Schon 170 anonyme Hinweise durch "Whistleblower"

Seit knapp zwei Wochen können "Whistleblower" Hinweise auf Korruptionsfälle liefern - der Ansturm ist enorm.

Sie hatten mit einem gewissen Interesse gerechnet, das ja. Aber der Ansturm, mit dem sich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, kurz WKStA, derzeit konfrontiert sieht, hat selbst abgeklärte Korruptionsjäger erstaunt. Seit knapp zwei Wochen können Informanten („Whistleblower“) via Internet anonym mit der Behörde kommunizieren. Und die dafür vom Justizministerium eingerichtete Homepage (https://www.bkms-system.net/wksta) wird nachgerade gestürmt: 24.500 Personen haben laut dem KURIER vorliegenden Informationen die Seite besucht; 170 haben einen konkreten Hinweis auf eine strafbare Handlung hinterlassen; und immerhin 125 glauben, so viel Insider-Wissen zu haben, dass sie online einen Briefkasten eingerichtet haben, um weiter mit der Justiz zu kommunizieren.

Die meisten Hinweise sind neu, doch manche betreffen sogar laufende Großverfahren. Skeptiker des neuen Systems wenden ein, der elektronische Briefkasten öffne der Vernaderung Tür und Tor – ein böses eMail sei schneller formuliert als eine (anonyme) Anzeige.

Dem widersprechen allerdings die Erfahrungen der Korruptionsjäger. „Bisher hatten wir kaum substanzlose Eingaben“, sagt die Leiterin der Behörde, Ilse-Maria Vrabl-Sanda, zum KURIER.

Geldwäsche

Ein Grund dafür ist wohl die Art, wie die Homepage potenzielle Anzeiger durch ihre Meldung manövriert. Denn egal, ob anonym oder nicht: Um überhaupt mit der WKStA in Kontakt treten zu können, muss man per Mausklick einige Fragen beantworten. Geht es um Geldwäsche, Finanzstrafsachen oder Sozialbetrug? Wie hoch war der geschätzte Schaden? Gibt es Zeugen? Wann war der Tatzeitpunkt? Und so weiter.

„Im Unterschied zu einer anonymen Anzeige können wir bei diesem System schnell und konkret nachfragen“, sagt Erich Mayer, der als Sprecher der Behörde zu jenen drei Staatsanwälten gehört, die die Hinweise bearbeiten.

Mayer würde das so nie sagen, aber: Nach zwei, drei ausgetauschten eMails kann ein erfahrener Korruptionsjäger abschätzen, ob aus juristischer Perspektive eine strafbare Handlung vorliegt. Bei anonymen Anzeigen dauern die Ermittlungen in der Regel länger.

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