Robert Misik: Der linke Einflüsterer des Bundeskanzlers

Kern tauscht sich gerne mit Misik (2. v. re.) aus - etwa auf der Couch in der Kreisky-Villa.
Seit dem FAZ-Artikel wird diskutiert, wie links Christian Kern ist. In der SPÖ gilt Autor Robert Misik als wichtiger Berater des Partei-Chefs.

Es waren 21.327 Zeichen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die das Koalitionsklima in die Eiszeit katapultierten. Der Autor, Christian Kern, SPÖ-Bundeskanzler, forderte eine Abkehr vom Sparkurs. Seither ist bei der ÖVP Feuer am Dach. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner rückte Kern in die Nähe des Kommunismus, Finanzminister Hans Jörg Schelling bezeichnete ihn als "linken Ideologieträger". Sogar rote Wirtschaftsgranden, die nicht genannt werden wollen, sind über Kerns neuen Kurs schockiert.

Fragt man in der SPÖ nach, wer der linke Einflüsterer von Kern sein könnte, fällt immer wieder ein Name: Robert Misik. Der Autor, Blogger, Journalist für Falter und profil ist ein brillanter Stilist, aber in erster Linie ein in der Wolle gefärbter Linker. In seinen Blogs analysiert er, wie man das "Monster Globalisierung bändigen" kann – oder warum die "globale kapitalistische Maschine krächzt".

"Bin ein Mainstream-Sozialdemokrat"

Manchen in der SPÖ steht er zu weit links. Als Kurator des Bruno Kreisky Forums leitet er die Veranstaltungsreihe "Genial dagegen". Hier sind die deutsche Linkenfraktionschefin Sahra Wagenknecht und Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis zu Gast. "Varoufakis war selbst für Tsipras zu links, beim Kanzler finden diese marxistischen Töne Gehör", warnt ein Roter, der in der Wirtschaft aktiv ist. Misik selbst beschreibt sich so: "Historisch gesehen bin ich ein Mainstream-Sozialdemokrat, heute wird das als ziemlich links interpretiert." Viele in der Partei schätzen das genauso ein. "Wenn die ultralinken Ideen von Misik Mainstream in der SPÖ werden, dann fällt die Partei auf zehn Prozent", fürchtet ein SPÖ-Funktionär aus einem Arbeiterbezirk.

Robert Misik: Der linke Einflüsterer des Bundeskanzlers
APAHEF10 - 03032009 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA570 KI - Essayist und Journalist Robert Misik (r.) anl. der Ueberreichung des "Oesterreichischen Staatspreises fuer Kulturpublizistik" durch BM Claudia Schmied (l.) am Dienstag, 03. Maerz 2009, in Wien. APA-FOTO: HBF

"Bin nicht der Rasputin"

Sein Denksystem ist für Misik unverrückbar. Werner Faymann war für ihn ein ideologisch befreiter SPÖ-Kanzler. Aus Parteiräson haltzumachen, kennt Misik aber nicht. So bloggte er gnadenlos gegen Faymann, bis er weg war und sein Freund Kern im Kanzleramt landete.

Seit 30 Jahren kennen sich der Kanzler und der Autor. Kern hat für Misiks neues Buch über Victor Adler eine schwülstige Widmung für den Buchumschlag geschrieben. Als Kanzler-Berater sieht sich Misik nicht. "Wir sind uns in vielen Punkten einig, tauschen uns aus. Aber ich bin nicht der Rasputin seiner ideologischen Ansichten. Das Gerücht entstand, weil sich das viele in der Partei wünschen." Ob Misik wirklich die Stimmung an der Basis kennt?

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