Pecik: TA-Großaktionär mit Appetit auf mehr

Pecik: TA-Großaktionär mit Appetit auf mehr
Der Investor Ronny Pecik, mithilfe des ägyptischen Milliardärs Sawiris jetzt zweitgrößter Eigentümer der Telekom Austria, will den Konzern besser aufstellen und 25 Prozent.

Die Ängste im Telekom-Vorstand sind groß. Als Mitte Oktober bekannt wurde, dass sich der Investor Ronny Pecik über Optionen 5,4 Prozent am teilstaatlichen, börsenotierten Konzern gesichert hatte, brodelte die Gerüchteküche über. Pecik plane eine unfreundliche Übernahme, er sei nur Strohmann für dubiose Hintermänner. Sodass Telekom-Chef Hannes Ametsreiter die Investmentbank Merrill Lynch und Anwälte beauftragte. Bezeichnender Projektname: "New Sith" - so heißen die Anhänger dunkler Mächte in "Star Wars".

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Vermutlich kein Zufall, dass alsbald Spekulationen kursierten, Pecik habe nur Probleme am Hals und sein Partner, der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris , sei ohnehin fast pleite. Worauf ein erboster Pecik bei den Investmentbankern die Warnung deponiert haben soll, noch seien seine Telekom-Absichten freundlich ...

Vergangene Woche versuchte der kroatisch-stämmige Investor, der mit vier Jahren nach Österreich kam, dann auch Aufsichtsrat, Vorstand und Betriebsratsspitze von seinen freundlichen Absichten zu überzeugen. In der Nacht zum Samstag vermeldete die Telekom, dass Pecik nun nach der Staatsholding ÖIAG der zweitgrößte Aktionär ist. Er hält direkt und indirekt über seine RPR Privatstiftung 15,018 Prozent des Unternehmens sowie Optionen auf weitere 0,79 Prozent. Gesamtwert des Deals: rund 600 Millionen Euro. Pecik hatte sich die Telekom-Aktien vom US-Investmentfonds "Capital Research and Management Company" geangelt.

Sawiris ist als Finanzinvestor mit im Geschäft. Der Ägypter ist nicht beteiligt, sondern fungiert als Kapitalgeber für die zur Stiftung gehörenden Marathon Beteiligungs GmbH. Insider schätzen sein Engagement auf 180 bis 240 Millionen Euro.

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Der neue Telekom-Großaktionär ist derzeit wenig gesprächig, signalisiert aber langfristige, strategische Absichten. Gegenüber dem KURIER attestiert er der Telekom "hohe Qualität und sehr gute Mitarbeiter. Mich interessiert ausschließlich der wirtschaftliche Erfolg, zu dem ich mit allen Kräften beitragen möchte, und sonst nichts." Wobei er noch erwähnt, dass die Telekom derzeit "unterbewertet und undermanaged" sei.

Nervosität

Beides trifft zu. Der Aktienkurs hat kräftig nachgegeben, was den Deal für Pecik beträchtlich verbilligte. Als er sich vor einem Jahr zu interessieren begann, lag der Kurs noch über elf Euro. Jetzt hat er um rund 8,50 Euro zugeschlagen.

Das Management ist durch die Aufräumarbeiten der Vergangenheit - Kursaffäre, Schmiergelder an die Politik, Hochegger - gehandicapt. Die Telekom ist erstes Thema im Korruptions-Untersuchungsausschuss, Staatsanwälte und Task Force ermitteln auf Hochtouren. Der Gewinn hat sich in den ersten neun Monaten 2011 auf 209 Millionen Euro halbiert. Die Auslandsbeteiligungen laufen durchwegs gut, Abwertungen der Weißrussland-Tochter sind währungsbedingt. Schwierig ist dagegen das operative Geschäft im Inland.

Wer Pecik einschätzen kann, ist sich sicher, dass er nicht bei 16 Prozent bleibt, sondern 25 Prozent ansteuert. Womit sich das Investment auf eine Milliarde Euro summieren würde. Gut denkbar, dass Pecik-Freund und Immobilien-Investor Georg Stumpf auch wieder ins Boot kommt. Sollte die Regierung angesichts der Budgetnöte die Telekom tatsächlich vollständig privatisieren, wird sie am größten Miteigentümer wohl nicht mehr vorbeikommen. In Analystenkreisen wird der Einstieg privater österreichischer Investoren jedenfalls als positives Signal für den Markt gesehen. Das vor kurzem beschlossene gesetzliche Bollwerk gegen den Verkauf von Infrastruktur-Unternehmen an EU-Ausländer trifft auf Pecik nicht zu. Er ist österreichischer Staatsbürger.

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Dem 49-Jährigen ist durchaus zuzutrauen, dass er selbst operativ Hand anlegt. Der gelernte Starkstrom-Elektriker, der auf die Matura pfiff und sich als Anfangszwanziger zweieinhalb Jahre als Koch und Aushilfskellner durchschlug, könnte möglicherweise den einen oder anderen Vorstand abservieren. Vor einigen Wochen tönte er bereits, er würde den Telekom-Chef "um einen Euro machen". Dass Pecik ein bis zwei Aufsichtsratsmandate einfordern wird, davon ist auszugehen. Auch eine außerordentliche Hauptversammlung Anfang 2012 wäre denkbar. Noch aber, ist aus seinem Umfeld zu hören, haben Ametsreiter & Co. einen Vertrauensvorschuss.

Wie schaffte der Mann den Aufstieg aus bescheidensten Verhältnissen in die Liste der reichsten Österreicher? "Ein blitzschneller Stratege mit einem hervorragenden G'spür für gute Chancen", schildert ihn ein Geschäftspartner. "Ein kroatisches Schlitzohr", sagen weniger gut Gesinnte. Nach einer Lehre bei Bombardier IT-Experte bei IBM. Bei der Bank Austria lernte er den Handel mit Optionen. Als Vorstand der Raiffeisen-Bezirksbank Wolfsberg (RBB) wäre er beinahe über einen Mitarbeiter gestolpert, der unbemerkt 25 Millionen Euro verspekuliert hatte.

Mit dem Anwalt Rudolf Fries begann er selbst zu investieren, zunächst in den Edelstahlhersteller Böhler-Uddeholm. Ausstieg mit Gewinn, Einstieg gemeinsam mit dem heutigen Pleite-Industriellen Mirko Kovats beim Anlagenbauer VA-Tech. Wieder lukrativer Ausstieg, diesmal durch den Verkauf an Siemens. Seine Partnerschaft mit Kovats brachte ihm den Spitznamen "des Teufels General" ein. Vom "Teufel" sollte er sich bald darauf recht unfreundlich trennen.

2005 begann Pecik über die Beteiligungsfirma Victory ein Schweizer Technologie-Imperium aufzubauen. Oerlicon, Sulzer und die Saurer Textilgruppe - am Höhepunkt herrschte die Victory über 40.000 Mitarbeiter und 300 Werke. Mit dabei Stumpf und der russische Milliardär Victor Vekselberg . Die Victory verkaufte er heuer an Deutsche.

Etablierte Vorstandsdirektoren fürchteten Pecik wie der Teufel das Weihwasser. Er spiele mit dem Risiko und sei nur auf schnelle Kohle aus. Stimmt schon, Pecik hat mit Käufen und Verkäufen viel verdient. Der Manager-Schreck hat es allerdings auch geschafft, Verluste in Gewinne zu drehen, bewies Sanierungsqualitäten und vervielfachte Aktienkurse.

Partner Sawiris wiederum baute mit seiner Familie den ägyptischen Telekom-Konzern Orascom auf, der 2008 erfolglos um eine Beteiligung an der Telekom Austria ritterte. Der Ägypter hat die Mehrheit an Orascom inzwischen an die russische VimpelCom des Oligarchen Michail Friedman verkauft. An der Spitze des Mobilfunkanbieters VimpelCom stand übrigens vom Frühjahr 2009 bis zum Herbst 2010 Ex-Telekom-Chef Boris Nemsic , ebenfalls gebürtiger Kroate.

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