Schlecker: Firma war spätestens 2009 insolvenzreif

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Dennoch habe die Firma an die Logistik-Gesellschaft LDG der beiden Kinder überhöhte Transportpreise gezahlt.

Der ehemalige Drogerie-König Anton Schlecker und seine Familie müssen sich seit Montag wegen der Pleite seiner gleichnamigen Einzelhandelskette vor Gericht verantworten. Staatsanwalt Thomas Böttger warf dem 72-Jährigen vor, er habe im Wissen um die drohende Pleite seines Unternehmens jahrelang Millionen auf die Logistik-Gesellschaft LDG umgeleitet, die seinen Kindern Lars und Meike gehörte.

Das Geld habe später den Gläubigern gefehlt. Die Anklage vor dem Landgericht Stuttgart umfasst betrügerischen Bankrott, Insolvenzverschleppung, Untreue und eine falsche eidesstattliche Versicherung. Lars und Meike Schlecker sowie ihre Mutter Christa sind unter anderem wegen Beihilfe zum Bankrott angeklagt.

Insolvenz angemeldet

Im Jänner 2012 hatte Schlecker Insolvenz angemeldet. Die einst größte deutsche Drogeriekette habe seit 2004 nur noch in einem Jahr (2006) operative Gewinne geschrieben, sagte Böttger. Spätestens 2009 habe Schlecker gewusst, dass seinem Unternehmen die Insolvenz drohte. Da habe es keine Aussicht mehr gegeben, mittelfristig in die Gewinnzone zurückzukehren. Schlecker, der für den Riesen-Konzern aus Ehingen bei Ulm als "eingetragener Kaufmann" allein haftete, habe weder nennenswertes Vermögen gehabt, um die Dauer-Verluste auszugleichen, noch Aussicht auf Kredite. Trotzdem habe er überhöhte Preise für den Transport der Waren vom Zentrallager zu den Filialen an die LDG gezahlt, die formal nicht zum Konzern gehörte.

Schlecker betrat im schwarzen Nadelstreifenanzug den Saal im Untergeschoß des Landgerichts, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Der einst für schreiend bunte Oberhemden bekannte Unternehmer trug diesmal einen schwarzen Rollkragenpullover. Auf Bankrott in einem schweren Fall, wie er Schlecker vorgeworfen wird, steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Das Landgericht Stuttgart hat bisher 26 Verhandlungstage angesetzt. Auch zwei Wirtschaftsprüfer, die falsche Bilanzen von Schlecker abgesegnet haben sollen, stehen vor Gericht.

Bei der Pleite haben mehr als 23.000 zumeist weibliche Mitarbeiter - die sogenannten "Schlecker-Frauen" - ihre Arbeit verloren.

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