PVA fragt Versicherungszeiten ab

APA7511772 - 11042012 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Eine Pensionistin am Montag, 09. April 2012, im Wiener Stadtpark. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Die Pensionsversicherungsanstalt spürt derzeit die Lücken in den Versicherungszeiten von 2,4 Mio Österreichern auf.

Die PVA fragt ab: 2,4 Millionen Österreicher bekommen heuer Post von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA). Der Grund: Ab 2014 wird es Ernst mit dem neuen Pensionskonto für alle. Im Zuge der Umstellung fragt die PVA bei jenen nach, deren Versicherungszeiten Lücken aufweisen. Fahrplan und Prozedere wurden am Donnerstag bei einer Pressekonferenz präsentiert, bei der SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer eindringlich zur Mitwirkung bei dem "Riesenvorhaben" aufrief.

Online abrufbar

Mit dem transparenten Pensionskonto entfällt die Parallelrechnung zwischen großzügigerem alten und neuem, rigiderem Pensionsrecht. Im alten Recht erworbene Ansprüche werden als Kontogutschrift umgerechnet, womit man künftig tatsächlich einen unmittelbaren Eindruck haben wird, wie viel einen an Pension erwartet. Die Einsicht wird auch online möglich sein. Betroffen sind alle Jahrgänge ab 1955.

Lücken schließen

Doch bei 2,4 Millionen von insgesamt 3,6 Millionen Konten "fehlen irgendwelche Versicherungszeiten", wie PVA-Obmann Manfred Felix am Donnerstag ausführte. Rund 700.000 davon beträfen anrechenbare Kindererziehungszeiten, der Rest Dienstzeiten, die es nicht ins PVA-System geschafft haben oder aber auch Ausbildungszeiten oder Präsenz- bzw. Zivildienst.

Der Haken: Was in der "Kontoerstgutschrift" fehlt, könnte die Pensionshöhe vermindern, warnt die PVA. Deshalb schickt sie den Betroffenen nun einen Versicherungsdatenauszug sowie einen "Antrag auf Ergänzung der Versicherungszeiten", in dem man Nachträge geltend machen kann.

Das Ganze geht nach Jahrgängen gestaffelt vor sich. Im November 2012 wurden die Jahrgänge 1958 bis 1959 angeschrieben, im Jänner 2013 sind von 1960 bis 1965 Geborene an der Reihe. Bei bisher rund 300.000 verschickten Briefen hat man rund 50.000 Antworten erhalten, was Felix "nicht schlecht" findet. Wer auf das Erstschreiben nicht reagiert, erhält im Herbst noch einmal eine Erinnerung.

Argumente gegenüber dem Arbeitgeber

Hundstorfer und Felix strichen die mannigfaltigen Vorteile des Pensionskontos hervor. Künftig soll jeder mehr oder weniger auf einen Blick nicht nur feststellen können, was er bereits eingezahlt hat, sondern auch, wie hoch seine Pension zu einem bestimmten Pensionsantritt wäre. Der Sozialminister hofft, dass dadurch "die Menschen doch zu rechnen beginnen" und vielleicht noch das eine oder andere Jahr Arbeitsleben verbringen. Für die Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalter sei dies "nicht die Welt, aber ein nicht unwesentlicher Schritt". Auch gegenüber Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter gerne in die Pension verabschieden würden, habe man so ein Argumentarium in der Hand.

Felix rechnet damit, dass die nachvollziehbare Darstellung der erworbenen Rechte es künftig der Politik noch schwerer machen könnte, bestehende Ansprüche anzutasten: "Da wird sich jede Regierung schwer tun, da Eingriffe zu machen", sagte er.

Nur wenige "Ausreißer"

Verluste oder auch Gewinne bei der Umwandlung der Altansprüche in die Kontogutschrift hat der Gesetzgeber mit 1,5 Prozent (für den Jahrgang 1955) bis maximal 3,5 Prozent) gedeckelt. PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera ging am Donnerstag aber nicht davon aus, dass dies besonders viele Versicherte betreffen würde. "Ausreißer" gebe es allenfalls bei "sehr schwankenden Bezügen" innerhalb kurzer Zeit oder langen Versicherungszeiten im Ausland. Er erwarte sich, dass sich die "sehr geringe Zahl" der Betroffenen "im einstelligen Prozent-Bereich" bewegen werde.

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