"Schulleitung soll bei Einstellung von neuen Lehrern mitreden"

Ministerin Sonja Hammerschmid
Die Neo-Ministerin über Autonomie, Ganztagsschulen, Qualitätskontrolle – und ihren Parteibeitritt.

KURIER: Bildung war bisher nicht Chefsache. Ist das bei Christian Kern anders?

Sonja Hammerschmid: Bildung ist eines seiner fünf Kernthemen. Wenn er mir nicht gesagt hätte, dass Bildung ihm ein wichtiges Anliegen ist, hätte ich nicht gewechselt. Ich hatte ja zuvor einen tollen Job als Rektorin.

Seit Elisabeth Gehrer hatte jede Ministerin den Ruf, gescheitert zu sein. Was wollen Sie denn anders machen?

Ich sehe die Funktion als Managementaufgabe. Dass ich das kann, habe ich an der Uni bewiesen. Im Bildungsbereich gibt es zahlreiche Experten, die wissen, was zu tun ist. Ihre Ideen, Daten, Zahlen, Fakten sind jetzt zusammenzutragen und zu bewerten.

Bildungsminister ist ein politischer Job, mit vielen Verhandlungspartnern wie Länderchefs und Gewerkschaftern.

Rektorin zu sein, ist auch ein politischer Job, bei dem man es mit unterschiedlichen Gruppierungen bis hin zur Gewerkschaft zu tun hat. Wichtig ist es, die Leute einzubinden, mit ihnen zu gestalten und sich auszutauschen.

Vizekanzler Mitterlehner verhehlt nicht, dass die Bildungsreform "heavy" werde.

In Anbetracht der Aufgabe bin ich sehr demütig, aber auch jemand, der sich Herausforderungen stellt und versucht mitzugestalten.

Sie sind Ministerin geworden nachdem Ihre Vorgängerin eine Reform begonnen hat. Wollen Sie daran festhalten?

Für mich hat die Reform viele gute Ansatzpunkte. Mein Fokus liegt jetzt einmal auf den Jüngsten, auf dem Übergang vom Kindergarten in die Volksschule. Wesentlich ist die Sprachförderung – je früher wir hier ansetzen, umso besser.

Am anderen Ende verlässt jeder fünfte Schüler das System, ohne sinnerfassend lesen zu können.

Speziell für diese Gruppe wurden jetzt 144 Mio. Euro aus dem Integrationstopf bereitgestellt. Damit finanzieren wir ein Bündel an Maßnahmen, angefangen bei Sprachförderung von der Volksschule bis hin zu höheren Schulen, bis zu Sozialarbeitern und mobilen Teams für bestimmte Standorte. Schauen wir einmal, wie das wirkt.

Sie wollen mehr Schulautonomie – was meinen Sie damit?

Am Standort muss über Pädagogik, Organisation und über einen Teil der Finanzen entschieden werden. Bei Neueinstellungen von Lehrern soll die Schulleitung mitreden. Für Schulleiter braucht es ein Weiterbildungspaket – Management ist ja nicht im Curriculum. Aber Autonomie heißt auch, dass Verantwortung bei Lehrern und Direktoren liegt, und die Qualität kontrolliert wird.

Für ganztägige Schulen muss das Dienstrecht geändert werden. Sollen Lehrer von 8 bis 16 Uhr in der Schule sein?

Ganztätige verschränkte Schulformen sind uns ein Anliegen. Wir müssen ein Gesamtpaket verhandeln – über das Dienstrecht müssen wir zuerst mit der ÖVP reden.

Sie reden wertschätzend über Lehrer. Wie wollen Sie den Beruf wieder attraktiv machen?

Man muss Rahmenbedingungen schaffen, die es den Pädagogen ermöglicht, das zu tun, was sie besonders gut können: im Klassenzimmer unterrichten. Das fängt mit dem Arbeitsplatz an, wir müssen sie von Verwaltungsarbeit befreien, Weiterbildung anbieten und ihnen pädagogische Freiheiten gewähren, damit sie treffsicher arbeiten können. Lehrer ist einer der wichtigsten Jobs in diesem Land. Ich will die motivieren, die das mit Überzeugung machen, so wie ich das in meiner Schulzeit erlebt habe.

Die Schulverwaltung ist nicht nur laut Nationalem Bildungsbericht intransparent und ineffizient. Was muss sich da ändern.

Mein Credo lautet: schlank, effizient, transparent und treffsicher. Entlang dieser Kriterien muss man das bewerten.

Sind Sie Mitglied einer Partei, der SPÖ?

Der Antrag wurde bereits gestellt.

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