Rechnungshof: Josef Mosers hinterlassene "Hypothek"

Josef Moser: Die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter hat noch Luft nach oben.
Nach zwölf Jahren verlässt Josef Moser den Rechnungshof – und auch einige frustrierte Mitarbeiter.

Egal, wer Josef Moser als Präsident des Rechnungshofes (RH) am 1. Juli beerbt: Auf ihn oder sie – zuletzt war beispielsweise Irmgard Griss in Diskussion – warten große Aufgaben.

Und hier sprechen wir nicht alleine davon, dass die zum Parlament gehörende Prüf-Instanz allfällige Misswirtschaft oder Missstände aufzudecken hat.

Nicht minder bedeutsam scheint, dass der oder die Neue die Arbeitszufriedenheit der eigenen Mitarbeiter unter die Lupe nimmt.

Denn laut Daten, die von der Statistik Austria und dem Bundeskanzleramt stammen, sind die Prüfer des Rechnungshofes im Vergleich zu anderen Kollegen des öffentlichen Dienstes zwar recht zufrieden mit der Höhe ihres Salärs.

Was das Verhältnis in den einzelnen Teams (Vorgesetzte/Mitarbeiter), die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder eigene Vorschläge und Feedback angeht, hapert es in der international angesehenen Institution aber erheblich – zumindest, wenn man die Mitarbeiter fragt.

Ideen nicht willkommen

Gehen wir kurz ins Detail: Bei einer 2015 gemachten Mitarbeiterbefragung des Bundes schnitt der Rechnungshof insbesondere beim Teilbereich "unmittelbares Arbeitsumfeld" schlecht ab.

Während zum Beispiel 61,9 Prozent der Bundesbediensteten sagen, Verbesserungsvorschläge und neue Ideen sind in ihrer Behörde willkommen, ringt sich ausgerechnet im Rechnungshof, der mit seinen Vorschlägen ja Innovationen und Reformen vorantreiben will, nur jeder Zweite (50,1 Prozent) zu dieser Aussage durch. Auch bei den Führungskräften des Rechnungshofs scheinen Verbesserungsideen weniger erwünscht zu sein als im Rest des öffentlichen Dienstes (siehe Grafik).

Wenn die RH-Prüfer gefragt werden, ob ihre Arbeitsabläufe "effizient und schlank organisiert" sind, ob die "Freiräume für eigenverantwortliches Arbeiten" oder "neue Lösungswege" gegeben sind, sehen sie die Sache auffallend negativer als der Rest der Bundesbediensteten.

Nun kann man und muss man diese Erhebung der Statistik Austria nicht überbewerten. Doch auffallend ist, dass der Rechnungshof auch bei der Zahl der Krankenstände nicht nur deutlich über dem Bundesschnitt liegt, sondern dass dieser Wert innerhalb von nur zwei Jahren um 15 Prozent angestiegen ist.

Alles Zufall?

Niedrige Fluktuation

"Wir nehmen die Zahlen der Mitarbeiterbefragung sehr ernst, gerade was die Zufriedenheit angeht, gibt es aber zwei Fakten, die der Umfrage widersprechen", sagt Robert Sattler, Leiter der Personalsektion im Rechnungshof.

Zum einen betrage das durchschnittliche Pensionsantrittsalter im Rechnungshof 63,8 Jahre – im Bundesschnitt seien es 60,9. "Und die Fluktuation ist bei uns mit 1,3 Prozent auffallend niedrig", sagt Sattler. "Das bedeutet: Die Mitarbeiter bleiben länger im Rechnungshof als in anderen öffentlichen Institutionen. Und sie arbeiten offenbar auch gerne ins höhere Alter bei uns. Beides spricht eher für ein gutes Betriebsklima." Und wie erklärt der Sektionschef die überdurchschnittlich hohe Zahl der Krankenstände?

"Wir haben – auch im Sinne der allgemeinen Sparsamkeit – von den 323 uns zustehenden Planposten nur 303 besetzt. Dadurch, dass kaum junge Kollegen eingestellt werden, nimmt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter zu. Und das schlägt sich auch in den längeren Krankenständen nieder."

Wird das Geld der Steuerzahler bestmöglich, man könnte auch sagen: klug, eingesetzt?
Wann immer die derzeit 303 Mitarbeiter des Rechnungshofes eine Prüfung in Angriff nehmen, steht die Frage nach dem Geld der Steuerzahler im Mittelpunkt.
Allein im Bildungsbereich wurden in der Amtszeit von Josef Moser 60 Prüfungen erledigt – und daraus Reform-Vorschläge erarbeitet (der KURIER berichtete).
Während der Ruf des Rechnungshofes im In- wie Ausland de facto unbestritten ist, ist die Frage, wer ihn die nächsten zwölf Jahre als Präsident führen soll, derzeit offen. Zuletzt wurde Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss mehrfach ins Gespräch gebracht, aber die endgültige Entscheidung fällt erst.
Und genau hier gibt es ein Novum: Vor der tatsächlichen Bestellung des neuen RH-Chefs müssen sich erstmals alle in Frage kommenden Kandidaten einem Hearing im Parlament stellen. Die Nominierungen für die RH-Präsidentschaft müssen bis spätestens 3. Juni feststehen. Nominieren dürfen die Parlamentsfraktionen und das ist nur logisch – immerhin arbeitet bzw. prüft der Rechnungshof ja im Auftrag des Parlaments.
Das Wahl-Prozedere: Jede der derzeit sechs Fraktionen im Nationalrat kann maximal zwei Kandidaten vorschlagen. Für 8. Juni ist ein öffentliches Hearing geplant.
Für den Wahlvorschlag ist formal der Hauptausschuss des Nationalrats. Dieser tagt am 9. Juni. Weil aber im Hauptausschuss laut Geschäftsordnung kein öffentliches Hearing möglich ist, wird eben das am Tag zuvor in einer informellen Sitzung – in gleicher personeller Zusammensetzung – durchgeführt.
Wenn der Hauptausschuss dann am 9. Juni seinen Wahlvorschlag beschlossen hat, kann der neue Präsident des Rechnungshofes im Nationalrat gewählt werden. Die Wahl ist für das Juni-Plenum des Nationalrats geplant. Damit kann der oder die Nachfolger(in) von Josef Moser das Amt als RH-Chef am 1. Juli 2016 antreten.

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