Spindelegger startet Charme-Offensive

Werbetour in eigener Sache: Spindelegger mit seinen engsten Mitarbeitern auf dem Weg ins Dachfoyer des aufwendig sanierten Ministeriums.
Die Finanz verliert viele Mitarbeiter. Der Minister verspricht stabile Einkommen statt Einbußen.

Die derzeit unfinanzierbare Steuerreform ließ Michael Spindelegger in seiner gut halbstündigen und freien Rede an die Mitarbeiter des Finanzministeriums wohlweislich aus. Schließlich lauschten auch ausgewiesene Budgetexperten den Worten des Ministers. Rund 300 Finanzer waren gekommen, noch einmal so viele dürften über das Internet zugehört haben. Thema: Das Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre.

Wer sich Details zu den diversen Hypo- und Budgetlöchern erwartete, wurde enttäuscht. Spindelegger ging, ganz neuer Chef, vor allem auf die Sorgen seiner Mitarbeiter ein – und die sind offenbar groß. 12.000 Beschäftigte hat die Finanzverwaltung in Österreich.

Noch. Wird nicht gegengesteuert, verliert die Finanz wegen der Altersstruktur und anstehender Pensionierungen in den nächsten zehn Jahren 40 Prozent ihres heutigen Personals. Und das bei einem soeben verlängerten Aufnahmestopp (Ausnahme: Finanzpolizei) sowie Jahr für Jahr härter werdenden Gehaltsverhandlungen.

Wenig Nachwuchs

Spindelegger versuchte die Sorgen rund um den fehlenden Finanz-Nachwuchs zu nehmen: „Das verkraftet keine Organisation. Ein ,Loch auf, Loch zu‘ wird es aber nicht geben.“ Spindelegger will – im Gegenteil – eine Personalplanung „wie in der Privatwirtschaft“ einführen. Mehr noch: Er schloss Einschnitte bei den Gehältern, bei Jubiläumszulagen oder Biennien aus. „Das ist doch einmal eine gute Nachricht“, sprach Spindelegger, um Beifall des Publikums bemüht. Er bekam ihn.

Einige lang gediente Mitarbeiter waren dennoch nicht ganz beruhigt: „Wenn uns in der Bankenabteilung noch ein paar Leute verloren gehen, verliert die Republik mehr Geld, als die Finanzpolizei jemals hereinholen kann.“

Kein Patent

Nulldefizit, Sparzwänge, Steuererhöhungen: Vieles aus Spindeleggers Rede am Donnerstag war Routine. Gänzlich anders stellt sich das Hypo-Problem dar. Hier will Spindelegger jetzt endlich „Nägel mit Köpfen“ machen. Wobei ihm bewusst ist: „Gäbe es ein Patentrezept, hätten das meine Vorgänger schon längst gemacht.“

Vor Spindelegger residierte Parteifreundin Maria Fekter im Finanzressort. Ein leeres Büro hat sie, die gerne Ressortchefin geblieben wäre, hinterlassen. Zeitungsschlagzeilen wie „Spindelegger allein zu Hause“ folgten.

Umso mehr gefiel ihm der Andrang im Dachfoyer des frisch und aufwendig sanierten Finanzministeriums in der Wiener Innenstadt. Auf die Gerüchte, wonach er bald nach Brüssel als EU-Kommissar gehe, ging Spindelegger naturgemäß nicht ein. Die Mitarbeiter des Finanzministeriums tuschelten dennoch darüber: „Was weiß man schon, es gibt auch Langzeitminister“, blieb eine Mitarbeiterin, die Spindelegger „ganz sympathisch“ findet, optimistisch. Für einen hochrangigen Beamten hat er etwas, das Fekter fehlte: „Er kann wenigstens zuhören.

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