Pro und Contra: Ist die Pension sicher?

Pro und Contra: Ist die Pension sicher?
Sustala contra Streissler-Führer: Ist angesichts der Demografie eine Pensionsreform überfällig oder alles nur Panikmache?
Sustala contra Streissler-Führer

Sustala.Streissler-Fuehrer

Lukas Sustala ist Vizedirektor bei Agenda Austria

Mit der Sicherheit ist es so eine Sache. Wer ist sicher? Und vor wem? Aus Sicht eines Pensionisten ist klar: Solange Menschen Beiträge ins System einzahlen, wird auch ausgezahlt. So ist das beim Umlageverfahren – eigentlich. Doch weil die Einzahlungen für die Auszahlungen trotz Rekordbeschäftigung nicht reichen, springen die Steuerzahler ein und schießen Jahr für Jahr Milliarden zu. Die Pensionen mögen sicher sein, aber nur ist dann das Budget nicht sicher.

Weil jahrzehntelang aus wahltaktischen Gründen darauf verzichtet wurde, das Pensionssystem demografiefit zu machen, ist für junge Menschen gewiss: Sie müssen die kommende Pensionierungswelle und Privilegien der Babyboomer-Generation bezahlen – bei einem durchschnittlichen Antrittsalter, das trotz deutlich höherer Lebenserwartung niedriger ist als 1975. Das kritisiert zwar auch Finanzminister Hartwig Löger – aber nur halbherzig. In Ländern wie Schweden und Dänemark, die einen solidarischen Sozialstaat mit Nachhaltigkeit und privater Vorsorge verbinden, wäre eine Debatte um Fairness zwischen den Generationen die Folge. Vorschläge liegen auf der Hand: Von einer Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung bis zum smarten Ausbau von Vorsorgemodellen. Hierzulande aber enden Debatten schnell im ideologischen Schützengraben der Sozialpartnerschaft. Auch diese Regierung scheint sich leider davor in Sicherheit bringen zu wollen.

Agnes Streissler-Führer ist Ökonomin bei der Gpa-djp

Es gibt in Österreich keinen Grund, über mangelnde Finanzierbarkeit des öffentlichen Pensionsversicherungssystems Angst zu verbreiten. Es sei denn, man bedient die Interessen der privaten Versicherungswirtschaft. Ja, es gibt immer mehr über 65-Jährige im Verhältnis zu  unter 65-Jährigen. Aber: Seit 2000 sinkt aufgrund steigender Beschäftigung das Verhältnis PensionistInnen pro Versichertem.

Auch für die Zukunft prognostizieren alle seriösen Studien (OECD, EU-Kommission), dass die Pensionen in Österreich sicher sind: Wir zahlen knapp 14 Prozent des BIP für Pensionen, bis 2030 steigt der Anteil auf knapp 15 Prozent, danach sinkt er sogar wieder. Und ja, wir werden auch in Zukunft darauf achten müssen, dass das effektive Pensionsantrittsalter steigt – dafür braucht es aktive Beschäftigungspolitik für Ältere und altersgerechte Arbeitsplätze. Was gerne vergessen wird: Jedes Pensionssystem braucht Wirtschaftswachstum und hohe Beschäftigungsquoten. Aber private Pensionssysteme haben zusätzlich das Finanzmarktrisiko. Sollte es wieder zu einer Finanzkrise kommen, werden wieder Millionen an privaten Pensionsvermögen vernichtet. Üblicherweise trifft das die weniger Betuchten deutlich härter. Tatsache ist: Andere europäische Staaten, die auf Privatisierung gesetzt haben und heute mit Altersarmut konfrontiert sind, schauen neidisch auf Österreich, wo das öffentliche Pensionsversicherungssystem nachhaltig gesichert ist.

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