Mazal schlägt Einsatz von Arbeitslosen für Pflege vor

Sozialrechtler Wolfgang Mazal
Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal schlägt vor, die 24-Stunden-Betreuung alter Menschen vor allem auf dem Land stärker zu fördern. Mit Sebastian Kurz will er seine Vorschläge nicht in Zusammenhang gebracht sehen.

Der Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal schlägt vor, Arbeitslose für die 24-Stunden-Betreuung am Land einzusetzen. Finanzielle Mittel aus der Arbeitslosenversicherung sollten in die Betreuung älterer Menschen "umgelenkt" werden, sagte er. Dabei gehe es um Aufgaben für niedrig qualifizierte Menschen - und auch Asylwerber könnten dies bei geänderter Gesetzeslage tun.

Für Mazal passen ein "gegenleistungsloses Transfereinkommen" und gleichzeitig 400.000 Arbeitslose systemisch nicht zusammen: "Wir haben Jobs, wir sollten sie als solche auch schön ausschildern und dann auch bezahlen." Die Vermittlung Arbeitsloser in ländliche Gemeinden ist für ihn jedenfalls zumutbar. Vorrangig gehe es auch nicht um Akademiker, betont Mazal: "Wir müssen hier die Kirche im Dorf lassen."

Neue Struktur

Vor allem für junge Frauen könnten von der neuen Struktur profitieren, hofft Mazal. Ihm schwebt ein "vielfältiges Netz" von stationären Einrichtungen, Tageseinrichtungen aber auch präventiven Einrichtungen vor. Mazal hat als Experte auch am "Masterplan" von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) mitgearbeitet, der ebenfalls eine flexiblere Altenbetreuung am Land vorsieht. Den weitergehenden Ideen schließt sich der Minister allerdings nicht an.

Mazal denkt auch weiter in Richtung Migranten: "Aus meiner Sicht wäre das geradezu eine ideale Situation, Menschen in der Region zu integrieren." Die Wertschätzung für Menschen, die in kleinen Gemeinden Dienstleistungen verrichten, würde steigen. Allerdings, so stellt der Sozialrechtsexperte klar, sei dies durch die derzeitige Gesetzeslage natürlich nicht möglich.

"Hat mit Kurz nichts zu tun"

Mazal zählt in Sozialfragen zu den wichtigsten Beratern des ÖVP-Chefs und Spitzenkandidaten Sebastian Kurz. Im Ö1-"Mittagsjournal" beklagte sich Mazal heute darüber, dass seine Vorschläge in der medialen Berichterstattung "völlig entstellt" worden seien. Er kündigte an, dies auch noch schriftlich darzulegen. "Dieser Vorschlag hat mit Sebastian Kurz überhaupt nichts zu tun. Ich bin seit 25 Jahren Gesprächspartner für Politiker aller Couleurs", sagte Mazal.

Dass die Vorschläge Eingang in das Sozialprogramm von Kurz finden könnten, wollte Mazal nicht beantworten. Er würde sich generell freuen, wenn die Politik sie aufgreifen würde.

Kritik an Vorschlägen

Mazals Vorschlag, Arbeitslose für die 24-Stunden-Betreuung am Land einzusetzen, stößt auf Kritik. "Wer das ernsthaft fordert, hat die Herausforderung wohl nicht verstanden", erklärte Reinhard Bödenauer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter in der GPA-djp, am Sonntag in einer Aussendung.

Der Gesundheits- und Pflegebereich habe tatsächlich mit Personalmangel zu kämpfen. Pflege und Betreuung seien aber alles andere als unqualifizierte Arbeit, gibt Bödenauer zu bedenken: "Arbeitslose sind nicht automatisch dafür geeignet, in die Pflege zu wechseln." Wer sich aber dafür entscheide, könne sich jederzeit umschulen lassen. Um den Pflegeberuf aufzuwerten, brauche es bessere Arbeitsbedingungen. Wesentlich sei hier eine Arbeitszeitverkürzung im ersten Schritt auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich, so Bödenauer.

Auch die NEOS reagierten auf Mazals Vorschlag verwundert. "Hier wird argumentiert, als ob für die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen keinerlei Qualifikation notwendig wäre. Jeder Experte im Pflegebereich wird bestätigen, dass das Gegenteil der Fall ist", erklärte Sozialsprecher Gerald Loacker. Zustimmung findet bei den NEOS hingegen Mazals Forderung, Zumutbarkeitsbestimmungen bei Umschulungen und der Annahme von Jobs in Entfernung zum Wohnort, zu verschärfen.

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