Schulreformer wollen zwei Drittel der Direktoren einsparen

Schulreformer wollen zwei Drittel der Direktoren einsparen
Revolution im Bildungsbereich: Expertengruppe der Regierung plant Totalumbau bis 2025 und ortet Sparpotenzial "zwischen 20 uns 30 Prozent".

Monatelang brütete eine Reformgruppe aus hohen Beamten des Bildungssektors an konkreten Vorschlägen, wie das Schulsystem künftig besser und effizienter sein könnte. Das Expertenpapier, das am Dienstag der Bildungsreformgruppe der Bundesregierung präsentiert wurde, liegt dem KURIER vor. Es propagiert nichts weniger als den radikalsten Umbau des Bildungssystems seit Jahrzehnten. Das vorgeschlagene Modell beruht auf drei Eckpfeilern:

Mehr Schul-Autonomie
"Autonome Schulen mit Freiräumen in pädagogischen, organisatorischen, personellen und finanziellen Aspekten". Dies soll zu einer Deregulierung im Schulsystem führen – und zwar, wie es in dem Papier heißt: "Reduktion der Regulierungsdichte im Ausmaß bis zu 50 Prozent".

Steuerung beim Bund
Gemeint ist eine "zentrale Steuerung" durch das Bildungsministerium, "mit einheitlichen Bildungszielen und -inhalten", einheitlicher Lehrerausbildung, transparenter Finanzierung und einheitlicher Qualitätssicherung.

Verländerung
Die Experten schlagen eine "schlanke Umsetzung durch Bildungsdirektionen in den Ländern" vor. Konkret sollen sich die neun Bildungsdirektionen um die "Schulerhaltung, Personalbewirtschaftung und Ressourcenzuweisung" kümmern, aber auch um die Standortplanung in den Regionen.

Bericht: Neue Mittelschule nicht besser als Hauptschule

Schulreformer wollen zwei Drittel der Direktoren einsparen
ABD0025_20150303 - WIEN - ÖSTERREICH: Frauen- und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vor einer Sitzung des Ministerrates am Dienstag, 3. März 2015, im Bundeskanzleramt in Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Die Expertengruppe hebt besonders hervor, dass die Vorschläge "als ganzheitliches Steuerungssystem" konzipiert sind, sie können "ihre volle Wirkung nur entfalten, wenn sie als Gesamtpaket umgesetzt werden." Dafür wäre allerdings – wie bei den meisten Gesetzen im Schulbereich – sowohl eine Verfassungsänderung notwendig, als auch eine "völlige Neugestaltung sämtlicher Schulgesetze". Zieldatum für die Umsetzung ist das Jahr 2025 – in zehn Jahren also.

Und die Experten versprechen massive Einsparungen im Verwaltungsbereich. Konkret genannt wird eine "Reduktion der Schulleiter auf bis zu einem Drittel der aktuellen Zahl". In der gesamten Schulverwaltung liege das Einsparungspotenzial "zwischen 20 und 30 Prozent". (2012 lagen die gesamten Verwaltungskosten bei rund 183,3 Millionen Euro, 74,3 Millionen Euro davon aufseiten des Bundes.) Das eingesparte Geld soll in den Ausbau der Schulautonomie fließen, sagen die Experten.

Schulreformer wollen zwei Drittel der Direktoren einsparen
Interview mit dem Landeshauptmann von Niederösterreich Dr. Erwin Pröll. St. Pölten; 19.02.2015
Die Landeshauptmänner Erwin Pröll (NÖ) und Hans Niessl (Burgenland) lobten nach der Sitzung unisono gegenüber dem KURIER die Vorschläge als "sehr sehr gute Grundlage". "Da waren Profis am Werk", meinte Niessl. Und Pröll erklärt, dass die parteipolitisch besetzten Schulkollegien, die derzeit etwa über Direktorenbesetzung entscheiden, aufgelöst werden sollen. "Man kann sagen, die Parteipolitik fliegt durch die Reform aus der Schule", sagte Pröll.

Bevor "bis zum Sommer" eine endgültige Entscheidung getroffen werden könne, soll nun ein Expertenteam das Einsparungspotenzial genau berechnen. Zudem werde ab sofort mit der Lehrer-Gewerkschaft verhandelt, "damit der Versetzungsschutz aufgehoben werden kann", so Niessl.

Zudem müsse mit der Opposition über die gesamte Reform verhandelt werden, erklärte Pröll, um eine 2/3-Mehrheit zu bekommen.

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