über das werde dann diskutiert. "Die Tages- und Parteipolitik bleibt draußen. Und das, was drinnen besprochen wird, bleibt drinnen."

15 bis 20 Abgeordnete waren bis dato jeweils dabei. Von der ÖVP Klubchef Reinhold Lopatka und Mandatar Asdin El Habbassi, der Moslem ist. Von der FPÖ saß neben Karlsböck Norbert Hofer, Dritter Nationalratspräsident und Hofburg-Wahlwerber, in der Runde; er ist evangelisch. Auch Stronachianer zirkeln mit.

Spirituelles Frühstück im Hohen Haus
APA15344840-3 - 30102013 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD-PAKET - Nationalratsabgeordneter Asdin El Habbassi (ÖVP) am Montag, 28. Oktober 2013, im Rahmen eines Fototermins im Parlament in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

El Habbassi behagt dieses Stelldichein: "Gedankenaustausch über die Fraktionen hinweg und abseits von parteipolitischen Diskussionen ist wichtig und schön. Es kann über alles gesprochen werden, was einen beschäftigt." Man lerne die Kollegen besser kennen: "Das bringt mehr Verständnis für die politischen Positionen des anderen. Das ist bereichernd."

Die Grüne Gabriela Moser hat Karlsböck ebenfalls geladen. Sie hat abgesagt: "So einen Gedankenaustausch eine Stunde vor einer Plenarsitzung brauche ich nicht. Eine Blaupause einer amerikanischen Sache im österreichischen Parlament ist nicht das meine."

Für die christliche "Frühstücksrunde", zu der der ehemalige ÖVP-Abgeordnete Josef Höchtl alle paar Monate lädt, ist Moser hingegen zu haben. Sie ist ab und zu dabei.

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