Schalko im Gespräch mit Kern: "Das macht mich fast nervös"

Kern mit Filmemacher Schalko
Schalko interviewt Kern – und der Garten der alt-ehrwürdigen Kreisky Villa ist voll.

Er ist nervös, aber das ist nicht schwer zu verstehen, denn David Schalko macht so etwas ja nie, und allein der Ort ist denkwürdig: Der Filmemacher und Autor steht am Balkon der Döblinger Kreisky Villa, es ist der Platz vor dem Wohnzimmer des legendären Regierungschefs.

Rechts von ihm steht Christian Kern, der Bundeskanzler. Vor den beiden: Hunderte Menschen auf dem Rasen, alle warten. Sie wollen hören, wie er’s anlegt, was er fragen wird.

"Schalko im Gespräch mit Kern", das ist das Motto an diesem lauen Abend im Garten. Binnen 24 Stunden haben sich weit über 1000 Menschen angemeldet – ein Rekord, der viel erzählt über die Hoffnung, die man in der SPÖ mit Kern verbindet.

Schalko im Gespräch mit Kern: "Das macht mich fast nervös"
Christian Kern in der Kreisky Villa am 13.9. 2016
Aber Schalko hilft das jetzt wenig, und so tut er das einzig Richtige: Er steht zum Lampenfieber – und das klingt dann so: "Ich gebe zu, ich bin nervös und hab’ mir am Nachmittag kurz den Werner Faymann her gewünscht." Kern ist irritiert, aber Schalko löst das Rätsel schnell auf: "Dann wären nur 50 Leute gekommen."

Das saß, der erste Lacher an diesem Abend.

Ein Auftakt-Gag auf Kosten eines geschassten Parteichefs? Bei anderen Anlässen, Parteien oder Personen wäre das nicht durchgegangen. Aber in der SPÖ geht das jetzt. Hier und jetzt ist man froh, dass man ihn hat, den Christian Kern. Ein erleichtertes Schmunzeln legt sich über die Reihen. Es soll nicht das einzige Mal bleiben an diesem Abend.

Verhöhnungsästhetik

Schalko hat einiges mitgebracht: der erstarkende Rechtspopulismus und die "Verhöhnungsästhetik" der FPÖ. Die Macht der Konzerne und Lobbyisten, die rhetorische Gewalt in den Sozialen Netzen, der Zustand der SPÖ: All das will er besprochen wissen, und bei vielem sind sich der Kanzler und der Kreative von der ersten Silbe an einig.

Was die FPÖ und deren Konzepte angeht, sagen sie sich: Kein Gehalt.

Wobei Kern die Größe des Gegners durchaus anerkennt – "Die AfD in Deutschland ist im Vergleich zur FPÖ ein Jausengegner."

Über die ÖVP witzelt Kern selbst klugerweise nicht, Schalko ein wenig. Etwa, indem er Innenminister Sobotka mit der fast liebevollen Beschreibung vorkommen lässt, dieser sei eine so unglaubliche Figur, dass man glauben könnte, Robert Musil habe sie in seinem "Mann ohne Eigenschaften" einfach vergessen.

Mit der politischen Rhetorik hat Kern weiter Mühen. Er wünsche sich eine "neue Klarheit", sagt er– und verteidigt bei der Gelegenheit erneut seine gleichermaßen offene wie undiplomatische Festlegung, die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei seine redlicherweise abzubrechen, weil ohnehin niemand an einen Beitritt glaube.

Spannend ist, dass bei Kern immer wieder die Last des Amtes durchschimmert.

Die enorme Erwartungshaltung an ihn sei zwar beflügelnd, mache in bisweilen aber auch "fast nervös", sagt der Kanzler.

Ein Regierungschef, der Nervosität eingesteht? Das ist eher selten.

Ein Wort noch zur Sozialdemokratie: Diese müsse sich "massiv" ändern, befundet der Parteichef.

Wie sooft hat der frühere ÖBB-Manager ein Bild parat, das die Sache ganz gut auf den Punkt bringt: "Wieviele Menschen ziehen heutzutage denn T-Shirts von der SPÖ an, weil sie das cool finden?"

Die Antwort muss erst gar nicht gesagt werden, und außerdem wird man ja bescheiden. Das Buffet an diesem Abend ist es allemal. Zur Begrüßung gibt’s Wasser mit – Eis.

Und als sich der Kanzler zwei Stunden später wieder von seinem Heimspiel verabschiedet, werden Wein und Brot gereicht. Das war’s.

Das Video von der Veranstaltung mit Bundeskanzler Kern und David Schalko erreichte insgesamt 157.555 Personen. Dabei wurde das Video insgesamt 52.872mal aufgerufen.

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