Erstes TV-Duell endet amikal

Erstes TV-Duell endet amikal
Faymann und Spindelegger punkten beim Auftakt des Duell-Marathons im eigenen Lager. Rekordquote für puls4.

Der eine war der „Werner“, der andere der „Michael“, und Montagabend fochten die beiden um das wichtigste politische Amt der Republik – den Bundeskanzler. Im privaten TV-Sender puls4 lieferten sich Werner Faymann und Michael Spindelegger das erste direkte Kanzler-Duell – der erste Höhepunkt im Nationalratswahlkampf 2013. Die Spitzenkandidaten von SPÖ und ÖVP duzten einander, alles andere wäre wohl seltsam gewesen – immerhin verbrachte man viele Jahre zu zweit in der Regierung, man kennt sich bestens – und will, eigentlich, auch wieder miteinander regieren. Puls4 schaffte mit dem ersten Kanzler-Duell übrigens eine Rekordquote im Nachrichtenbereich. Bis zu 351.300 Zuseher verfolgten das Duell am Bildschirm.

Der Ton blieb über weite Strecken amikal. „Schlüsselworte wie ,Wir’ oder ,gemeinsam’ kamen auffallend oft vor“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer nach der Konfrontation zum KURIER. Am Anfang hätte ÖVP-Chef Spindelegger zwar Offensive signalisiert – etwa, indem er das Rednerpult verließ und mit offener Körperhaltung direkt zu den Studiogästen sprach. Im Laufe der Debatte verschwammen laut Bachmayer allerdings die thematischen Unterschiede, das Gemeinsame trat immer stärker zutage. „Spindelegger hat sich sehr, vermutlich zu sehr auf sein Kern-Thema, die Wirtschaft, konzentriert – und deshalb so manchen Elfmeter ausgelassen.“

Freud'sche Fehlleistung

Einen gab’s gleich zu Beginn: Ein junger Wähler mit Migrationshintergrund klagte dem Vizekanzler sein Leid – er habe mittlerweile drei Praktika absolviert, doch die Chancen auf einen fixen Job seien schlecht wie zuvor. „Anstatt hier einzuhaken und elegant auf das Integrationsthema und das neue ÖVP-Staatssekretariat zu kommen, ließ Spindelegger die Chance verstreichen.“ Wie harmonisch das Treffen ablief, beschreibt eine Freud’sche Fehlleistung von Experte Bachmayer: Der sprach auf Sendung von einem „Werner Spindelegger“ – klarer lässt sich der großkoalitionäre Charakter des Auftritts nicht beschreiben.

Für den ehemaligen ORF-Star und Mediencoach Gerald Groß war das Duell eher „eine Art ausgedehntes Pressefoyer nach dem Ministerrat.“ Groß erinnerte das Aufeinandertreffen am ein kürzlich publik gewordenes Abendessen von Erwin Pröll mit Faymann. „Auch bei dem gab es einen gemischten Satz.“ Dazu muss man wissen, der gemischte Satz ist ein süffiger Tropfen, der leicht die Kehle passiert – aber sich schnell verflüchtigt.

Guter Start für Spindelegger

Auch Groß meint, Spindelegger habe den besseren Start hingelegt („Sein Vorgehen vom Rednerpult hat den Kanzler sichtlich irritiert“). Unterm Strich hätten die Parteichefs ihr Klientel gut bedient, doch „unentschlossene Wähler, die der eigentliche Grund für diese Wahl-Duelle sind, konnte wohl keiner auf seine Seite ziehen“, glaubt Groß. Nutzen wird die demonstrative Harmonie eher Werner Faymann – es liegt immer am Herausforderer zu erklären, warum er die bessere Alternative ist und der Amtsinhaber gehen muss. Angesichts der enormen Zahl an TV-Terminen stellt sich die Frage: Was können die TV-Duelle bewegen, sind sie allenfalls sogar wahlentscheidend? „Erfahrungsgemäß lassen sich 10 bis 15 Prozent der Wahlberechtigten durch die TV-Debatten beim Stimmverhalten beeinflussen. Angesichts dieser Größenordnung sind die Diskussionen tatsächlich entscheidend für den Ausgang der Nationalratswahl“, sagt Bachmayer.

Das Wichtigste sei aus Sicht der Kandidaten möglichst keine Fehler zu machen“. Bachmayer: „Die Gefahr, Sympathien und damit Wähler zu verlieren, ist bei Fernsehauftritten deutlich größer als die Chance neue Unterstützer zu gewinnen.“ Aber das scheinen die beiden gestern ohnehin gewusst zu haben.

Themenführerschaft

3,5 von 5 Punkten

Faymann war hier für mich etwas schwächer. Er hat länger gebraucht, um vom Start wegzukomen“, findet OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Im Laufe der Debatte hätte sich der Nachteil aber weitgehend ausgeglichen – inhaltliche Unterschiede verschwammen.

Schlagfertigkeit

4 von 5 Punkten

„Ehrlicher Weise waren beide nicht sensationell schlagfertig. Sie wirkten beide nicht, als wären sie auf den Mund gefallen“, findet Mediencoach Gerald Groß.

Glaubwürdigkeit

4 von 5 Punkten

„Beide wirkten durchaus authentisch und nicht über die Maßen gecoacht, wobei ich leichte Vorteile bei Faymann sah“, sagt Experte Bachmayer.

Themenführerschaft

3,5 von 5 Punkten

„Hier ist Spindelegger in der ersten Hälfte besser gelungen, eigene Themen schnell anzusprechen“, sagt Medienexperte Gerald Groß. OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sah dennoch vergebene Elfmeter beim Themensetzen.

Schlagfertigkeit

3,5 von 5 Punkten

"Beide haben ihre Schlagfertigkeit weniger gegeneinader und mehr gegen die Moderatoren eingesetzt“, sagt Groß.

Glaubwürdigkeit

3,5 von 5 Punkten

„Für mich waren beide gleich glaubwürdig. Doch Spindelegger stellt den Anspruch, Kanzler werden zu wollen. Mir wäre nach der Debatte nicht klar, warum sich unter seiner Kanzlerschaft etwas ändern sollte“, sagt Groß.

Montagabend ging auf PULS 4 das erste große TV-Kanzlerduell über die Bühne. Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger trafen in der PULS 4 Wahlarena auf einander und stellten sich den Fragen aus dem Publikum.

Bis zu 351.300 Zuseher und Zuseherinnen verfolgten das Duell auf den TV-Bildschirmen, das auch in den Social Media-Foren heftig kommentiert wurde. Mit über 3.770 Tweets pro Stunde schaffte es das #kanzlerduell zeitweise in die Liste der 10 meist diskutierten Themen weltweit (Trending Topics worldwide) - eine Premiere für ein österreichisches TV-Format.

In der Zielgruppe E 12+ waren im Durchschnitt 325.900 Zuseher und Zuseherinnen dabei mit einem Marktanteil von 13,29 Prozent. Beim Nachbericht steigerte sich der Marktanteil auf 14,89 Prozent (E 12+).

Zitate von Bundeskanzler Werner Faymann, SPÖ

"Ist die Mindestsicherung gerecht, oder nicht? Ich finde, sie ist gerecht! Wir sind das zweitreichste Land der Welt - da werden wir doch die Kraft dazu haben, für die Ärmsten einzustehen!" "Politiker, Unternehmer und die Arbeitnehmer haben gemeinsam dieser Wirtschaftskrise entgegengehalten. Jetzt geht es beim Wirtschaftsaufschwung darum, diesen auch gerecht zu gestalten."

Zitate von Vizekanzler Michael Spindelegger, ÖVP

"Um für Gerechtigkeit zu sorgen, muss man Ungerechtigkeiten beseitigen. Ich kann keinem Bauarbeiter die Pension im Alter von 65 zumuten, wenn ÖBB-Mitarbeiter weiterhin mit 54 in Pension gehen." "Auch zukünftig muss es in Österreich ein differenziertes Schulsystem geben. Wir brauchen für unterschiedliche Begabungen unterschiedliche Rezepte."

Erstes TV-Duell endet amikal

Hellblau also. Die erste Krawattenwahl-Konfrontation Montag auf Puls 4 wurde kurz davor durch ein ÖVP-Foto im Internet angeheizt: Michael Spindelegger, von Krawatten umgeben, beim Aussuchen der richtigen Farbe. Die ist nämlich entscheidend. Eine Krawatte sagt mehr als Tausend Blasen. Beim lustigen Kanzler Werner Faymann wird die Vorbereitung nicht anders gewesen sein. Rot war allerdings für ihn ziemlich logisch: Rot signalisiert Erotik.

Hellblau aber überraschte. Spindelegger korrigierte damit ein böses Missverständnis. Jetzt endlich weiß man, dass er niemals an zwölf Stunden Arbeit pro Tag (für uns) gedacht hat. Hellblau bedeutet: mehr Urlaub! Deshalb geht Runde eins an ihn. Und nicht vergessen: „Licht ist ganz schön wichtig, wenn man Eier haben will“ (Information in „heute konkret“). Bissl spät für diese Erkenntnis. Fürs Sonnen auf dem Balkon ist es nicht mehr so ideal.

Übersicht

Termin Uhrzeit Sender Wer
26.8.2013 20.15 Uhr Puls 4 Kanzlerduell: Faymann ( SPÖ) - Spindelegger ( ÖVP)
29.8.2013 20.15 Uhr ORF2 Glawischnig (Grüne) - Strache (FPÖ)
29.8.2013 21.05 Uhr ORF2 Bucher (BZÖ) - Stronach (TS)
2.9.2013 20.15 Uhr Puls 4 Wahlarena mit Glawischnig (Grüne)
3.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Spindelegger (ÖVP) - Stronach (TS)
4.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Faymann (SPÖ) - Bucher (BZÖ)
4.9.2013 21.55 Uhr ATV Gäste: t.b.a.
5.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Faymann (SPÖ) - Stronach (TS)
5.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Spindelegger (ÖVP) - Bucher (BZÖ)
9.9.2013 20.15 Uhr Puls 4 Wahlarena mit Stronach (TS)
9.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Faymann (SPÖ) - Glawischnig (Grüne)
9.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Spindelegger (ÖVP) - Strache (FPÖ)
11.9.2013 21.55 Uhr ATV Gäste: t.b.a.
12.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Strache (FPÖ) - Stronach (TS)
12.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Glawischnig (Grüne) - Bucher (BZÖ)
15.9.2013 20.15 Uhr Puls 4 Wahlarena mit Spindelegger (ÖVP)
15.9.2013 21.15 Uhr Puls 4 Oppositionsrunde
16.9.2013 20.15 Uhr Puls 4 Wahlarena mit Strache (FPÖ)
17.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Spindelegger (ÖVP) - Glawischnig (Grüne)
17.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Faymann (SPÖ) - Strache (FPÖ)
18.9.2013 21.55 Uhr ATV Gäste: t.b.a.
19.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Strache (FPÖ) - Bucher (BZÖ)
19.9.2013 21.05 Uhr ORF2 Glawischnig (Grüne) - Stronach (TS)
22.9.2013 11.05 Uhr ORF2 Diskussionsrunde mit den Kleinparteien (NEOS, Piraten, KPÖ)
22.9.2013 20.15 Uhr ATV Kanzlerduell, danach Oppositionsrunde
23.9.2013 20.15 Uhr Puls 4 Wahlarena mit Faymann (SPÖ)
24.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Kanzlerduell Faymann (SPÖ) - Spindelegger (ÖVP)
25.9.2013 21.55 Uhr ATV Gäste: t.b.a.
26.9.2013 20.15 Uhr ORF2 Oppositionsrunde

Das tagesaktuelle TV-Programm finden Sie unter kurier.at/tv

Erstes TV-Duell endet amikal
Die Puls4 Wahlarena eröffnete am 19.8. mit Josef Bucher (BZÖ) den Reigen der TV-Termine

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