1 Jahr nach Burn-out: "Nicht auf jeden Kirtag"

Sieht sich wieder „voll belastbar“: Rudi Anschober.
Der Grün-Landesrat sieht Wahlkampf als Ausnahmezustand - und tritt etwas leiser.

Wahlkampf fordert Politikern vieles ab: Sie hetzen wochenlang von einer Veranstaltung zu nächsten, müssen perfekt auf jeden medialen Auftritt vorbereitet sein, dürfen sich keine Fehler erlauben. Manchem ist das schon zu viel geworden: SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima erlitt 1999 zehn Tage vor der Wahl einen Schwächeanfall, zwei Tage später kollabierte SPÖ-Finanzminister Rudolf Edlinger bei einer Wahlveranstaltung.

Es ist genau ein Jahr her, da brach der oberösterreichische grüne Landesrat Rudi Anschober mit einem Tabu: Er machte sein Burn-out-Syndrom öffentlich und zog sich für drei Monate aus der Politik zurück. Anschobers Arbeitspensum hatte vor seinem Burn-out 80 bis 100 Stunden pro Woche betragen. Eine Werbe-Tour zu seinem Buch „Das grüne Wirtschaftswunder“ mit 100 Veranstaltungen gab ihm den Rest. Ein Wahlkampf sei zweifellos für Politiker ein Ausnahmezustand, sagt Anschober. Deshalb müsse sich jeder – auch körperlich – darauf vorbereiten. Wer nach der Wahl aus dem „Wahlkampf-Modus“ nicht herausfinde, laufe Gefahr, sich zu übernehmen. Anschober: „Ein Politiker muss nicht auf jeden Kirtag, dafür hat die Bevölkerung auch Verständnis. Man braucht Mut zur Lücke.“

Am 11. Jänner 2013 kehrte er zurück. Schrittweise arbeitete er sich an sein volles Arbeitspensum zurück, den Parteivorsitz hat er zurückgelegt. „Heute bin ich voll belastbar und ich habe dazugelernt. Ich schaue auf meinen Energiehaushalt.“ Den Tag beginnt Anschober heute nicht mehr, indem er den Laptop startet, sondern mit einer Viertelstunde Meditation. Er läuft regelmäßig und hält sich einen Tag pro Woche frei von externen Terminen. Sein Arbeitspensum ist immer noch hoch, aber mit durchschnittlich 60 Stunden pro Woche „viel niedriger als früher“.

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