"Schweizerin" war Außenministerin

Ursula Plassnik: Mit dem Ex-Mann entschwand die Doppelstaatsbürgerschaft dem Gedächtnis
Schweizer Reform des Melderegisters förderte Kurioses zutage.

Im Zuge eines routinemäßigen Botschafter-Radels sollte Ursula Plassnik von Paris nach Bern wechseln.

So weit, so normal.

Doch plötzlich meldete das Department für Außenpolitik in Bern Bedenken an: Plassnik habe eine Schweizer Staatsbürgerschaft und könne daher nicht österreichische Botschafterin in der Schweiz werden.

Interessanterweise war Plassnik jedoch bereits einmal österreichische Botschafterin in der Schweiz gewesen, nämlich 2004. Damals gab es keine Probleme.

In einem Schriftverkehr stellte sich Folgendes heraus: 2004 gab es in der Schweiz noch kein zentrales Melderegister, die Staatsbürgerschaften sind Angelegenheit der Kantone. 2016 gibt es das Register, und so fiel Plassniks Staatsbürgerschaft auf. Sie geht zurück auf eine frühere Ehe Plassniks mit einem Schweizer, mit der sie automatisch zur Doppelstaatsbürgerin wurde. Da sie von dem Mann schon lange geschieden ist, war sie sich dieses Umstands nicht mehr bewusst.

Plassnik bot der Schweiz an, auf die Doppelstaatsbürgerschaft zu verzichten, daraufhin meinte die Schweiz, sie könne doch ohne Verzicht Botschafterin werden. Dennoch legte Plassnik die Schweizer Staatsbürgerschaft nun zurück und ist seit kurzem nur noch Österreicherin. Sie wird im Herbst ihre Stelle in Bern antreten.

Kurioserweise war Plassnik in ihrer Zeit als "Schweizerin" österreichische Außenministerin. Plassnik war von 2004 bis 2008 , zwei Jahre unter Schwarz-Blau, zwei Jahre unter Rot-Schwarz, Chefin des Außenamts. Seit 2011 ist sie als Botschafterin in Paris.

"Rechtlich ist das in Ordnung", lautet die Auskunft des Außenamts. Viele Botschafter seien Doppelstaatsbürger. Experten halten diese Rechtslage für ein Überbleibsel aus der Monarchie, als ein Monarch seinen Vertreter an den Hof des anderen Monarchen schickte. Dessen Staatsbürgerschaft war egal, es zählte die Loyalität zum Monarchen, nicht die zur Nation.

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